Mönchengladbach Mit acht Messerstichen schleppte sich das Opfer in die Klinik

Mönchengladbach · Weil er am 30. Juni 2016 gegen 3.30 Uhr mit einem Messer mit 15 Zentimeter langer Klinge in der Altstadt auf einen 55-jährigen Wohnungslosen eingestochen haben soll, muss sich seit Anfang Januar ein 20-jähriger Angeklagter vor der Ersten Großen Jugendkammer des Mönchengladbacher Landgerichts verantworten. Bereits zu Prozessbeginn hatte der junge Mann, der mit elf Jahren aus Litauen nach Deutschland gekommen war, die Tat zugegeben. "Ich weiß nicht, was da in mich gefahren ist", sagte der unauffällig wirkende Mann am ersten Prozesstag. Einer Polizeibeamtin hatte er jedoch anvertraut, dass er seit seiner Kindheit Stimmen höre. "Das sind böse Stimmen, die zwingen mich, böse Dinge zu tun", soll er in einer Vernehmung erklärt haben. "Der Mann (das Opfer) war der Erste, der mir über den Weg lief. Ich war voller Wut, wollte ihn töten. Ich habe sechsmal gestochen. Dann hörte ich jemanden schreien und haute ab", soll der Angeklagte seine Aussage ergänzt haben.

Tatsächlich war der Messerstecher in der Juninacht einem Gast eines Hotels an der Ludwigstraße aufgefallen. Der Zeuge, ein 42-jähriger Fotograf aus Bamberg, der damals beruflich in Mönchengladbach war, hatte am offenen Fenster ein "Schnaufen und Gerangel" gehört. "Ich habe aus dem offenen Fenster zwei-, dreimal ,Aufhören' geschrien", erinnerte sich der Zeuge gestern im Gerichtssaal. Einer der Männer mit Kapuze sei in Richtung Waldhausener Straße weggelaufen, der andere Mann sei liegengeblieben. Später habe er die Polizei gehört, sagte der Bamberger.

Zwei medizinische Sachverständige beschrieben gestern die Stich-Schnitt-Verletzungen, mit denen sich das 55-jährige Opfer nach dem Angriff ins Krankenhaus "Maria Hilf" geschleppt hatte. Und es waren acht teilweise tiefe Verletzungen im Thoraxbereich und nicht sechs, wie der Angeklagte behauptet hatte. Hilfreich seien wahrscheinlich drei dicke Jacken gewesen, die das obdachlose Opfer in der Juninacht getragen habe.

Im Hans-Jonas-Park sollen der Angeklagte und der 55-Jährige aufeinandergetroffen sein. Der Angeklagte habe ihn damals gefragt, ob er Lust hätte, mit ihm einen Einbruch zu begehen, hatte sich das Opfer im Gerichtssaal erinnert. Vergeblich habe er den jungen Mann gebeten, ihn in Ruhe zu lassen, so der 55-Jährige. Er sei dann die Waldhausener Straße hinuntergerannt und in die Ludwigstraße eingebogen. Dort sei er von dem Verfolger eingeholt und in den Hoteleingang gedrängt worden, erinnerte sich das Opfer bereits zu Prozessbeginn.

Der Prozess wird fortgesetzt.

(RP)
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