Mobile Urinale Mit diesen Pissoirs will Gladbach seine Wildpinkler bändigen

Mönchengladbach · Die vier mobilen Urinale, die ab Freitag an zwei Wochenenden in der Stadt erprobt werden, sind nicht schön, werden aber dringend benötigt. Die Altstadtinitiative will den Nutzen testen - und danach über dauerhafte Lösungen diskutieren.

 Mobile Urinale wie dieses Modell (Pluto 3 des Herstellers Atlas Sanitation Products) kommt etwa auf Festivals zum Einsatz. Vier solcher Urinale sollen ab Freitag auch in Mönchengladbach stehen.

Mobile Urinale wie dieses Modell (Pluto 3 des Herstellers Atlas Sanitation Products) kommt etwa auf Festivals zum Einsatz. Vier solcher Urinale sollen ab Freitag auch in Mönchengladbach stehen.

Foto: Atlas Sanitation Products B.V.

Die Gladbacher Altstadt und der Bismarckplatz werden an den kommenden beiden Wochenenden zum Testgebiet gegen Wildpinkler. Die Stadt lässt von Freitag bis Montag und noch einmal von Altweiber-Donnerstag bis Aschermittwoch erstmals vier mobile Urinale aufstellen und will damit gegen wildes Urinieren an Häuserfronten und in Gebüschen vorgehen. "Wir bekommen von Wirten und Anwohnern immer häufiger Wildpinkler gemeldet", sagt Bezirksvorsteher Herbert Pauls (CDU). "Daraus ist diese Idee entstanden. Wir wollen testen, wie die mobilen Urinale angenommen werden." Dabei handelt es sich um Kunststoffkreuze mit einem integrierten Tank, die jeweils vier "Notdürftigen" Platz bieten.

Das Problem mit Wildpinklern sei an Wochenenden in der Altstadt, aber auch tagsüber in der Woche am Bismarckplatz besonders schlimm, so die Altstadtinitiative. Besonders zu Karneval wird mit vielen Partygästen gerechnet, die allzu plötzlich den Ruf der Natur hören und es nicht mehr zum nächsten WC schaffen. Deshalb haben die Altstadtinitiative, der Club der Wirte und die Stadt vier mobile Urinale von einem Lieferanten in der Stadt angemietet und stellen sie an diesen vier Standorten auf: am Bismarckplatz gegenüber der Postbank, an der unteren Waldhausener Straße (am Ende der Boulebahn), vor dem Dicken Turm in der Mitte der Altstadt, in direkter Nachbarschaft der Citykirche. Die Kirche habe ihr Einverständnis gegeben, weil auch immer mehr Altstadt-Besucher nachts gegen die Kirche pinkeln, sagt Josef Vitz von der Altstadtinitiative. "Die Leute beschweren sich seit Jahren, es riecht in vielen Ecken unangenehm nach Urin. Ich habe großes Verständnis dafür, dass sich die Anwohner darüber aufregen", sagt Vitz. Sogar an der Polizeiwache, die Vitz viele Jahre geleitet hat, werde regelmäßig uriniert.

Weil die mobilen Urinale unbedingt schon zu Karneval stehen sollten, nimmt die Stadt auch erst einmal mit sehr einfachen Modellen vorlieb. Schön findet die Plastik-Urinale keiner der Beteiligten, sie dürften auch kaum in die Gestaltungsrichtlinie passen, die derzeit für die Gladbacher City erarbeitet wird. "Ich wünsche mir die jetzigen Modelle auf keinen Fall dauerhaft", sagt Herbert Pauls. "Nach Karneval wollen wir prüfen, wie es gelaufen ist." Sollten die Urinale tatsächlich spürbaren Effekt zeigen, dann will die Altstadtinitiative über dauerhafte Einrichtungen diskutieren, die dann aber ansprechender gestaltet sind. In den Niederlanden (etwa in Venlo, Eindhoven und Heerlen) sind die Pissoirs weit verbreitet. Aber auch in deutschen Großstädten wie Frankfurt setzt man bereits auf dieses funktionale Stadtmobiliar.

Die Stadt Köln hat bereits vor neun Jahren mehrere Urinale im Stadtgebiet bauen lassen, die auf Knopfdruck vollständig in den Boden versenkt werden können. Tagsüber verschwinden sie komplett. Genau von solchen Einrichtungen träumen auch die Beteiligten in der Mönchengladbacher Altstadt - wenn die Notdurft in den kommenden beiden Wochen denn groß genug ist. Das Problem in der Kölner Innenstadt war noch viel drängender: Allein der Dom, so schätzte die Stadtverwaltung bei der Errichtung der ersten versenkbaren Urinale, müsse im Jahr rund 15.000 Liter Urin aushalten.

(RP)
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