Mönchengladbach Neubau soll Wunde schließen

Mönchengladbach · Architekt, Verwaltung, Initiativen und Bürger diskutierten über die geplante Bebauung an der Steinmetzstraße.

 Das Architekturbüro Schrammen hat Pläne für drei mehrgeschossige Gebäude vorgelegt.

Das Architekturbüro Schrammen hat Pläne für drei mehrgeschossige Gebäude vorgelegt.

Foto: Schrammen BDA

Es sind Wunden im Zentrum der Stadt: die Brachflächen, die sich entlang der Steinmetzstraße ziehen. Sie sollen geschlossen, das Gründerzeitviertel soll auf diese Weise arrondiert werden. Das Architekturbüro Schrammen hat Pläne für drei mehrgeschossige Gebäude vorgelegt, in denen sich Wohnen und Arbeiten mit Ladenlokalen, Ateliers und Werkstätten mischen. In einer Veranstaltung des Bundes Deutscher Architekten im Museum Abteiberg wurden jetzt die Pläne lebhaft diskutiert. Die Bürgergesellschaft in Mönchengladbach lebt - und nimmt entsprechend regen Anteil an der städtischen Entwicklung.

 Burkhard Schrammen (v.l.), Philipp Molitor und Gregor Bonin diskutierten, RP-Redaktionsleiterin Denisa Richters moderierte.

Burkhard Schrammen (v.l.), Philipp Molitor und Gregor Bonin diskutierten, RP-Redaktionsleiterin Denisa Richters moderierte.

Foto: Detlef Ilgner

Burkhard Schrammen, der das Projekt den rund hundert Teilnehmern vorstellte, erklärte, wie die drei Blöcke auf dem zum Teil schwer zu bebauenden, weil schmalen, Gelände gegliedert sind und wie sie die Architektur des angrenzenden Gründerzeitviertels aufgreifen. "Die Erker und die vielfältigen Fassaden werden in moderner Architektursprache aufgenommen", sagte der Architekt und Stadtplaner. Es seien Wohnungen unterschiedlicher Größen vorgesehen, um der Vielfalt der Lebensstile gerecht zu werden, es soll einen Nahversorger geben, Bistros, Ateliers, Büros, Läden.

Philipp Molitor, der die sehr aktive Initiative Gründerzeitviertel vertrat, sah einige Kritikpunkte der Initiative in den jetzt vorgelegten Plänen bereits aufgenommen, etwa bei der Fassade, wünschte sich aber Nachbesserung bei der Verkehrsanbindung des Projekts und forderte eine Mischung, die der Vielfalt des Viertels entspricht. Zudem eine Gesamtplanung, die vom Bahnhof über Haus Westland zum Schillerplatz reicht. "Es ist schade, dass die Steinmetzstraße separiert geplant wird." Planungsdezernent Gregor Bonin widersprach: "Wir bedenken in diesem Zusammenhang alle Projekte, City Ost genauso wie Kühlenquartier oder Regentenstraße."

Der wunde Punkt des Viertels ist die vor Jahren nach Vorgaben aus den 1970er Jahren umgestaltete und verbreiterte Steinmetzstraße. "Damit sind wir natürlich gar nicht glücklich", sagte Molitor - und bekam Zustimmung von Schrammen. "Man könnte hier auch an Verkehrsberuhigung denken", sagte der. Das eröffnete eine Debatte: Während ein Architekt aus dem Publikum eine Verlegung der Steinmetzstraße in einen unterirdischen Tunnel vorschlug, mahnte Bonin, sich nicht an irrealen Vorschlägen abzuarbeiten: "Wenn wir so viel Geld hätten, sollten wir es lieber in Kitas oder Schulen stecken."

Die Wegeverbindungen zwischen Bahnhof und Gründerzeitviertel inklusive Steinmetzstraßen-Projekt haben die Stadtplaner aber auf dem Schirm. Schließlich wird dort auch das Projekt "19 Häuser" geplant. Dessen Erwähnung führte zum Endlosthema Haus Westland. Solange das stehe, könne sie sich nicht vorstellen, dass jemand in den neuen Gebäuden einen Laden eröffnen wolle, meinte eine Zuhörerin. Die Verhandlungen mit den Investoren seien etwas zäh, gab Bonin zu: "Noch fehlt der Ankermieter." Aber er wolle 2018 in den Abbruch des Hauses Westland einsteigen.

Die vielen Bauprojekte, die derzeit in der Planung sind, zogen auch Kritik auf sich. "Ich fühle mich von Neubaugebieten umzingelt", klagte ein Zuhörer, der Immobilien im Gründerzeitviertel besitzt und sich um die erzielbaren Mieten sorgt. "Gibt es überhaupt den Bedarf für so viele Neubauten?" Ja, sagte Bonin. "Der Bedarf ergibt sich aus der Quote derer, die die Stadt verlassen, weil sie keine geeigneten Wohnungen finden. Die Entwicklung von innerstädtischen Gebieten ist zwingend erforderlich." Die Mittelschicht sei lange ignoriert worden, machte Schrammen die Notwendigkeit von seinen Neubauprojekten deutlich. "Jetzt können wir den Bedarf nicht bedienen."

(RP)
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