Mönchengladbach MMIII: Strich in jede Richtung

Mönchengladbach · Heute eröffnet der Kunstverein eine Ausstellung mit fünf Studenten im Boetzelen-Silo.

 Orpheo Winter, Jonas Habrich, Herbert Graf, Julian Behm und Josephine Garbe (von links) stellen im MMIII Kunstverein aus.

Orpheo Winter, Jonas Habrich, Herbert Graf, Julian Behm und Josephine Garbe (von links) stellen im MMIII Kunstverein aus.

Foto: Isa Raupold

Jonas Habrich ist Mönchengladbacher durch Geburt und Schulzeit. Nun studiert er Freie Kunst in Braunschweig, und er ist Initiator der nächsten Ausstellung im Kunstverein MMIII. Gemeinsam mit Kommilitonen entwickelte Habrich unter dem Titel "Strich in jede Richtung" die Idee einer Präsentation, die im Silo entsteht und von hier aus bis in die Stadt ausstrahlt. Im Verbund bespielt das Künstlerquartett, ergänzt um den Dramaturgen Herbert Graf, nicht nur die Halle, sondern auch Außenflächen in der Stadt. Kunstfreunde dürften es bei der Fährtensuche nach Spuren leicht haben. Denn außerhalb des Gebäudes ist die Präsentation bewusst unprätentiös gehalten und bezieht Werbeelemente ein. Eine Plakatwand am Bahnhofsgleis ist frei von erklärender Beschriftung. Für einen Trailer muss das Kinocenter besucht werden. Geplant ist eine Wegekarte bei Google Maps.

"Es ist unser Bestreben, auch ganz junge Leute vorzustellen", sagt Klaus Schmitt vom Kunstverein über Habrichs Initiative. Kulminationspunkt der Schau im MMIII ist die Wand der oberen Galerie. Hier hat jeder beteiligte Künstler Arbeiten aus verschiedenen Genres beigesteuert. Leicht machen sie es dem Betrachter bei der Zuordnung nicht, da beinahe jeder mit Zeichnung, Video und Objekt medienübergreifend arbeitet. In überdimensionierten Figuren, Fotografie und Kurzfilmen setzt sich Josephine Garbe mit Körperbewusstsein und Gegensätzen auseinander. In Kurzfilmen erzeugt sie in der Inszenierung einer Schminkaktion mit Lebensmitteln widersprüchliche Gefühle zwischen Abschreckung und Wohlfühlen. Das Video wird über einen alten Monitor auf einem Tisch präsentiert, "doch es ist kein Tisch, an den man sich setzen würde", so Garbe.

Jonas Habrich zeigt separat von der gemeinsamen Ausstellungsfläche in einem Kubus eine Auswahl an Zeichnungen. Diese sind spontan entstanden und gehen minimalistisch mit Raum, Skizze und Text um. "Zeichnen ist für mich der intimste Moment", sagt Habrich. Sollte der Betrachter einen Blick auf die Rückseite seines Siebdrucks "Tristesse" auf Blech werfen, wird er eine Filmsequenz mit Jonas und Julian Behm sehen.

Julian Behm zeigt vor allem Betonskulpturen, die schlicht in der geometrischen Formgebung - zuweilen kaum merklich - Spuren von Schrift und Zeichnung tragen. "Es geht mir um das Zeichnen im Bildhauerischen", sagt der junge Künstler. Orpheo Winter erschafft Kisten und Container in Kombination mit Filmsequenz wie ebenso im Gegenspiel von Öffnung und Geschlossenheit, auch in Anspielung auf Rituale.

Der Theaterwissenschaftsstudent Herbert Graf begleitet die Ausstellung als Dramaturg. In den von ihm gesprochenen Texten, die während der Öffnungszeiten halbstündig abgespielt werden, reflektiert er den mit Kunst bespielten Raum und bezieht in Wortspielen verfälschte Erinnerungen ein.

Eröffnung: Samstag, 11. März, 19.30 Uhr, Künkelstr. 125. Einführung: Prof. Dr. Annette Tietenberg, Braunschweig. Geöffnet bis 9. April sonntags 11-14 Uhr und nach Vereinbarung. Telefon Klaus Schmitt: 0173 9114494.

(RP)
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