Mönchengladbach Neuer Chefarzt plant ein Tumorzentrum

Mönchengladbach · Daniel Rothamel übernimmt die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Krankenhaus Bethesda.

 Daniel Rothamel hat als neuer Chefarzt des Bethesda viel vor.

Daniel Rothamel hat als neuer Chefarzt des Bethesda viel vor.

Foto: Knappe

Vor fünfzig Jahren ging es bei Tumorpatienten schlicht ums Überleben. Mundhöhlenkarzinome beispielsweise wurden großflächig entfernt, Entstellungen mussten in Kauf genommen werden. Später versuchte man, zumindest die Gesichtsform wieder herzustellen. Heute ist die Medizin einen deutlichen Schritt weiter. "Es geht auch um den Erhalt der Lebensqualität", sagt Daniel Rothamel, neuer Chefarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG) am Krankenhaus Bethesda.

Knochen und Weichgewebe würden so transplantiert, so dass später Zahnimplantate verankert werden könnten und eine Wiederherstellung der Kaufunktion ermöglicht würde, erklärt der Experte. Aus dem Wadenbein oder dem Schulterblatt des Patienten werden Unter- und Oberkiefer rekonstruiert, das Aussehen und die Funktionalität so wieder hergestellt. Das sieht nicht nur gut aus, es fühlt sich auch so an.

Professor Rothamel, der als MKG-Chirurg sowohl eine Promotion in Zahn- als auch in Humanmedizin vorweisen kann, folgt auf Chefarzt Johannes Hidding, der die einzige Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an einem Mönchengladbacher Krankenhaus lange Jahre geleitet hat. Mit Rothamel kommt nicht nur der ehemals jüngste Professor dieses Fachgebiets in Deutschland nach Mönchengladbach. Der gebürtige Klever ist auch ausgewiesener Experte im Bereich der Tumor- und Spaltchirurgie. Die von ihm häufig angewandte Art der rekonstruktiven Chirurgie von Knochen- und Weichgewebe direkt zum Zeitpunkt der Tumorentfernung wurde bisher am Bethesda nicht eingesetzt. "Der vitale Knochen wird mit Gefäßsystem transplantiert und direkt an die Blutgefäße angeschlossen. Dies kann zum Zeitpunkt der Tumorentfernung oder aber auch später erfolgen", sagt er.

Er plant außerdem ein Kopf-Hals-Tumorzentrum in Zusammenarbeit mit der HNO-Abteilung des Maria Hilf unter der Leitung von Professor Jochen Windfuhr. "Es ist wichtig, sich multidisziplinär aufzustellen um eine optimale Versorgung von Patienten zu gewährleisten", ist der MKG-Chirurg überzeugt.

Auch die Spaltchirurgie, die sich der Behandlung der angeborenen Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalte widmet, gehört zu seinen Schwerpunkten. "Dieser Bereich ist etwas ganz Besonderes, denn man betreut die Kinder von der Geburt bis zum Erwachsenenalter", sagt der Mediziner. Gerade hat er eines der größten Spaltzentren der Welt in Pakistan besucht, an dem bis zu 3500 Spalt-OPs jährlich vorgenommen werden und das aktiv Forschung zum Thema Spaltchirurgie betreibt. Dort hat er auch selbst operiert.

Daniel Rothamel kommt von der Universitätsklinik Düsseldorf, wo er zuletzt stellvertretender Klinikdirektor war. Er hat sich sehr bewusst für das Bethesda entschieden. "Ich wollte nicht noch mehr Ultra-High-Tech-Medizin, sondern mehr Betonung auf die menschliche Ebene legen", sagt der 40-Jährige. Abschalten kann der Mediziner beim Segeln und Kitesurfen. Aber auch in gefrorener Form ist Wasser sein Ding: Im Winter zieht's ihn zum Wintersport auf die Piste.

(RP)
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