Mönchengladbach Nach Not-OP zurück ins Leben gelaufen

Mönchengladbach · Nur durch eine Organspende konnte Claudia Hombach vor zwei Jahren gerettet werden. Heute gewinnt die 43-Jährige sogar Medaillen bei Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften.

Vier goldene und eine Silbermedaille hat Claudia Hombach dabei. Gewonnen hat sie sie bei Deutschen Meisterschaften in Leichtathletik-Disziplinen. Aber es waren keine gewöhnlichen Deutschen Meisterschaften, und Claudia Hombach ist auch keine normale Mönchengladbacher Sportlerin. Ihr wurde vor zwei Jahren eine Leber transplantiert, und ihre Medaillen hat sie bei den Deutschen Meisterschaften der Organtransplantierten und Dialysepatienten errungen.

"Ich hätte nicht überlebt, wenn meine Schwester mir nicht einen Teil ihrer Leber gespendet hätte", sagt die 43-Jährige, die jetzt als großes Ziel die Teilnahme an den Europa-Meisterschaften im nächsten Jahr in Finnland anstrebt. Und die um mehr Bereitschaft zu Organspenden wirbt.

Claudia Hombachs Geschichte hat ein Happy End. Das ist keineswegs selbstverständlich, denn in Deutschland gibt es viel zu wenig Organspender und daher auch zu wenig Organe, die zur Transplantation zur Verfügung stehen.

Die Krankengeschichte der gebürtigen Wegbergerin, die seit langem in Odenkirchen lebt, beginnt 1999. Da wird bei ihr PSC - primäre sklerosierende Cholangitis - diagnostiziert. Bei dieser Autoimmunerkrankung deformieren die Gallengänge und verschließen sich letztendlich. Gleichzeitig können sich Bakterien einnisten und Entzündungen entstehen.

Sie ist damals gerade 28 Jahre alt. Die Ärzte geben ihr noch fünf Jahre. Als sich die Beschwerden wie Schmerzen im Bauch, Fieber und ständige Müdigkeit immer mehr verstärken, müssen die Gallengänge außerhalb der Leber in einer Not-OP entfernt werden. Innerhalb der Leber jedoch gibt es auch Gallengänge, und hier wütet die Krankheit weiter. 2012 stellen die Ärzte eine Leberzirrhose fest. Nur eine Organtransplantation kann jetzt noch helfen. Claudia Hombach wird auf die Liste gesetzt - und wartet. Ein Jahr lang. Aber es gibt nicht genug Spenderorgane. Als sich ihr Zustand immer mehr verschlechtert, kommt die Rettung aus der Familie: Ihre Zwillingsschwester spendet ihr einen Teil ihrer eigenen Leber.

Eine Lebendspende, deren Motivation zuvor durch die Ethikkommission geprüft wird. "Eine Lebendspende bei der Leber ist sehr schwierig", sagt Claudia Hombach. "Meine Schwester war nach der Spende sehr angeschlagen." Und auch bei der Empfängerin gibt es Probleme, die Ärzte kämpfen um ihr Leben. Aber es klappt. Beide Schwestern überstehen den Eingriff und bei beiden wächst die Leber wieder auf normale Größe. Nach einem halben Jahr beginnen beide wieder, Sport zu treiben. "Wir haben uns versprochen, gemeinsam an einem Fünf-Kilometer-Lauf teilzunehmen", sagt Claudia Hombach. "Und wir haben es geschafft. Wir sind Hand in Hand ins Ziel gelaufen." Das war ein sehr emotionaler Moment.

Claudia Hombach treibt weiter regelmäßig Sport, macht das Sportabzeichen und hat die Freude an der Leichtathletik wieder gefunden, einer Sportart, die sie früher schon betrieben hat. "Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich eben auch an den Deutschen Meisterschaften der Transplantierten und Dialysepatienten teilnehmen wollte", erzählt sie.

Im Mai war sie in Bruchsal dabei. "Die Wettkämpfe waren wichtig, aber mindestens genauso wichtig war der Austausch", sagt sie. Sie habe lange nicht geglaubt, dass es ihr einmal wieder so gut gehen könne. "Ich bin dankbar für diese Chance", sagt sie und appelliert an alle, über die Möglichkeit einer Organspende nachzudenken. "Ich war in Bruchsal in einem Raum mit 120 Leuten, von denen keiner mehr leben würde, wenn es keine Organspende gäbe", betont sie.

(arie)
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