Mönchengladbach Minister Gröhe will Pflege attraktiver machen

Mönchengladbach · Der Verdienst ist gut, das Image ist schlecht: Viele junge Leute wollen nicht mehr in die Altenpflege.

 Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (Mitte) war gestern in der KBS-Akademie. Links ihr Leiter Thomas Kutschke, rechts Günter Krings.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (Mitte) war gestern in der KBS-Akademie. Links ihr Leiter Thomas Kutschke, rechts Günter Krings.

Foto: Weber

Wenn Thomas Kutschke als Geschäftsführer der KBS-Akademie für Gesundheitsberufe die Bewerber sondiert, die sich für eine Kranken- oder Altenpflegeausbildung melden, dann fällt ihm sofort auf: Pro Ausbildungsplatz für die Krankenpflege kann er in der Regel unter fünf Kandidaten aussuchen. Da ist Auswahl möglich. Bei der Altenpflege aber kommt auf einen Ausbildungsplatz ein Bewerber. "Da müssen wir fast jeden nehmen", erzählte er gestern Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), der in der KBS-Akademie zum Thema "Wir stärken die Pflege" sprach. Gröhe kam auf Einladung des CDU-Kreisvorsitzenden Günter Krings und der CDU-Landtagskandidaten Jürgen Klenner und Frank Boss.

Gröhe weiß, wie wichtig es ist, großen Wert auf die Ausbildung zu legen. Experten weisen darauf hin, dass bis zum Jahr 2030 rund 500.000 Fachkräfte in der Langzeitpflege fehlen werden. Die Gladbacher Arbeitsagentur berichtete jüngst von derzeit 370 Stellen, die in der Pflege momentan nicht besetzt sind. "Uns fehlt eine gesellschaftliche Akzeptanz der Pflege, vor allem der Altenpflege. Das Image ist mangelhaft, während der Verdienst nach Tarifvertrag mittlerweile gut ist", sagte dazu Sozial-Holding-Geschäftsführer Helmut Wallrafen. Mit dieser Einschätzung stimmte Gröhe weitgehend überein. "Die Wertschätzung spiegelt sich nicht ausreichend im Selbstbild", sagte er. Und mit dem Hinweis, dass für bestimmte Ausbildungsgänge im Gesundheitswesen sogar Schulgeld bezahlt werden muss, folgerte er: Vielfach herrsche die Denke vor, jemand, der einen sozialen Beruf anstrebt, müsse dafür noch etwas mitbringen. "Junge Leute sind gefragt. Es liegt an den Arbeitgebern, für attraktive Arbeitsbedingungen zu sorgen."

Die Schülersprecherin der KBS-Akademie, Anna Kernchen, konfrontierte den Minister mit ihrer Realität. Sie macht eine Ausbildung in der Krankenpflege und sagte: "Die Bedingungen werden immer härter, und es bleibt immer weniger Zeit, sich mit den Menschen zu beschäftigen." Sie kenne Kollegen, die unzufrieden seien und bereits nach Perspektiven suchten. Sie forderte mehr Geld für die Pflege.

Gröhe versprach ihr, mit weiteren Eingriffen in den Gesundheitsbereich dafür zu sorgen, dass sie nicht nur beim Abschluss ihrer Ausbildung, sondern "auch zehn Jahre später gerne ihren Beruf ausüben wird". Man müsse sich zum Beispiel fragen, ob wirklich 2000 Kliniken in Deutschland alles in gleicher Qualität vorhalten müssen. Man benötige eine "kluge Spezialisierung, was ortsnah angeboten werden muss".

Andreas Lahm, Geschäftsführer der Kliniken Maria Hilf, warnte vor der Fehleinschätzung, Krankenhäuser müssten den Großteil ihrer erwirtschafteten Überschüsse in die Pflege stecken. Das Geld sei notwendig, um die Qualität von Einrichtungen und Geräten zu verbessern. Mit den für Investitionen zur Verfügung gestellten Pauschalbeträgen komme man nicht weit.

(RP)
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