Mönchengladbach Nadelöhr für Lkw: Stadt muss investieren

Mönchengladbach · Rund acht Millionen Euro sind kurzfristig notwendig, um innerstädtische Verkehrsachsen für Lkw-Verkehr auszubauen. Sonst droht sogar ein Fahrverbot für Schwerlaster. Denn Anwohner müssen vor Lärm und Abgasen geschützt werden.

 Auch ein Nadelöhr für Lkw: die Brücke an der Breitenbachstraße.

Auch ein Nadelöhr für Lkw: die Brücke an der Breitenbachstraße.

Foto: Ilgner

Der neue Rat, der sich nach der Kommunalwahl am 25. Mai konstituiert, hat gleich eine Mammutaufgabe zu bewältigen: Seine Mitglieder müssen rund acht Millionen Euro aufbringen, damit die erste Stufe eines Routenkonzepts für Lkw umgesetzt werden kann. Dies ist dringend notwendig. Denn bereits jetzt beschreiben Gutachter die Verkehrsverbindungen der Betriebe im innerstädtischen Straßensystem als "mangelhaft". Die empfohlenen Maßnahmen der ersten Stufe sind aber nur die Spitze des Eisbergs und sollen verhindern, dass die Routen in Kürze "ungenügend" sind.

Und es drohen weitere Millionen-Investitionen, damit die Vorgaben von Luftreinhalteplan und Lärmaktionsplan eingehalten werden können. Spielraum hat die Stadt kaum: Die EU-Umweltgesetze machen Vorgaben, wie Anwohner geschützt werden müssen. Lkw-Durchfahrtsverbote wie zum Beispiel auf einem Teilstück der Aachener Straße haben schon zu Konflikten geführt. Bei mehr als 15.000 Arbeitslosen ist die Stadt auf eine funktionierende Wirtschaft angewiesen und kann es sich nicht leisten, dass Betriebe ihren Standort wegen schlechter Verkehrsanbindung aufgeben.

Dabei wird die Stadt von Nachbarkommunen um die sehr gute Autobahnanbindung mit insgesamt elf Anschlussstellen in unmittelbarer Umgebung beneidet. Das Problem, dass so viele ortsansässige Firmen direkt in der Stadt ihren Standort haben, ist auf die historische Entwicklung Gladbachs zurückzuführen: Alteingesessene Unternehmen siedelten sich ursprünglich an den Stadträndern an, sind aber heute teilweise von dichter Wohnbebauung umgeben, weil Mönchengladbach kräftig gewachsen ist. Um die innerörtlichen Gewerbebetriebe an ihrem Standort zu halten und sie hier langfristig zu sichern, ist die Mindesterschließung notwendig. Dazu kommt heute der Anlieferverkehr zu den zahlreichen Super- und Einkaufsmärkten.

Die Gutachter der Ingenieurgesellschaft Stolz aus Neuss haben die Stufe 1, die eine Grundsicherung darstellen soll, in mehrere Unterstufen aufgeteilt. Knackpunkt ist der Streckenzug Waldnieler Straße/Hittastraße/Speicker Straße/Fliethstraße/Theodor-Heuss-Straße/Gartenstraße/Limitenstraße/Odenkirchener Straße, der eine der höchstbelasteten Routen in der Stadt ist. Ein Fahrverbot für Lkw schließen die Experten hier aus, weil die Achse für den Wirtschaftsverkehr eine immens hohe Bedeutung hat.

Die Gutachter weisen aber auch darauf hin, dass die Gefahr besteht, "dass aufgrund geltenden Umweltrechts in Kürze ein Lkw-Fahrverbot auf diesem Streckenabschnitt" ausgesprochen werden muss, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Sie schlagen vor, die Trasse komplett mit Flüsterasphalt zu versehen. Alleine das kostet für die Route nach grober Schätzung rund 5,5 Millionen Euro. Passiert das nicht, sehen sie im schlimmsten Fall die Erschließung der Gewerbegebiete als nicht mehr gewährleistet. Und sie machen zugleich deutlich: Mehr Schwerlastverkehr ist auf Theodor-Heuss-Straße und Gartenstraße gar nicht mehr möglich.

Zur 1. Stufe gehört auch der Streckenzug Breite Straße/Ritterstraße: Hier ist ein Brückenneubau an der Ritterstraße notwendig, dessen Kosten mit rund einer Million Euro angegeben werden. Und dann schlägt die Studie zudem für Burggrafenstraße und Markgrafenstraße Flüsterasphalt vor (1,2 Millionen Euro) und die Begradigung des Knotenpunkts Markgrafenstraße (150.000).

Selbst wenn das alles schnellstens verwirklicht wird, stehen weitere Maßnahmen an. Etwa Flüsterasphalt für Teile der Hindenburgstraße, Giesenkirchener Straße, Hohenzollernstraße, Duvenstraße, Vorster Straße, Hoemenstraße, Bismarckstraße, Dahlener Straße, Bachstraße, Rheindahlener Straße und Wickrathhahner Straße. Langfristig werden Ortsumgehungen in Ruckes und Sasserath notwendig. Tatsache ist: Es kostet viel Geld.

(RP)
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