Mönchengladbach Mit dem Adler über die Alpen

Mönchengladbach · Im liebevoll restaurierten Oldtimer will Siegbert Zimmer im Mai die Internationale Alpenfahrt von 1928 nachfahren. Die einstige "Rostlaube" hat der gelernte Kfz-Meister in 20-jähriger Arbeit liebevoll als Roadster erneuert.

 Dieses Foto zeigt die Rheydter Rallyefahrerin Paula Coenen, eine äußerst erfolgreiche Langstreckenfahrerin. Sie wurde unter anderem als "fortschrittlichste Frau am Steuer" gefeiert.

Dieses Foto zeigt die Rheydter Rallyefahrerin Paula Coenen, eine äußerst erfolgreiche Langstreckenfahrerin. Sie wurde unter anderem als "fortschrittlichste Frau am Steuer" gefeiert.

Foto: Rietdorf

Kennen Sie Hans Coenen? Oder seine Tochter Paula? Nein? Der Rheydter Hans Coenen gewann 1928 mit seinem Adler Standard 6, dem modernsten und stabilsten Auto seiner Zeit, die Internationale Alpenfahrt. Seine Tochter Paula war ebenfalls eine äußerst erfolgreiche Langstreckenfahrerin, die unter anderem den Ehrenpreis der Stadt Düsseldorf gewann und in der Presse als "fortschrittlichste Frau am Steuer" gefeiert wurde. Beide stehen für eine große Tradition, die Siegbert Zimmer, Oldtimer-Liebhaber und langjähriger Gladbacher Kfz-Sachverständiger, zu einer ganz besonderen Tour inspiriert hat. In seinem Adler Standard 6 will er die Alpentour nachfahren.

Siegbert Zimmer liebt Oldtimer: Er hat eine ganze Garage voller wunderbarer alter Autos. Der Adler Standard 6 aber liegt ihm besonders am Herzen. Er hat den Wagen in zwanzigjähriger Arbeit erneuert und zu einem wahren Schmuckstück gemacht. 1996 wurde ihm die "Rostlaube", wie er sagt, angeboten. Der Adler, Baujahr 1928, hatte mehr als fünfzig Jahre lang in einer Scheune gestanden und höchstens Kindern als Spielzeug gedient. Zimmer, gelernter Kfz-Meister, kauft den Oldtimer und entscheidet sich, ihn nicht als Limousine zu restaurieren, sondern als Roadster. "So wie auf diesem Foto hier", sagt er und zeigt auf die Aufnahme von Paula Coenen in einem offenen Adler. Er investiert viel Zeit, Geld und viele Ideen, um den Wagen wieder so weit wie möglich in einen Neuzustand zu versetzen. Einfach ist das nicht. "Man muss sich Tricks einfallen lassen, denn in einen Laden gehen und Teile kaufen, das kann man heute nicht mehr", erklärt der 76-Jährige. Die Birnen, die in die Scheinwerfer gehören, gibt es beispielsweise seit achtzig Jahren nicht mehr. Aber er hat eine Lösung gefunden. Um die richtige Farbe zu finden, hat er eine Spektralanalyse durchführen und den Lack danach anmischen lassen. Heute steht ein glänzender, rot-schwarzer Wagen in Zimmers Werkstatt und fasziniert mit vielen Details. Zum Beispiel mit einem mechanischen Scheibenwischer, den man per Hand bedienen muss. Wie funktioniert das im realen Einsatz? "Wenn es regnet, muss man eben langsam fahren", sagt Zimmer lächelnd. "Ein Motorradfahrer hat auch keinen Scheibenwischer am Helm."

 Das ist der Pokal, den Hans Coenen einst gewann.

Das ist der Pokal, den Hans Coenen einst gewann.

Foto: Angela Rietdorf
 Der stilisierte Adler auf der Motorhaube zeigt dem Fachmann: Das Fahrzeug ist auch ein Adler.

Der stilisierte Adler auf der Motorhaube zeigt dem Fachmann: Das Fahrzeug ist auch ein Adler.

Foto: Angela Rietdorf
 Dies ist aus der einstigen "Rostlaube" geworden: Siegbert Zimmer hat den Adler Standard 6 in 20-jähriger Arbeit erneuert.

Dies ist aus der einstigen "Rostlaube" geworden: Siegbert Zimmer hat den Adler Standard 6 in 20-jähriger Arbeit erneuert.

Foto: Angela Rietdorf

Der Liebhaber alter Autos restauriert nicht nur, er ist mit den Wagen auch unterwegs. Zur Erinnerung an die erste Weltumrundung in einen Pkw, die Clärenore Stinnes in einem Adler von 1927 bis 1929 absolvierte, fährt Zimmer von den ehemaligen Adlerwerken in Frankfurt nach Berlin, wo die Rekordfahrerin ihre Welttour auf den Avus beendete. In diesem Jahr wird sich Zimmer mit seinem Adler einer anderen Herausforderung stellen: Er will die Internationale Alpentour nachfahren, die Hans Coenen, der in den 1920er Jahren die Adlervertretung an der Hauptstraße 85 in Rheydt betrieb, gewann. "Die Etappen sind schon ausgearbeitet", sagt Zimmer. In fünf Etappen wie 1928 soll es von Mailand über Meran und Villach nach München gehen. Begleitet wird er dabei von seiner Lebensgefährtin, die einen Transporter fährt. Auf Unwägbarkeiten ist er eingestellt. So brachten der Furka-Pass und die Hitze 1928 das Wasser in den Kühlern der Autos zum Kochen. Das schreckt ihn nicht. "Wir werden natürlich Wasser dabei haben", sagt er gelassen. Fahrten mit Oldtimern könne man nicht vollständig durchplanen. Einfach machen ist seine Devise. "Ich will mir nicht irgendwann den Vorwurf machen, ich hätte es nicht probiert", sagt er und blickt liebevoll auf den Roadster mit dem stilisierten Adler auf der Motorhaube.

(RP)
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