Mönchengladbach Christoph Korsten ist neuer Stadtschützenkönig

Mönchengladbach · Mönchengladbach hat einen neuen Stadtschützenkönig: Christoph Korsten aus Lürrip hat den Vogel abgeschossen. Um 17.31 Uhr fiel das Ziel mit dem 300. Schuss.

Stadtschützenfest Mönchengladbach: Mit dem 300. Schuss zum Bezirkskönig
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Mit dem 300. Schuss zum Bezirkskönig

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Foto: Ilgner Detlef

Das hat es noch nie gegeben: Erst mit dem 300. Schuss stand fest, wer neuer Bezirkskönig ist. Christoph Korsten (55) aus Lürrip ist für ein Jahr König der Könige. Je länger dieses epische Schießen im zeitweise heftigsten Regen auf dem Kapuzinerplatz dauerte, desto tiefer flogen die Witze. Der frühere Altstadt-Sheriff Josef Vitz bot spaßeshalber 9-mm-Munition zur Versteigerung an. Andere wollten wahlweise mit Pflastersteinen oder Tomaten auf den Vogel werfen. T-Shirts mit "Ich war beim Rekordschuss dabei" wurden gedanklich schon designed.

Christoph Korsten aus Lürrip ist neuer Bezirkskönig. Er traf mit dem 300. Schuss. So lange hat es noch nie gedauert.

Nur einer flog nicht: der Holzvogel, der in der Werkstätte des Volksvereins offensichtlich mit viel handwerklicher Mühe gefertigt worden war. Schon nach einer Stunde hing er in scheinbar bedrohlicher Schieflage, wehte eine weitere Stunde später bei starkem Wind hin und her. Doch wohin die Schützen auch zielten, der Vogel blieb oben. Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners, der stundenlang mitgefiebert hatte, musste dann doch zu seinem nächsten Termin nach Venlo abfahren, ohne zu wissen, wer der neue Bezirkskönig ist. Manch einer der Zuschauer wunderte sich, wie kalt einem Anfang September an der frischen Luft werden kann.

Und Bezirksbundesmeister Horst Thoren wurde langsam unruhig. Schließlich sollten um 20 Uhr alle Schützen aufgewärmt und umgezogen beim Ball in der Kaiser-Friedrich-Halle sein. "Wenn wir bis zum 300. Schuss keinen Sieger haben, losen wir", schlug Thoren vor und musste erleben, dass auch das Schützenvolk Volksaufstände kennt. "Schiebung" und "Buh" hallte es derart überzeugend über den Kapuzinerplatz, dass Thoren seufzend ausrief: "Na gut, dann schießen wir halt bis zum Morgengrauen."

Der störrischste aller Bezirksvögel der Neuzeit tat dann jedoch, um 17.31 Uhr, wie ihm geheißen: Nach dem 300. Schuss — den Thoren ja als kritische Grenze definiert hatte — fiel er von der Stange. Christoph Korsten (55), Elektroinstallateur aus Lürrip, riss die Arme nach oben, sprintete zu seinem Schützenzug (der ihn in den Stunden zuvor unter anderem mit dem Schlachtruf "Auswärtssieg" angefeuert hatte") und zückte das Handy, um seiner Frau Silvia die frohe Botschaft plus die Versicherung "Ich hab Dich lieb.

Heute tanzen wir in der Kaiser-Friedrich-Halle" zuzurufen. Korsten von der Pfarrbruderschaft St. Petrus und Paulus hatte schon 2008 als Lürriper König beim Schießen um die Bezirkskönigswürde sein Glück versucht. Sieben Jahre später ist er nun tatsächlich König der Könige. Durchs Schützenjahr begleiten werden ihn als Minister Kurt Kochen aus Dahl (der sogar schon zum vierten Mal als Kandidat antrat) und Frank Mösges aus Wickrathhahn. 13 Aspiranten, und damit so viele wie lange nicht mehr, traten auf dem Kapuzinerplatz an. Schon im vergangenen Jahr hatte das Schießen ungewöhnlich lange gedauert. Damals war allerdings nach dem 192. Schuss der Vogel gefallen. So hartnäckig wie diesmal war der Holzvogel noch nie gewesen.

Der Kapuzinerplatz, der zentrale Platz in der Altstadt, ist das ganze Wochenende lang Treffpunkt für Zuschauer und Teilnehmer des Stadtschützenfestes.

(felt)
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