Mönchengladbach Minister: Trafo-Werk soll erhalten bleiben

Mönchengladbach · NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann besichtigte das von der Schließung bedrohte Werk an der Rheinstraße. Er sicherte der Belegschaft die Unterstützung der Landesregierung zu.

 Minister Karl-Josef Laumann (5.v.l.) mit Vertretern der GE-Betriebsräte, OB Hans Wilhelm Reiners und Werkleiter Jochen Schwarz (3.v.r.) vor einem 50-Hertz-Transformator.

Minister Karl-Josef Laumann (5.v.l.) mit Vertretern der GE-Betriebsräte, OB Hans Wilhelm Reiners und Werkleiter Jochen Schwarz (3.v.r.) vor einem 50-Hertz-Transformator.

Foto: Andreas Gruhn

"Mahlzeit!", murmelt der Mann im Blaumann, als er der Gruppe Gäste auf einem Gang mitten im General-Electric-Werk begegnet. Was Arbeitsminister Karl-Josef Laumann entgegnet, ist schwer zu verstehen im nicht nachlassenden Laut der Maschinen, die die Kerne für die Transformatoren schneiden. Überall in dem Werk an der Rheinstraße herrscht Betriebsamkeit. In der Isolierteil-Fertigung, in der Schreinerei, in der Wickelei, wo die Kupferleitungen gewickelt werden, in der Vormontage, in der Prüfung und wieder in der Demontage - das Werk brummt. Und soll trotzdem geschlossen werden, so hat es der Konzern beschlossen und den Mitarbeitern kurz vor Weihnachten verkündet. 371 Beschäftigte bangen seitdem in Mönchengladbach um ihre Jobs, aber auch in Berlin und Kassel sind Arbeitsplätze bei GE-Grid in Gefahr.

Mönchengladbach: Minister: Trafo-Werk soll erhalten bleiben
Foto: Andreas Gruhn

Laumann (CDU), gelernter Maschinenschlosser und IG-Metaller, schaut sich das gesamte Werk an, Werkleiter Jochen Schwarz führt ihn hindurch. Laumann spricht mit den Mitarbeitern, lässt sich Handgriffe und Abläufe erklären. Als er an einem 50-Hertz-Trafo vorbeikommt, der fertig montiert geprüft wird und dann zum Transport wieder demontiert wird, entfährt es ihm: "Es ist nicht zu verstehen, dass eine Firma mit einem so guten Produkt, mit einer klasse Mannschaft und diesen Zahlen Angst haben muss, dass es sie in einem Jahr nicht mehr geben wird. Das hätten sich die Väter der sozialen Marktwirtschaft nicht vorstellen können", schimpft er. Jochen Schwarz berichtet, dass die Auftragslage weiter gut ist. "Das Werk ist ausgelastet bis August, und wir sind zuversichtlich, dass die Kunden weitere Aufträge erteilen. Es kommen klare Signale, dass sie nicht auf uns verzichten möchten."

Deshalb kämpfen Belegschaf und Betriebsrat seit Dezember gegen die Schließungspläne. Und sie erfahren viel Zuspruch. Betriebsratschef Falk Hoinkis war Anfang der Woche im Bundeswirtschaftsministerium in Berlin zu Besuch. Dort habe man zugesagt, sich bei General Electric für das Werk einzusetzen. Solidarität und Zuspruch sind groß, und Laumann versprach gestern bei seinem Besuch: "Die Landesregierung muss alles in ihrer Macht stehende tun, dass diese Arbeitsplätze erhalten bleiben." Das werde auch Ministerpräsident Armin Laschet so sagen. Der Einfluss einer Regierung auf Unternehmensentscheidungen ist naturgemäß begrenzt. Dennoch wolle Laumann sämtliche Instrumente nutzen, um auf die Entscheidung der europäischen Führung des Konzerns in Paris einzuwirken. Und wenn das nicht klappt, dann immerhin bei der Suche nach einem neuen, passenden Investor behilflich sein. "Wir werden in jedem Fall jede Unterstützung geben, das Werk zu erhalten. Denn es ist ein Juwel", sagt Laumann. "Und die Menschen, die hier arbeiten, sollen sehen, dass uns das hier nicht den Buckel runter rutscht."

Laumann spricht die Sprache der Arbeiter. Gerade für ihn, der zwölf Jahre Agrarmaschinen gebaut hat, ist der Verlust von industriellen Arbeitsplätzen ein Graus. Gut bezahlte Arbeitsplätze für hochqualifizierte Fachkräfte, die mit ihrer Hände Arbeit noch richtig Wertschöpfung betreiben, das schätzt Laumann. "Ich habe nichts gegen Logistik, aber ich weiß, was in dieser Branche verdient wird und was in der Industrie. Wir brauchen die große industrielle, gewerbliche Breite. NRW soll ein starkes Industrieland bleiben." Nur Dienstleistung und Start-ups geht nicht.

Fürs Erste begleitet jetzt die Technologieberatungsstelle NRW die Belegschaft und den ohnehin sehr aktiven Betriebsrat in den kommenden Monaten. Dabei handelt es sich um einen gemeinsam von den Gewerkschaften in NRW und dem Arbeitsministerium getragenen Verein, der den sozialverträglichen Strukturwandel im Land fördern soll, sprich: Die Mitarbeiter und Betriebsräte in Umgestaltungsprozessen zu unterstützen. "Wir wollen Strategien und Handlungsmöglichkeiten vermitteln, die Anpassungsprozesse bei einer Übernahme zu gestalten", sagt Jürgen Grumbach, Leiter der Technologieberatungsstelle (TBS).

Am Nachmittag fährt der Minister mit seinen Mitarbeitern wieder vom Werksgelände. Der Dienstwagen muss durch eine Baustelle und über abgefrästen Asphalt. Sogar vor dem Werkstor wird bei GE im Moment ausgiebig gearbeitet.

(RP)
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