Mönchengladbach Mit Raute und einem Sixpack Cola

Mönchengladbach · Unser Mitarbeiter Thomas Grulke hatte auf seinem Weg in die Nordkurve des Borussia-Parks mit noch schärferen Kontrollen gerechnet. Doch auch so merkte er sehr deutlich, dass das Derby kein Spiel wie jedes andere war.

Gladbach-Köln: Keine Chance für Krawallmacher
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Gladbach-Köln: Keine Chance für Krawallmacher

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Dass es keine gewöhnliche Anfahrt zum Borussia-Park wird, ist sofort klar. Auch am Gladbacher Hauptbahnhof ist der Hubschrauber, der um 13 Uhr bereits über dem Stadion kreist, noch gut zu vernehmen. Doch als ich eine Stunde später meinen Platz in der Nordkurve einnehme, ist letztlich alles so gelaufen wie sonst auch. Fast alles.

Die Busse, die im Fünf-Minutentakt den Platz der Republik verlassen, sind schon um 13.15 Uhr gut gefüllt. Nur wenige Fans bleiben noch eine Weile an der frischen Luft, eine Gruppe Gladbach-Anhänger hat es sich auf einer Bank bequem gemacht — mit einem Sechserpack Cola. Auch in meinem Bus bleibt ein Becher Kaffee lange Zeit das einzige wahrnehmbare Getränk, das strikte Alkoholverbot zeigt Wirkung. Entsprechend gibt es auch nur ein Gesprächsthema, das anstehende Fußballspiel ist es nicht.

"Ihr seid schon arm dran. Ihr müsst schon besoffen zum Stadion fahren. Bei uns kann man da auch noch trinken", setzt einer der wenigen Köln-Fans im Bus einen feinen Nadelstich. Neben ein paar lockeren Frotzeleien und dem einen oder anderen Liedchen wird sachlich diskutiert.

Spannender ist da schon der Blick aus dem Fenster. Ein Fan steckt schnell seine Bierflasche in die Jacke, als wir an ihm vorbeifahren, ein anderer hat schlicht seinen Köln-Schal um das Glasgefäß gewickelt. Manche Schlachtenbummler laufen aber auch ganz ohne Tarnung mit ihrem Erfrischungsgetränk in der Hand Richtung Stadion. Nicht jeder hält sich an die Verordnung, auch hinten im Bus müssen später doch noch ein paar Kronkorken dran glauben.

Zeit für einen tiefen Schluck bleibt auch noch, denn um 13.30 Uhr geht es auf der Aachener Straße nur noch zähflüssig weiter. Zäh läuft auch das Geschäft für die Pfandsammler am Borussia-Park. Immerhin drei Flaschen lassen sich letztlich aus meinem Bus abstauben, ansonsten sind die Tragetaschen und Körbe aber ziemlich leer. Am Stadion geht es angesichts des Polizei-Aufgebotes in der Nordost-Ecke ruhig zu.

Ein paar Jugendliche vertreiben sich die Zeit mit einem Megaphon, eine einzelne Bierflasche steht mitten auf der Fanraute. Am Eingang Nord ist die Stimmung ebenfalls entspannt, lange Schlangen an den Zutrittstoren bilden sich nicht. Meine Begegnung mit dem Ordner ist nur von kurzer Dauer. Denn die groß angekündigten verschärften Sicherheitskontrollen sind gar nicht viel schärfer als das sonst übliche Abtasten von Jacke und Hose. Auch am Getränkestand geht es zügig voran — dem mangelnden Ansturm sei Dank.

"Eine Cola zum Fußball, was für ein Traum", übt sich ein Fan in Ironie. Nur wenige genehmigen sich zum Ersatz ein kühles Blondes ohne Alkohol, dafür sind ganz klar die Kaffeebecher in der Überzahl. Dann geht es endlich hinauf in den Block. Doch erst als der Ball um 15.32 Uhr rollt, rückt das hektische Drumherum endlich in den Hintergrund und das Spiel in den Mittelpunkt.

(RP)
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