Mönchengladbach Mit der "Kutte" aufs Kreuzfahrtschiff

Mönchengladbach · 150 Fans von Borussia Mönchengladbach fahren zum letzten Auswärtsspiel nach Bremen - über Kiel, Oslo und Göteborg.

 Er hatte die Idee für die Kreuzfahrt: Stefan van Edig.

Er hatte die Idee für die Kreuzfahrt: Stefan van Edig.

Foto: DIRK PÄFFGEN

Stefan van Edig streitet erst gar nicht ab, dass seine Idee - mit einem Kreuzfahrtschiff zum letzten Auswärtsspiel der Borussia von Mönchengladbach nach Bremen zu reisen - schon etwas skurril ist. Doch der Reisevermittler und eingefleischte Borusse ließ sich nicht davon abbringen. Am Dienstag, 12. Mai, macht er sich mit rund 150 Personen gemeinsam auf den Weg an die Weser. Die Reise der abenteuerlustigen Anhänger startet in Kiel, führt die Teilnehmer weiter nach Oslo und über Göteborg wieder zurück nach Kiel. Dann geht es ab ins Stadion.

"Ich bin schon seit vielen Jahren mit Borussia unterwegs und betreibe in Korschenbroich eine Reisevermittlung. Schon am Anfang der Saison kam mir der Gedanke mit der Europafahrt", sagt Stefan van Edig. "Diese Kreuzfahrt mit der MSC Orchestra ab Kiel habe ich bereits für Kunden als Kegeltour rausgesucht und hatte den Termin noch im Hinterkopf." Als dann der neue Bundesliga-Spielplan erschien, und feststand, dass die Elf von Trainer Lucien Favre am 33. Bundesliga-Spieltag (16. Mai) nach Bremen reisen muss, begannen die Planungen. Stefan van Edig: "Ich war schon ein paar Mal mit der Familie auf Kreuzfahrt und dachte mir immer, dass es mit einer großen Gruppe von Bekannten sicher auch sehr schön sein würde. Zunächst habe ich mich im Bekanntenkreis umgehört, und es hat sich schnell abgezeichnet, dass es großes Interesse an der Tour gibt."

 Mit der MSC Orchestra machen sich 150 Borussen-Fans auf den Weg.

Mit der MSC Orchestra machen sich 150 Borussen-Fans auf den Weg.

Foto: dpa

Nachdem er das Angebot bei Facebook gepostet hatte, stand sein Handy plötzlich nicht mehr still. "Ich war selbst überrascht, welches Ausmaß das angenommen hat", sagt er. Die Teilnehmer der Kreuzfahrt schreckte offensichtlich auch die magere Bilanz der Gladbacher Kicker in Bremen nicht ab: Seit 28 Jahren hat die Fohlen-Elf an der Weser keinen Sieg mehr feiern können. "Die Bilanz ist wirklich nicht gut, es ist fast wie ein Fluch. Da wir bereits alles versucht haben, dort zu gewinnen, müssen eben neue Wege gefunden werden."

Das i-Tüpfelchen auf der Tour wäre sicherlich ein "Dreier" bei den Bremern. Dann hätte sich der "minimale Umweg" von rund 2000 Kilometer gleich doppelt gelohnt, sagt Stefan van Edig.

Schon die Anreise am Dienstag per Bahn mit 120 Personen ab Mönchengladbach verspricht ein echter Höhepunkt zu werden. "Der Mitarbeiter des Reisezentrums im Bahnhof hat nicht schlecht gestaunt, als er die Teilnehmerzahl hörte", sagt der Organisator.

An Bord werden die Gladbach-Fans die auf Kreuzfahrten übliche Vollpension erhalten. "Und da wir Borussen in der Regel ziemlich trinkfest sind, haben wir gleich das 'all inclusive'-Paket gebucht", sagt er. Zudem böten sich den Reisenden an Bord mit Swimmingpool, Wasserrutsche, Fitnessraum und wechselnden Abendshows im großen Theater ausreichend Freizeitmöglichkeiten. "Es sollte für jeden etwas dabei sein."

Eine vergleichbar kuriose Anreise dürfte es in der Geschichte der Mönchengladbacher Fanszene noch nicht gegeben haben. "Ich denke, das ist eine Premiere", sagt der Reiseleiter. "Ich bin natürlich sehr gespannt darauf, wie die anderen Gäste schauen, wenn wir in unseren 'Kutten' an Bord gesehen werden", sagt er und fügt wissend hinzu: "Aber das Kreuzfahrt-Publikum ist heute sehr viel lockerer und es läuft nicht mehr wie auf dem Traumschiff."

Schwierigkeiten, einen Veranstalter für die Reisegruppe von Fußballfans zu finden, hatte der Initiator nicht: "Ich habe über den mobilen Reisevertrieb-Anbieter Amondo in Bonn ein Gruppenkontingent bei MSC Kreuzfahrten angefragt und auch direkt bekommen. Aber ich glaube kaum, dass die Reederei weiß, dass da Fans von Borussia Mönchengladbach einsteigen werden."

Wenn die Reise ein Erfolg wird, besteht durchaus Wiederholungsgefahr.

(RP)
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