Mönchengladbach Mönchengladbach ist ein Schmuckstück

Mönchengladbach · Ob Frühstücksbrettchen, Kaffeetasse oder Pullover - Mönchengladbach-Accessoires liegen im Trend. Nicht nur bei Gladbachern und Auswanderern sind die Produkte beliebt, auch Touristen nehmen gerne Andenken an die Stadt mit.

 Heimatliebe in verschiedensten Formen: Die Marketinggesellschaft Mönchengladbach vertreibt von der Stadt inspirierte Accessoires. Das Angebot reicht vom Frühstücksbrettchen bis zur Umhängetasche aus Filz.

Heimatliebe in verschiedensten Formen: Die Marketinggesellschaft Mönchengladbach vertreibt von der Stadt inspirierte Accessoires. Das Angebot reicht vom Frühstücksbrettchen bis zur Umhängetasche aus Filz.

Foto: Raupold

Die beste Idee seines Lebens hatte Milton Glaser im Jahr 1975. Der Grafikdesigner hatte gerade vom Bundesstaat New York den Auftrag erhalten, ein Logo für eine Werbekampagne zu entwerfen. Der Staat war wegen der in den Straßen herrschenden Gewalt und Kriminalität in Verruf geraten und versuchte nun, sein Image mit einer Marketingkampagne samt Werbeslogan und passendem Jingle aufzupolieren. Im Taxi sitzend fuhr Glaser eines Tages durch Manhattan, als er eines der berühmtesten Logos der Werbegeschichte entwarf - den Schriftzug zur Kampagne "I love NY". Das Logo, drei Buchstaben und ein rotes Herz, ist mittlerweile auf Taschen, T-Shirts und Pullovern zu finden, jährlich nimmt der Staat New York 30 Millionen Dollar durch die Rechte an dem Logo ein.

Die Stadt Mönchengladbach ist - glücklicherweise - nicht aufgrund von übermäßiger Kriminalität in seinen Straßen verschrien und ist ebenso wenig zwingend darauf angewiesen, das lokale Tourismusgeschäft durch eine breit angelegte Marketingkampagne anzukurbeln. Dennoch gibt es sie auch hier zu finden: T-Shirts, Tassen, Pullover oder andere Dinge des Alltags, auf denen der Name der Stadt zu finden ist.

"Mit diesen Accessoires zeigen die Gladbacher ganz einfach ihre Identifikation mit der Heimat", sagt Peter Schlipköter, Geschäftsführer der Mönchengladbacher Marketinggesellschaft, der MGMG. Obwohl Mönchengladbach nicht New York ist, hat auch die Stadt am Niederrhein Seiten, die Menschen bewegen, ihre Heimatverbundenheit mit Mönchengladbach-Accessoires zu zeigen. "Mit dieser Stadt kann man sich schmücken", so Schlipköter, der gleich eine Charakterisierung der typischen Käufer dieser Produkte zur Hand hat. "Da gibt es erstens den Touristen, der einfach ein Andenken an die Stadt mitnehmen möchte. Das sind dann sozusagen emotionale Käufe", erklärt Schlipköter. "Die zweite Sorte sind die Gladbacher Bürger, die die Accessoires entweder verschenken oder so gut finden, dass sie Stücke gerne selber tragen möchten." Nicht zu vergessen sei aber vor allem eine Gruppe: "Besonders Leute, die aus Mönchengladbach stammen und mittlerweile über die Welt verstreut sind, haben Gefallen an den Accessoires." Mit kleinen Mitbringseln oder Andenken bewahren sich Auswanderer ein kleines Stück Mönchengladbach, sozusagen für die Hosentasche oder den Frühstückstisch. Das Repertoire an Mönchengladbach-Accessoires der MGMG hat inzwischen Ausmaße angenommen, die durchaus mit denen aus New York konkurrieren können. Mittlerweile reicht das Angebot vom Frühstücksbrettchen und dem Kaffeebecher über eine Filztasche bis hin zum Street-Boccia-Set. Alle Produkte werden von einem eigenen Designer bei der Marketinggesellschaft Mönchengladbach entworfen. "Am beliebtesten sind einfache, preiswerte Dinge, wie Tassen oder Frühstücksbrettchen", sagt Peter Schlipköter. "Der Verkauf läuft gut, die Nachfrage ist da." Das Sortiment an Accessoires werde dabei stetig überarbeitet. "Zum Ende des Jahres werden wir ein paar alte Produkte gegen neue austauschen", so Peter Schlipköter.

Nicht nur die MGMG hat entdeckt, dass die Mönchengladbacher Bürger die Liebe zu ihrer Stadt (wieder)entdeckt haben und diese gerne auch in der Öffentlichkeit zeigen wollen. Unter dem Namen "Gladbach Souvenirs" haben sich mehrere Labels zusammen geschlossen, die Mönchengladbach inspirierte Produkte verkaufen. Der Ursprung der Idee liegt im Jahr 2008, erklärt Johannes Jansen vom Designbüro "Freimeister", einem der bei "Gladbach Souvenirs" vertretenen Labels: "Damals haben wir blaue Schilder mit dem Schriftzug 'Gladbach' dort aufgestellt, wo der Fluss einmal entlang lief. Die Leute wollten dann den Schriftzug auch auf T-Shirts tragen. Das Projekt war der Auslöser dafür, dass sich die Menschen wieder mit der Stadt beschäftigt haben und auch Gladbachs Schicksale in die Hand genommen haben." Seit 2012 läuft der "Gladbach Souvenir"-Laden. Nicht nur Produkte mit dem bekannten Gladbach-Logo (weißer Schriftzug über einem stilisierten Fluss) sind dort erhältlich, auch andere Designer bieten dort ihre Gladbach-Produkte an. Anja Schurtzmann zum Beispiel entwarf Schlüsselanhänger aus Wollfilz mit Aufschriften wie "Rheer Jong" oder "Rheer Mädsche". Besonders sehr lokal angehauchte Produkte erfreuen sich in dem Laden großer Beliebtheit, erklärt Johannes Jansen: "Im letzten Jahr haben wir Ortsteilstempel produziert, um damit die Identität jedes kleinen Stadtteils zu stärken. Die Stempel der kleinsten Örtchen gingen am häufigsten weg."

Bei allem Erfolg soll der Verkauf von Mönchengladbach-Accessoires kein reines Merchandising sein, erklärt Jansen: "Wir machen das, weil es wichtig ist, dass es Dinge gibt, die auch etwas über die Stadt erzählen." So wie das sogenannte Grubentuch. "Das ist ein Geschirrtuch, das im Textiltechnikum auf historischen Textilmaschinen gewebt wurde." Eine Reminiszenz an die Textilstadt Mönchengladbach. Und weit mehr, als eine Marketingkampagne gegen ein schlechtes Stadt-Image.

(RP)
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