Interview: Friedhelm Schaffrath Meine Arbeit ist mein Lebenselixier

Mönchengladbach · Der Inhaber der Schaffrath-Gruppe wird morgen 80. Ein Gespräch über Golf, den Möbelkauf im Internet - und ein neues Knuffmann-Haus.

 Friedhelm Schaffrath, geboren am 7. Oktober 1934, denkt noch lange nicht daran, beruflich kürzer zu treten. "Das kann ich mir nicht so richtig vorstellen", sagt er.

Friedhelm Schaffrath, geboren am 7. Oktober 1934, denkt noch lange nicht daran, beruflich kürzer zu treten. "Das kann ich mir nicht so richtig vorstellen", sagt er.

Foto: Schaffrath

Sie haben aus einem kleinen Lampengeschäft ein Möbel-Imperium gemacht. Was war auf dem langen Weg dorthin rückblickend die wichtigste Entscheidung?

Friedhelm Schaffrath Imperium ist ein großes Wort. Wir sind Marktführer im Rheinland - nicht mehr und nicht weniger. Die Kunden im Rheinland wissen, was sie an Schaffrath haben. Und wir bedanken uns regelmäßig mit tollen Aktionen bei unseren Kunden. Und das wird in Zukunft auch so bleiben. Aber wenn Sie wissen wollen, was besonders wichtig war - denke ich - dass ich früh Ziele hatte. Wie zum Beispiel, in Mönchengladbach, Düsseldorf und Krefeld Möbelhäuser zu bauen.

Was braucht ein guter Unternehmer?

SCHAFFRATH Das kann man so pauschal nicht beantworten. Aber sicherlich gehören Respekt, Mut, Konsequenz und Beharrlichkeit dazu. Der Respekt vor den Kunden und den Mitarbeitern, der Mut, Dinge anzugehen, die noch in weiter Zukunft liegen, die Konsequenz, Dinge auch gegen den Mainstream durchzusetzen, und die Beharrlichkeit, Projekte voranzutreiben.

An welchem Punkt ihrer Entwicklung steht die Schaffrath-Gruppe?

SCHAFFRATH Stillstand ist Rückschritt. Deswegen geht unser Blick stets nach vorne. Wir passen uns dem Markt, aber insbesondere den Kundenwünschen an. Und die Kunden wünschen sich immer mehr gute und fachmännische Beratung. Und die finden sie bei uns. Darauf sind wir stolz. Und: Wir planen neue Häuser. Zum Beispiel in Düsseldorf. Es ergänzt unser dortiges Haus, das just in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiert.

Verträgt der Markt die ganzen riesigen Möbelhäuser, die im Moment an vielen Stellen gebaut werden?

Schaffrath Wettbewerb belebt das Geschäft und den Umsatz - eine alte kaufmännische Weisheit. Aber die Bäume wachsen auch nicht in den Himmel. Wir werden uns dem Wettbewerb stellen. Die Kunden entscheiden letztlich, was und wen sie wollen - und auch das Wie spielt dabei eine Rolle.

Sie haben gerade ihr Knuffmann-Haus geschlossen. Warum?

SCHAFFRATH Eigentlich wollten wir an Ort und Stelle weiter machen. Der Mietvertrag lief jedoch aus, ein Anschlussvertrag wurde uns nicht angeboten. Die Folge: Wir müssen den Standort schließen. Unsere Kunden profitieren davon. Noch mehr Rabatte und alles muss raus. Am 31. Dezember ist Schluss. Aber wir suchen nach einem neuen Standort für Knuffmann in Mönchengladbach oder Umgebung. Das ist die gute Nachricht.

Was ist das Alleinstellungsmerkmal von Schaffrath?

SCHAFFRATH Wir haben 50 Jahre Erfahrung im Möbelhandel im Rheinland. Das hat sonst keiner. Schaffrath steht für Qualität, Beratung und Kundenservice. Besonders stolz bin ich auf unseren neuen Küchen-Mega-Store an der Hofstraße. Er ist einzigartig und in Deutschland einmalig. Ein wahres Flaggschiff. Ich lobe mich selbst ungern, aber das war die richtige Entscheidung und ich freue mich über das tolle Produkt. Es macht mir und unseren Kunden einfach Spaß.

Ihr Vater hat seinerzeit noch mit weit über 80 Jahren selbst im Geschäft gestanden. Sie scheinen es ihm nachzutun, stecken weiter tief im operativen Geschäft. Was bedeutet Ihnen Arbeit?

Schaffrath Ganz einfach: Ich liebe meine Arbeit. Für mich ist eigentlich Arbeit keine Arbeit. Sie ist Leidenschaft und Liebe zugleich.

Welches Jahrzehnt hatte die formschönsten Möbel? Und welches wiederum hat die schlimmsten Geschmacksverirrungen hervorgebracht?

