Datenanalyse Mönchengladbach ist vor der Landtagswahl gespalten

Mönchengladbach · Zur Landtagswahl am 14. Mai ist Mönchengladbach zweigeteilt, und zwar in die Wahlbezirke mit den Nummern 50 und 49.Letzterer ist jünger, etwas einkommensschwächer, hat wesentlich mehr Einwohner auf kleinerem Raum und eher sozialdemokratisch gewählt. Doch das Rennen um das Direktmandat ist offen.

Datenanalyse: Mönchengladbach ist vor der Landtagswahl gespalten
Foto: Stadt MG

Wer Hans-Willi Körfges in diesen Tagen begegnet, trifft häufig zwei rote Socken. Diese Fußbekleidung pflegt der SPD-Landtagsabgeordnete derzeit mit Wonne unter dem Anzug zu tragen, sie ist auch ein etwas ironischer Hinweis auf die "Rote Socke" als ursprünglich despektierlich gemeinte Wahlkampfkampagne der CDU aus den 90er Jahren gegen das Parteienspektrum auf der linken Seite. Rot ist auch Körfges' Wahlkreis, der südliche Teil Mönchengladbachs, zumindest war er das deutlich bei der Landtagswahl 2012. In diesem Jahr ist das Rennen durchaus offen: In Körfges und CDU-Kandidat Frank Boss bewerben sich zwei Giesenkirchener um das Landtagsmandat im Wahlkreis 49.

Hier Rheydt, da Mönchengladbach - das ist seit 1975 eigentlich Geschichte. Doch ein wenig davon zeigt sich alle paar Jahre bei der Landtagswahl, wenn die Stadt durch einen Wahlkreis-Äquator geteilt wird. Denn der südliche Wahlkreis 49 (Mönchengladbach I), besteht vor allem aus der ehemaligen Stadt Rheydt, dazu Wickrath und Teilen des heutigen Stadtbezirks Ost rund um Lürrip und Volksgarten. Und wenn man den Norden als konservativ bezeichnet, dann den Süden eher als sozialdemokratisch. Seit 1980 (seitdem gibt es diesen Zuschnitt) hat dort vier Mal die SPD gewonnen, drei Mal die CDU. 2012 holte Körfges das Direktmandat von Michael Schroeren zurück.

Der südliche Wahlkreis hat etwa 27.000 Einwohner mehr als der nördliche, in der Fläche ist er aber deutlich kleiner. 1886 Menschen leben dort pro Quadratkilometer - das sind etwa 500 mehr als im nordwestlichen Teil der Stadt. Die Bewohner sind etwas jünger, die Wahlberechtigten sind im Schnitt 50 Jahre alt (im Norden 53). Der Anteil der Menschen im Rentenalter ist niedriger, der Anteil ausländischer Bürger (auch mit doppelter Staatsbürgerschaft) ist dafür deutlich höher.

Auch in der Sozialstruktur sind Unterschiede erkennbar. Im Stadtzentrum von Rheydt liegt der Anteil der Menschen, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, bei bis zu 27,5 Prozent. Das ist zwar auch im Gladbacher Stadtzentrum so, allerdings ist das Einkommen der Menschen im nördlichen Stadtteil höher. Rheydt, Mülfort und Heyden gehören mit einem durchschnittlichen steuerpflichtigen Einkommen von 23.000 bis 25.000 Euro zu den ärmsten Stadtteilen, nur Westend ist ärmer. Das Einkommen in der Gesamtstadt liegt bei knapp 32.000 Euro. Die relativ jungen, kinderreichen, aber einkommensschwachen innerstädtischen Wohngebiete überwiegen die älteren, kinderarmen und einkommensstarken Stadtrandlagen - im Norden ist das anders.

Sieht man von den landwirtschaftlichen Flächen in Wickrath-West und im Giesenkirchener Bereich ab, ist der südliche Wahlkreis kompakter und urbaner. Dafür liegt dieser Teil bei den Grünflächen vorne. Schmölderpark, der Stadtwald, die Bungt und die Schlösser Rheydt und Wickrath ergeben zusammen laut Kataster 5,8 Quadratkilometer Grünfläche, das sind 7,4 Prozent der Fläche (Norden: 5,2 Prozent).

Im Kern bewegen die Menschen im südlichen Wahlkreis ähnliche Fragen wie im Norden, nur sind die Schwerpunkte anders. Wer sorgt für Sicherheit, insbesondere angesichts hoher Einbruchszahlen? Was passiert nach dem Abbau der Braunkohle mit dem Areal des Tagesbaus Garzweiler II, der haarscharf an Wanlo grenzt? Die Menschen brauchen Jobs und einen Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten in kinderreichen Stadtteilen. Und was tun die Politiker für die Integration der Menschen mit Migrationshintergrund?

Diese Fragen zu beantworten haben die Menschen im Wahlkreis 49 meistens, aber nicht immer, einem Kandidaten zugetraut, der rote Socken im Kleiderschrank liegen hat.

(RP)
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