Mönchengladbach Modelabel Fynch-Hatton wird volljährig

Mönchengladbach · Mit Strickpullovern in Warenhäusern fing es an, 18 Jahre später hat das Eickener Unternehmen sieben eigene Filialen mit einem Vollsortiment für Herrenbekleidung. Weitere werden folgen - und möglicherweise auch eine Damen-Kollektion.

Mönchengladbach: Modelabel Fynch-Hatton wird volljährig
Foto: gerd wiggers

Was würde Denys tun? Dass diese Frage durchaus etwas kitschig klingt, gibt Roger Brandts gerne zu. Und doch sei sie die Triebfeder hinter mancher unternehmerischer Entscheidung, die bei seinem Modelabel Fynch-Hatton gefällt werden müssen. Wie wäre Denys Finch Hatton, der Pilot, Großwildjäger und Abenteurer, dem Robert Redford in "Jenseits von Afrika" ein filmisches Denkmal setzte und der als Namensgeber für das Eickener Unternehmen fungierte, vorgegangen? "Mutig, männlich, draufgängerisch", sagt Brandts, der Gründer und Geschäftsführende Gesellschafter von Fynch-Hatton - und beschreibt damit auch ein wenig dessen Entstehungsgeschichte.

Genau 18 Jahre wird das Unternehmen am 7. April alt - "volljährig", wie Brandts sagt. Anfangs verkaufte man lediglich Strickpullover, mittlerweile ist das Sortiment beim "Total Look" angekommen, von den Schuhen bis zur Jacke gibt es alles. Seit genau einem Jahr ist das Unternehmen nun außerdem im Minto vertreten. Mit einem Store, dessen Gestaltung die Sehnsuchtswelt des afrikanischen Kontinents konsequent durchdekliniert. "In einer Zeit, da alles andere dechiffriert und entzaubert ist, ist Afrika der letzte große Mythos", sagt Brandts. Es war der erste eigene Laden der Eickener, die zuvor über große Warenhäuser und an 1200 Verkaufspunkten in 41 Ländern verkauften. Sechs weitere sind bisher gefolgt, von Aachen über Köln bis Oldenburg. Insgesamt zehn sollen es vorerst werden.

 Roger Brandts gründete Fynch-Hatton am 7. April 1998.

Roger Brandts gründete Fynch-Hatton am 7. April 1998.

Foto: Fynch-Hatton

"Wir wollen unterschiedliche Lagen und Größen ausprobieren, um für eine spätere, größere Expansion Erfahrungen zu sammeln", erklärt Rudolf Peter Scheben, der die eigens gegründete Fynch-Hatton Retail GmbH führt. Denn so ein "18-Jähriger" ist eben noch nicht fertig mit seiner Entwicklung. Bisher gehe das Konzept auf: Man sei "extrem zufrieden" mit dem ersten Jahr, zumal die Filiale im Minto kürzlich beim Deutschen Handelsimmobilienkongress in Berlin zu den Nominierten zählte. Bisher machten die Umsätze des eigenen Retails in der Bilanz lediglich ein "kleines Pflänzchen" aus, sagt Scheben. Zum Vergleich: 30.000 der 1,2 Millionen im vergangenen Jahr verkauften Artikel gingen über eigene Ladentheken.

Die konsequente Weiterentwicklung des Unternehmens soll auch künftig von der Alsstraße aus laufen, vom Gelände der ehemaligen Wilhelm Brandts Tuchfabrik aus. Roger Brandts ist ein Nachfahre von Franz Brandts, kann seine textile Vergangenheit in Mönchengladbach über Jahrhunderte zurückverfolgen. 40 Mitarbeiter arbeiten in der Zentrale ("Ich träume davon, dass es einmal 80 sein werden"), 48 sind in der Einzelhandelssparte angestellt. Produziert wird in der Türkei, Italien, zum Großteil aber in Fernost. "Dabei legen wir großen Wert auf Nachhaltigkeit und unternehmerische Verantwortung", sagt Brandts. Diese lebe man auch mit kleinen "Hilfe-zur-Selbsthilfe"-Projekten in Ostafrika. So unterstütze man beispielsweise eine Bienenzucht der Massai.

Und wo soll es künftig hingehen mit Fynch-Hatton? Vielleicht ja "zurück zu den Wurzeln" nach Afrika, schließlich entstand Brandts' Faszination für den Kontinent und den Film "Jenseits von Afrika" doch einst während eines Praktikums in Kapstadt? "Das wäre ein Ziel, stellt uns aber derzeit noch vor Probleme", sagt der Unternehmer. Damit sich das rentiere, müsste man nämlich eigene Kollektionen für die jahreszeitlich versetzte südliche Hemisphäre auflegen. Und Mode für Frauen, wäre das nicht auch etwas? "An dem Thema sind wir konkret dran", verrät Brandts. Denys hätte es gefallen: Schließlich war Karen Blixen, im Film gespielt von Merryl Streep, die Liebe seines Lebens.

(RP)
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