Mönchengladbach Monforts-Insolvenz: Neuer Investor muss her

Mönchengladbach · Insolvenzverwalter Emil Rinckens ist vorsichtig optimistisch, was die Zukunft von Monforts Werkzeugmaschinen angeht. Schon im Februar/März könne ein strategischer Partner gefunden sein. Ein Personalabbau sei aber unumgänglich.

Das Monforts-Quartier in Mönchengladbach
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79 von ursprünglich 199 Mitarbeitern waren 2010 auf der Strecke geblieben, als A. Monforts Werkzeugmaschinen erstmals Insolvenz anmeldete. Auch jetzt, bei der zweiten Insolvenz (die RP berichtete), werden am Ende weniger als die heute 142 Angestellten übrig bleiben. Wie viele - und wie viele Geschäftsbereiche und Produktgruppen - vermag noch niemand zu sagen; von einem "noch zu identifizierenden Nukleus" spricht Emil Rinckens, der die Firma bereits zum zweiten Mal als Insolvenzverwalter betreut.

Doch es gibt auch verhalten positive Nachrichten für das Traditionsunternehmen: die Auftragslage, eine Gruppe treuer Kunden, die qualitativ hochwertigen Produkte, für die es eine "Daseinsberechtigung" gebe. "Für Monforts gibt es gute Chancen, verbunden mit Risiken", sagt Rinckens. "Aber es kommt nicht zuletzt auf den Investor an." Und der muss eben noch gefunden werden.

 Emil Rinckens ist erneut Insolvenzverwalter von Monforts.

Emil Rinckens ist erneut Insolvenzverwalter von Monforts.

Foto: Ilgner

Denn: Ohne die Eingliederung als Geschäftsbereich in einen großen Konzern gebe es mittelfristig kaum Möglichkeiten, auf dem Markt zu bestehen. "Ein Großteil des Geschäfts spielt sich in China sowie Süd- und Nordamerika ab. Man braucht Vertriebsstrukturen und Kundendienst vor Ort, um erfolgreich zu sein", sagt Rinckens. Genau darum - und um aus dem "Cashflow-getriebenen Teufelskreis auszubrechen" - bedürfe es eines strategischen Partners. Denn bisher sei Monforts stark auftragsabhängig.

Da bis zu 70 Prozent des Kaufpreises angezahlt würden, bevor überhaupt mit der Arbeit an einem Projekt begonnen wird, dient dieses Geld bisher oft auch der Finanzierung des laufenden Geschäftsbetriebs. Und auch bei voller Kapazitätsauslastung erreiche man keine schwarzen Zahlen - ein strukturelles Problem. Die 20 Millionen Euro Umsatz seien nicht auskömmlich: "Die Strategie, mit wachsenden Umsätzen die Verluste zu schultern, kann keine Lösung mehr sein."

Gesucht wird für Monforts also im Prinzip genau so eine Gruppe, wie sie 2010 in der russischen Kirovsky-Zavod-Holding aus St. Petersburg gefunden war. Das funktionierte anfangs auch gut, selbst wenn Monforts in den letzten fünf Jahren vier Geschäftsführer hatte.

Alleingesellschafter Kirovsky, 1801 per Zaren-Dekret gegründet, in den Weltkriegen Waffenproduzent und später Versorger des gesamten Ostblocks mit Traktoren, besorgte die gesamte operative Finanzierung, legte Bürgschaften über die Bank Rossija aus. Doch seit dem Sommer zog sich Kirovsky immer mehr aus der Finanzierung zurück, im Zuge der Embargos rund um die Ukraine-Krise.

In den kommenden Wochen, bis zum nächsten Gläubigerausschusssitzung am 13. Januar, muss nun ein Konzept erstellt werden, wie Monforts ab dem 1. Februar umstrukturiert werden kann, um eine schwarze Null zu erreichen. Ab Januar/Februar sollen bereits potenzielle Investoren angesprochen werden.

"Bei einem vernünftigen Verlauf können wir vielleicht schon im Februar/März einen präsentieren", sagt Emil Rinckens. Es bestehe aber durchaus Zeitdruck. Der Auftragsbestand in Höhe von 7,3 Millionen Euro reiche noch bis ins dritte Quartal 2015 hinein, und da müsse zeitnah nachgelegt werden. Monforts entwickelt und produziert im Monforts-Quartier - welches als Gesamtensemble genauso wenig wie Monforts Textilmaschinen von der Insolvenz betroffen ist - Werkzeugmaschinen für Drehen, Fräsen und Bohren, die pro Stück bis zu 1,4 Millionen Euro kosten.

Zu den Kunden gehören etwa renommierte Abnehmer von Flugzeugturbinen. Rund 80 Prozent des Geschäfts werden im Inland gemacht, wichtigster Auslandsmarkt ist Österreich. Der Geschäftsbetrieb läuft derzeit normal weiter: Vor der Weihnachtspause verlassen noch zwei Maschinen die Produktionsstätte an der Schwalmstraße. Und dann beginnt das große Hoffen und Bangen von Mitarbeitern und Kunden.

(RP)
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