Mönchengladbach Der schwarze Punkt vor der Sonne

Mönchengladbach · Gestern Nachmittag kam es am Himmel zum Merkur-Transit. Das Himmelsereignis gibt es im Durchschnitt nur alle acht Jahre, es ist seltener als eine Sonnenfinsternis. Zu sehen war das Schauspiel in der Sternwarte Rheindahlen.

 Uwe Toschka und seine Kinder Nicola und Max beobachteten gestern in der Sternwarte den Merkur-Transit. Tilman Sehlen (Mitte) erklärte den Himmelsguckern, was sich da gerade vor der Sonne abspielt.

Uwe Toschka und seine Kinder Nicola und Max beobachteten gestern in der Sternwarte den Merkur-Transit. Tilman Sehlen (Mitte) erklärte den Himmelsguckern, was sich da gerade vor der Sonne abspielt.

Foto: Jörg Knappe

Mit Teleskopen, Ferngläsern und Spezialbrillen bewaffnet stehen Menschen vor der Sternwarte und schauen gebannt in den Himmel. Sie sind so fasziniert, dass kaum einer spricht. Die Szenerie mutet an, als ob sich gerade eine Sonnenfinsternis ereignet. Was sich da oben am Himmel abspielt, ist jedoch viel seltener als eine Sonnenfinsternis. Gestern Nachmittag kam es am Himmel zum so genannten Merkur-Transit. Dabei schiebt sich der kleinste Planet des Sonnensystems zwischen Erde und Sonne und erscheint als schwarzer Punkt. Wer gestern nicht in die Sternwarte kam, hat davon jedoch nichts mitbekommen. Zu sehen war dieses kosmische Ereignis nämlich nur mit 50-facher Vergrößerung.

"Pro Jahr gibt es rund vier Sonnenfinsternisse. Sie sind immer irgendwo anders auf der Erde zu sehen. Eine Mondfinsternis ist schon seltener. Zu einem Merkur-Transit kommt es im Schnitt aber nur alle acht Jahre. Deshalb ist es heute so besonders", erklärte Tilman Sehlen vom Astronomischen Arbeitskreis den Besuchern das außergewöhnliche Himmelereignis. Weil der Merkur nicht nur sehr klein, sondern auch noch rund 91 Millionen Kilometer entfernt ist, wirkte der Planet vor der Sonne wie ein kleiner schwarzer Stecknadelkopf. Zwar hatte der eine oder andere Besucher seine Schutzbrille von der Sonnenfinsternis im vergangenen Jahr dabei, doch zu sehen war damit nichts. Besser ging das mit einem speziellen Sonnenteleskop. Dort war der Fixstern als roter Ball zu sehen. Im großen Teleskop in der Sternwarte erschien die Sonne als weiße Scheibe mit schwarzem Punkt.

Zwar war der Merkur-Transit gestern schon ein außergewöhnliches Ereignis, doch zu sehen gab es noch etwas: Sonnenflecken. Sie sind die kühleren Stellen der Sonne und unterliegen einem Zyklus von elf Jahren. Daher sind auch sie nicht gerade oft zu sehen. Wissenschaftlern geben diese Flecken Aufschluss über die Aktivitäten auf der Sonnenoberfläche. Tilman Sehlen hatte während der über acht Stunden dauernden Beobachtung den härtesten Job. Er stand auf der Wiese in der prallen Sonne und musste ordentlich schwitzen. Wesentlich angenehmer war es in der Kuppel der Sternwarte. Während gestern Mittag und am frühen Nachmittag optimale Bedingungen für den Merkur-Transit herrschten, war die Beobachtung gegen Abend schwieriger. "Das hängt mit der Hitze zusammen. Dadurch gibt es Schlieren in der Atmosphäre, und das Bild im Teleskop wird verschwommen", erklärte Sehlen das Phänomen.

Wie immer in der Sternwarte gehörte auch gestern ein Vortrag zum Programm. Dieter Vegelahn erklärte den Besuchern den Merkur und warum es nur so selten zu einem Transit kommt. "Der Merkur braucht nur 88 Tage, um die Sonne zu umrunden. Weil seine Umlaufbahn aber nicht parallel zu der unserer Erde verläuft, stehen Sonne, Merkur und Erde nur 13-mal pro Jahrhundert auf einer Linie", erklärte Vegelahn. Wer gestern den Merkur-Transit verpasst hat, der muss nun drei Jahre warten. Am 11. November 2019 kommt es zum nächsten Transit. Danach dauert es wieder 13 Jahre bis zum nächsten.

(cli)
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