Mönchengladbach Mit Schwester Gertrudis geht im Februar ein Stück Gladbach

Mönchengladbach · Ihr Großvater war Architekt. Er hat viele Häuser in Gladbach gebaut. Die Enkelin, Schwester Gertrudis, sorgte dafür, dass Westend eine Kirche bekam. 38 Jahre arbeitete sie im Haus der Regionen. Heute wird die Franziskanerin 81 Jahre alt.

 Schwester Gertrudis Kremer in der Klausur des Franziskushauses. Heute feiert sie ihren 81. Geburtstag - und Ende Februar geht sie nach Lüdinghausen ins Mutterhaus.

Schwester Gertrudis Kremer in der Klausur des Franziskushauses. Heute feiert sie ihren 81. Geburtstag - und Ende Februar geht sie nach Lüdinghausen ins Mutterhaus.

Foto: Rosocha

Ohne sie hätte es die Kirche Heilig Kreuz im Westend womöglich nie gegeben. Auf jeden Fall nicht so früh. Die Franziskanerinnen trafen sich mit den Alexianer-Brüdern regelmäßig in deren Kloster. "Die Räume waren viel zu klein für uns alle", sagt Schwester Gertrudis Kremer. Ein Stückchen vom Pfarrgarten lag brach. "Da haben wir überlegt, dort eine Kirche zu bauen." Und gar nicht mal kleinlaut fügt sie hinzu: "Das war ich schuld." Schon seit der Schulzeit hatte Schwester Gertrudis, deren Eltern 1945 mit ihr und ihrer Schwester an die Burggrafenstraße im Westend gezogen waren, Geld gespart. "Das lag sicher auf der Bank." Abends zog sie von Haustür zu Haustür und sammelte Geld - und irgendwann hatte sie einen großen Teil der Bausumme zusammen. Am 3. Mai 1953 konnte das Gotteshaus eingeweiht werden.

Schwester Gertrudis ist Ur-Gladbacherin. Geboren wurde sie am 10. Januar 1936 "an der Ludwig-Weber-Straße, die damals noch Ringstraße hieß, und zwar in der ersten Etage zur Straße hin". Ja, stimmt genau, heute feiert die Franziskanerin ihren 81. Geburtstag. Das wird im Rahmen eines Neujahrsfrühstücks im Haus der Regionen an der Bettrather Straße gefeiert. Und am Nachmittag bekommt sie Besuch in der Klausur im Franziskushaus an der Viersener Straße - von ihren alten Freundinnen aus dem Westend. Ende Februar geht sie ins Mutterhaus der "Franziskanerinnen von der Buße und der christlichen Liebe" in Lüdinghausen. Mit ihr verschwindet ein Stück Alt-Gladbach. Das sehr lebendig wird, wenn sie mit viel Temperament, Begeisterung und wortreich erzählt.

Etwa wenn sie von ihrem Großvater berichtet, den Architekten Johann Heuter, der sehr viele Häuser an der Franziskanerstraße, der Rubens, der Luisen- und der Rudolfstraße baute und so deutliche Spuren hinterlassen hat. Wenn sie von Eddi Erlemann erzählt, der eines Tages anrief und sagte: "Kannst du mal in die Regionalstelle kommen, ich muss dir was sagen." Die Buchhalterin hatte eine Kur angetreten. "Da habe ich ihre Arbeit gemacht." Als die Sekretärin in Mutterschutz ging, übernahm sie deren Aufgaben. "Ich wurde gebraucht, also habe ich es gemacht." Der Gründer einer bekannten Fahrschule, besuchte mit ihr zusammen die Handelsschule. "Den haben wir durch die Prüfungen geschummelt, deshalb durfte die ganze Klasse kostenlos den Führerschein machen", sagt Schwester Gertrudis. Mit dem Auto fährt sie schon lange nicht mehr, auch nicht mit dem geliebten Fahrrad, mit dem sie die ganze Stadt erkundet hat. "Heute fahre ich mit dem Bus." Gern auch ins Minto.

Die Franzskanerinnen in Lüdinghausen freuen sich schon auf Schwester Gertrudis. "Ich werde ihnen den Umgang mit dem Computer beibringen", sagt sie lachend. Und zur Heimatstadt wird die den Kontakt halten - zu den Mitschwestern, den Freundinnen und zum evangelischen Pfarrer Hans-Ulrich Rosocha, mit dem sie über die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) und viele andere Aktivitäten seit Jahren verbunden ist. "Und selbstverständlich werde ich immer mal wieder nach Mönchengladbach zurückkommen."

(RP)
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