SCHAFFRATH Jedes Jahrzehnt hatte seine Modeerscheinungen, und über Geschmack kann man bekanntlich trefflich und gut streiten. Ich möchte das gar nicht bewerten. Nur eines ist sicher: Alles kommt mal wieder. Und ich würde mich nicht wundern, wenn die Nierentische aus den 50er Jahren wieder en vogue kämen. Jeder soll sich so einrichten, wie er sich am wohlsten fühlt. Was nützt Ihnen ein Designerstuhl, in dem Sie wegen Unbequemlichkeit nicht sitzen können?

Haben wir die Zeit von "Geiz ist geil" überwunden?

SCHAFFRATH Wer diesen Satz "erfunden" hat, war sich über die Folgen nicht im Klaren. Wir Verbraucher wollen beste Qualität zu niedrigen Preise. Aber Qualität hat auch ihren Preis. Und bei Dumping-Preisen können und dürfen wir nicht beste Qualität erwarten - siehe Lebensmittel-Handel. Das Preis-Leistung-Verhältnis muss stimmen. Geschäfte machen immer dann Spaß, wenn beide Seiten daran Spaß haben.

Ist der Möbelkauf im Internet eine Bedrohung oder eine Chance für den stationären Handel?

SCHAFFRATH Auch bei Schaffrath und bei Knuffmann wird man demnächst online Möbel kaufen können. Dies ist ein zusätzlicher Service, für diejenigen, die genau wissen, was sie wollen. Das ersetzt nicht das Erlebnis Möbelkauf. Internet sehe ich nicht als Bedrohung, sondern als zusätzliches, nützliches Informations- und Verkaufsinstrument.

Wenn Sie durch die eigene Ausstellung streifen, wo bleiben Sie am ehesten hängen?

SCHAFFRATH Bei mir müssen die Details stimmen. Denn die sind sehr wichtig, auch wenn sie nicht gleich ins Auge springen. Deshalb lasse ich es mir nicht nehmen, regelmäßig ganz in Ruhe unsere Abteilungen zu begutachten.

Wie oft wechseln Sie selbst daheim Ihre Möbel aus?

SCHAFFRATH Diese Aufgabe habe ich delegiert: an meine liebe Frau Renate. Sie sprüht immer vor Ideen. Gerade baut sie zwei Häuser für unsere Kinder. Es stimmt: Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine Frau. Renate ist - wie ich - Unternehmer(in) durch und durch. Das ist eine tolle Ergänzung.

Sie sind nie aus Mönchengladbach weggezogen. Was mögen Sie an der Stadt?

SCHAFFRATH Ich bin sehr heimatverbunden und bodenständig. Mönchengladbach ist eine liebenswerte Stadt. Sie hat Flair, auch wenn man es nicht immer sieht, aber man spürt es. Mönchengladbach ist nicht nur im Karneval eine Perle am Niederrhein. Hier gibt es so schöne Feste, und die Stadt entwickelt sich weiter. Krisen bedeuten auch Chancen. Den Strukturwandel nach dem Aus der Textilwirtschaft haben wir bewältigt. Darauf können wir stolz sein. Und vieles entwickelt sich. Beispiel Nordpark: eine Erfolgsgeschichte. Und ich sehe auch für das ehemalige JHQ eine tolle Entwicklung - und das nicht nur mit Musikfestivals. Was übrigens schön für unsere Stadt ist. Hier wird nicht nur toller Fußball gespielt, sondern die Open-Air-Konzerte strahlen weit über die Stadtgrenzen hinaus.

Wie hat sich Ihre Schaffrath-Stiftung für Soziales entwickelt?

SCHAFFRATH Ich bin froh, dass ich die Stiftung zusammen mit meiner Frau Renate ins Leben gerufen habe. Seit 2009 engagieren wir uns für die sozial Schwachen in unserer Gesellschaft. Vor allem unterstützt die Schaffrath-Stiftung Kinder- und Jugendprojekte, Altenheime und weitere soziale Einrichtungen an den Schaffrath- Standorten Mönchengladbach, Düsseldorf und Krefeld. Leider ist die Benachteiligung der sozial Schwachen in unserer Gesellschaft viel zu groß. Das anfängliche Stiftungsvermögen belief sich auf 500 000 Euro. Anfang 2012 haben wir das Stiftungskapital um weitere 500 000 Euro aufgestockt.

Was kann Sie heute noch genauso aufregen wie vor 50 Jahren?

SCHAFFRATH Ehrlich gesagt: Ich war schon mal impulsiver. Aber mit dem Alter kommt auch die Gelassenheit - sagt man doch so. Ich bin ruhiger geworden, habe aber immer noch ein waches Auge. Und ich habe weiterhin bestimmte Vorstellungen für unser Unternehmen. Und die setze ich auch durch, auch wenn ein Entwurf mehrmals geändert werden muss.

Was müssen Sie noch dringend erledigen, ehe Sie irgendwann ein bisschen kürzer treten?

SCHAFFRATH Kürzer treten? Kann ich mir nicht so richtig vorstellen. Meine Arbeit ist mein Lebenselixier. Ich sollte Golf spielen? Vielleicht mache ich das. Genug Gutscheine für Trainerstunden habe ich schon geschenkt bekommen - ein freundlicher Hinweis von meinen Freunden!

RALF JÜNGERMANN STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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