Mönchengladbach Neue Salafisten-Basis in Münster

Mönchengladbach · In der Studentenstadt ist ein Verein mit großer Ähnlichkeit zu "Einladung zum Paradies" aktiv. Gladbachs oberster Salafist Sven Lau war jetzt zu Gast, auch Prediger Pierre Vogel hat seinen Schwerpunkt nach Münster verlegt.

 Kommt es in Münster zur Wiedervereinigung des salafistischen Predigers Pierre Vogel (li.) und Gladbachs oberstem Salafisten Sven Lau?

Kommt es in Münster zur Wiedervereinigung des salafistischen Predigers Pierre Vogel (li.) und Gladbachs oberstem Salafisten Sven Lau?

Foto: Isabella Raupold

Sven Lau, früherer Vorsitzender des mittlerweile aufgelösten salafistischen Vereins "Einladung zum Paradies" (EZP), hat sich zum ersten Mal seit Monaten wieder in einem Internetvideo geäußert. Am Wochenende besuchte Lau, gegen den die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach vergangene Woche die Ermittlungen wegen des Verdachts der Brandstiftung eingestellt hatte, einen salafistischen Infostand in Münster.

Die Studentenstadt haben sich die Salafisten offensichtlich als neue Basis herausgesucht. "Muslime Aktiv e.V." heißt der Verein, der in Mecklenbeck im Südwesten Münsters sitzt, bereits 2010 gegründet wurde und dessen Internetseite große Ähnlichkeiten zur früheren Onlinepräsenz von EZP aufweist. War Mönchengladbach für die islamistische Vereinigung am Ende ein zu heißes Pflaster, angesichts der permanenten Präsenz des Staatsschutzes und der anhaltenden Bürgerproteste?

Rechte Hand von Pierre Vogel

Vieles deutet in der Tat auf einen "Umzug" hin. So ist auch der Inhalt der Internetseiten vergleichbar: Man wolle "den Islam näher bringen", "Vorurteile abbauen" und "Ängste in der Bevölkerung beseitigen", heißt es im Programm von "Muslime Aktiv". Der Verein sei "eine Initiative junger Münsteraner Muslime, welche sich unabhängig ihrer Organisations- oder Gemeindezugehörigkeit zusammen gefunden haben, um auf Geheiß des allmächtigen Schöpfers und aus ehrlicher Nächstenliebe, ihre Mitmenschen zur seligmachenden Wahrheit, zum Islam einzuladen".

Erster Vorsitzender (und gleichzeitig auch Stellvertreter) ist aber mitnichten ein junger Münsteraner Muslim, sondern Thomas G., besser bekannt als Ibrahim Al Almani oder Ibrahim Thomas — seit Jahren die rechte Hand des salafistischen Predigers Pierre Vogel. Dessen Spendenkonto ist zur Sparkasse Münsterland Ost gewechselt. Auch Vogels eigene Internetseite wird neuerdings von einem "Dawah Verlag" betrieben, der seinen Sitz in Münster hat. Und auch die Seite "EZP Hadschreisen", früher von Mönchengladbach aus geleitet, ist nach Ostwestfalen umgezogen: Ihr Sitz ist nunmehr in Hamm.

"Muslime Aktiv" macht in Münster bisher in erster Linie durch ordnungsgemäß genehmigte, wöchentliche Infostände auf sich aufmerksam, bei denen meist Gratis-Korane verteilt werden; am Wochenende gab es auch noch eine rote Rose dazu. In dem neuesten Video des Vereins ist Lau zu sehen, der die einladende Optik des Standes und die Herangehensweise von "Muslime Aktiv" lobt. Er ruft Anhänger in anderen Städten dazu auf, ebenfalls Missionsarbeit zu tätigen und Gratis-Exemplare des Korans zu verteilen, die über die Internetseite "Haus des Korans" zu bestellen seien.

Diese Seite wiederum ist deckungsgleich mit der Seite "Die Wahre Religion" des Predigers Ibrahim Abu Nagie, gegen den die Kölner Staatsanwaltschaft im September Anklage wegen Volksverhetzung erhob. "Die Wahre Religion" war neben EZP der einzige salafistische Ableger, der namentlich im NRW-Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2010 genannt wurde.

Im Umfeld von "Muslime Aktiv" soll auch der Münsteraner Marcel K. aktiv sein, der unmittelbar nach den Anschlägen vom 11. September 2001 — damals als zweiter Vorsitzender des Islamischen Zentrums Münster — dem "Spiegel" sagte, die Taliban machten "zu 95 Prozent gute Sachen". Da verwundert es wenig, dass die "Muslime Aktiv"-Seite unter anderem zu dem Film "Loose change" verlinkt, der die Anschläge als Verschwörung der US-Regierung darstellt.

(RP/rl)
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