Mönchengladbach Müllmänner: Gelbe Säcke reißen

Mönchengladbach · Es ist der Tag der Abfuhr für die Verpackungsstoffe: Viele Säcke sind zerrissen, Joghurtbecher und eine Chipstüte liegen auf der Straße. Eine Blumenverkäuferin, eine Pfandflaschen-Sammlerin und die Männer, die Wertstoffe einsammeln, berichten über ihre Erfahrungen.

Schon früh am Morgen stellt Brigitte Küppers ihre Blumen vor dem Geschäft aus. Ein buntes Blütenmeer soll die Leute anlocken. Gleich daneben liegt heute aber ein Haufen Gelber Säcke. Leichtverpackung wird gleich abgeholt. Hoffentlich ist danach auch der ganze Müll von der Straße: Denn die hauchdünnen Gelben Säcke sind zum Ärgernis vieler Bürger geworden. "Die neuen Säcke haben eine ganz schlechte Qualität, reißen viel schneller auf", sagt die Blumenverkäuferin. Dabei benutze sie sogar einen Tonnenhalter, fügt sie hinzu.

"Dickste Qualität für Gladbach"

Viele Bürger bemängeln die Qualität der Plastiktüten für den Verpackungsmüll. Einige Kririker haben neue und alte Säcke gewogen. Ihre Ergebnisse: Die neuen sind leichter. Das bestreitet jedoch Corinna Symons von der Firma Handel Marketing Logistik (HML), die für das Einsammeln und die Verteilung der Säcke zuständig ist. Die Stärke des Materials gebe das Duale System vor. "Und wir haben die dickste Qualität für Mönchengladbach gewählt", sagt sie.

Die Müllmänner, die an diesem Tag die gelben Säcke aus der Innenstadt abholen, bemängeln die Qualität der neuen Säcke selbst: "Die reißen schnell, das hat sich schon verschlechtert. Manchmal fällt der ganze Boden raus." Allerdings betonen sie, dass die Säcke häufig auch falsch befüllt sind, sonst würde da viel weniger passieren. Auch Frebi Ayubi muss gleich mehrere Säcke in der Woche vor ihr Geschäft stellen. "Heute morgen waren es sieben Stück. Und drei davon waren kaputt. Das ist eigentlich zu viel", erklärt die Besitzerin einer Baguetterie. In der Tat sind an vielen der neuen Säcke kleine Risse zu erkennen, manchmal ist der komplette Boden aufgerissen. "Die Müllmänner nehmen zwar alles mit, aber danach muss ich ein bisschen die Straße sauber machen. Die alten Säcke waren auf jeden Fall dicker und besser", sagt Ayubi. Auch Martina Müller hat schon so ihre Erfahrungen mit dem neuen Material gemacht. Die Sammlerin sucht nach Pfandflaschen, öffnet die Säcke und füllt beschädigte in neue Säcke um. "Die könnten schon etwas stabiler sein, sind etwas dünn und reißen schneller", erzählt sie von ihren Streifzügen. Karl-Heinz Siebert kann keinen großen Unterschied erkennen: "Auch die alten waren schon schlecht. Die Stadt spart am verkehrten Ende." Manchmal müsse er einen zweiten über den kaputten Sack stülpen, doch "das ist ja nicht der Sinn der Sache".

Alwiene Jansen, die beim Fensterputzen noch auf den grünen Wagen wartet, hat keinen großen Aderlass an Säcken. "Bei einer normalen Befüllung geht er nicht kaputt. Bei spitzen Sachen muss man allerdings aufpassen, sonst geht es schnell. Aber die Säcke werden ja auch beschädigt mitgenommen."

Blumenverkäuferin Brigitte Küppers sieht das aber anders. "Auch wenn nur Leichtverpackung drin ist, die rein darf, reißt es überall auf", sagt sie und zeigt zur Verdeutlichung ein komplett aufgerissenes Exemplar mit völlig "ungefährlichem" Inhalt.

Ob dieser nachher auch vollständig von der Straße verschwindet, sei die große Frage.

(RP)
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