Mönchengladbach Neues Leben im Wickrather Bahnhof

Mönchengladbach · Schön ist das Haus schon lange nicht mehr - kein Wunder nach jahrelangem Leerstand. Die Arbeiterwohlfahrt hat es gekauft und will es zur Bildungs- und Begegnungsstätte umbauen. Die Architekten Schwinning und Jammers arbeiten daran.

 Es ist kaum vorstellbar: Aus dem ehemaligen Schankraum (l.) soll ein heller, freundlicher Raum werden, in dem sich die Menschen begegnen (o.). Das Haus ist insgesamt ion einem heruntergewirtschafteten Zustand.

Es ist kaum vorstellbar: Aus dem ehemaligen Schankraum (l.) soll ein heller, freundlicher Raum werden, in dem sich die Menschen begegnen (o.). Das Haus ist insgesamt ion einem heruntergewirtschafteten Zustand.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Im Keller haben sie einen Luftschutzbunker entdeckt. Auf der schweren Eisentür steht in großen roten Lettern "Bitte Ruhe". Im Gebäude gibt es auch noch das Fensterchen, durch das die Fahrscheine ausgegeben wurden. Ein alter Spind steht in der Ecke, uralte Tapetenreste mit irritierenden Mustern hängen in Fetzen von den Wänden. Aber sonst erinnert kaum noch etwas daran, dass dieses Gebäude viele Jahre als Bahnhof genutzt wurde. "Schade eigentlich", sagt Ralf Jammers. Durch die Nutzung als Wohnhaus in den vergangenen Jahren habe das Gebäude seinen ursprünglichen Charakter verloren.

 Diese Foto vom Wickrather Bahnhof wurde gestern gemacht. Das dreigeteilte Gebäude steht schon lange leer. Die Awo will daraus ein Bildungs- und Begegnungszentrum machen.

Diese Foto vom Wickrather Bahnhof wurde gestern gemacht. Das dreigeteilte Gebäude steht schon lange leer. Die Awo will daraus ein Bildungs- und Begegnungszentrum machen.

Foto: Detlef Ilgner

Die Architekten Ralf Jammers und Frank Schwinning haben von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) den Auftrag erhalten, das Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Haus umzubauen zu einer "Soziokulturellen Bildungs- und Begegnungsstätte". Das ist ein Wortzusammenstellungsungetüm, das eigentlich nur sagt: In diesem Gebäude soll gearbeitet, gebildet und begegnet werden.

 Und so soll es am Ende aussehen: Die Rundbogenfenster werden freigelegt. Weiße Fenster und weiße Laibungen sorgen für helle Akzente im dunklen Mauerwerk.

Und so soll es am Ende aussehen: Die Rundbogenfenster werden freigelegt. Weiße Fenster und weiße Laibungen sorgen für helle Akzente im dunklen Mauerwerk.

Foto: Schwinnung + Jammers

Wer das Gebäude heute betritt, wird das für ein schier unrealisierbares Unterfangen halten. Dabei haben die Architekten bereits die Decken freilegen, Wände und Decken auf ihre Statik prüfen und die Feuchtigkeit der Kellerräume einschätzen lassen. Auf dieser Grundlage konnten die Kosten für den geplanten Umbau berechnet werden. "Wir werden 3 Millionen Euro investieren müssen", sagt Uwe Bohlen, Vorstand des Kreisverbandes. "Wir werden auf jeden Fall auf Fördermittel angewiesen sein."

Mönchengladbach: Neues Leben im Wickrather Bahnhof
Foto: Jammers und Schwinning

Thomas Manke ist der Awo-Projektbegleiter für dieses Objekt. Er findet es mindestens ebenso spannend wie Schwinning, Jammers und Bohlen. Und in alten Unterlagen der Bahn hat er eine Jahreszahl gefunden. "Da gibt es einen Hinweis auf das Erbauungsjahr", sagt er. Demnach wurde das Gebäude 1894 errichtet. Seit Jahren rottet es vor sich hin. "Wir wollen dafür sorgen, dass es als wichtiger Treffpunkt Wickraths erhalten bleibt", sagt Uwe Bohlen.

Mönchengladbach: Neues Leben im Wickrather Bahnhof
Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Dazu muss eine Menge geschehen. "Das Haus muss komplett gedämmt werden", sagen die Architekten. Und zwar nicht nur gegen Kälte, sondern auch gegen Krach von draußen. Alle paar Minuten rattert ein Zug vorbei - Höllenlärm. Zugemauerte Fenster werden wieder freigemacht, Wände müssen versetzt werden, Böden neu geschaffen. Im Keller soll eine Pellets-Heizungsanlage eingebaut werden. Ein Schatz verbirgt sich unter dem Dach. Dort soll ein großer Raum entstehen. Über diesen wölbt sich eine hölzerne Dachkonstruktion, die Ralf Jammers an ein "Krönchen" erinnern. Stimmt. Das wird mal sehr schön aussehen.

Aber auch die beiden anderen Etagen werden schön. Das zeigt ein Blick in die Planungszeichnungen und Visualisierungen der Architekten. Echt - nicht wiederzuerkennen. "Im nächsten Jahr wollen wir Planungssicherheit haben", sagt Uwe Bohlen.

(RP)
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