Mönchengladbach Mercedes-Benz-Mitarbeiter starten Protest

Mönchengladbach · Es ist gar nicht so einfach, in Gladbach ein paar Luftballons aufsteigen zu lassen. "Dazu bräuchte es eine Genehmigung vom Flughafen", sagt Frank Taufenbach, Gewerkschaftssekretär der IG Metall. Aber die Ballons auf Kommando gemeinschaftlich platzen zu lassen, passt von der Symbolik her sowieso viel besser. Denn die 110 Mitarbeiter von Mercedes-Benz an der Krefelder Straße fürchten um ihre Zukunft, sobald der Autobauer sich wie angekündigt von der Niederlassung (und etlichen weiteren) trennt.

 Trotz Urlaubszeit beteiligte sich gestern ein Großteil der Mercedes-Angestellten an der Demonstration vor dem Haupteingang an der Krefelder Straße.

Trotz Urlaubszeit beteiligte sich gestern ein Großteil der Mercedes-Angestellten an der Demonstration vor dem Haupteingang an der Krefelder Straße.

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Gestern um die Mittagszeit war ein Großteil der Belegschaft dem Demonstrations-Aufruf der IG Metall gefolgt. "First Class Fahrzeuge, First Class Service - Second Class Belegschaft?" war auf den Bannern zu lesen, oder auch "Unsere Niederlassung - unsere Arbeit - unsere Zukunft". "Demonstration" deswegen, weil die Streikphase noch nicht eröffnet ist - "und weil wir weder den Betriebsablauf stören noch die Verhandlungen unnötig belasten wollen", sagt Petra Adams vom Betriebsrat. Denn die derzeit im Hintergrund ablaufenden Gespräche sollen darüber entscheiden, wie es für die Angestellten weitergeht: "Aber wir wollen hier und heute ein Signal an die Unternehmensleitung senden und Solidarität mit den Kollegen bekunden." Zeitgleich fanden auch an anderen Standorten, etwa in Krefeld, Demonstrationen statt.

Vor zwei Monaten wurde bekannt, dass der sich auf Sparkurs befindliche Autobauer Daimler sich von mehr als 30 konzerneigenen Niederlassungen trennen will, darunter die in Gladbach. "Die Mitarbeiter sorgen sich um ihre guten Arbeitsbedingungen, um Sozialleistungen, darum, dass alte Verträge bald nicht mehr gelten", so Taufenbach. Die Unsicherheit habe längst nur nicht bloß die Belegschaft, sondern auch die Kunden erreicht, sagt Adams. "Sobald die sich fragen, ob man hier überhaupt noch zu bestellen braucht, kommen die Aufträge nicht mehr rein und ist die Werkstatt nicht länger ausgelastet."

Mercedes-Sprecher Tim In Der Smitten betont, dass sich für die Kunden nichts ändere - und in Verhandlungen mit Übernahmekandidaten werde man nur Bewerber mit "Top-Reputation" in Erwägung ziehen: "Dauerhafter wirtschaftlicher Erfolg und Tariftreue sind dabei das A und O." Ganze Niederlassungen dürften nicht vor Ende 2015 verkauft werden. Allerdings gilt Mönchengladbach nur als Teilbetrieb - und dieser könnte schon sehr viel früher den Eigentümer wechseln.

(RP)
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