Mönchengladbach Neues von dem alten William Shakespeare

Mönchengladbach · Beim 25. Shakespeare-Festival Neuss vergibt die Stadt erstmals einen Inszenierungsauftrag.

 Pittoresker Theaterbau: das Globe in Neuss.

Pittoresker Theaterbau: das Globe in Neuss.

Foto: Maurice Kaufmann

Als Premiere in der 25-jährigen Erfolgs-Geschichte des Shakespeare-Festivals Neuss hat die Festival-Leitung eine Inszenierung selbst in Auftrag gegeben: "Measure für Measure" ("Maß für Maß"), die selten gespielte Tragikomödie des Elisabethaners, wird Dan Jemmett mit seiner Company "Eat a Crocodile" für das Theatertreffen im Nachbau des legendären "Wooden O" in Szene setzen (ab 16. Juni). Es geht um eine von Shakespeares zeitlos aktuellen Fragen: Wie kann ein Staat moralisch sein? Jemmett will die Handlung in ein heruntergekommenes Beerdigungsinstitut verlegen. Vom 28. Mai bis 27. Juni werden wieder rund 15 000 Besucher aus dem In- und Ausland erwartet.

Vor 25 Jahren hatte der Neusser Bauverein einen Nachbau des legendären "Globe Theatre" sehr preisgünstig von der Bundesgartenschau in Rheda-Wiedenbrück erworben. Wie das originale Globe, das ab 1599 an der Londoner Themse Heimstatt von Shakespeares "The King's Men" war, besteht es hauptsächlich aus Holz. Abgebrannt, wie das Original, ist es bisher nicht.

In den letzten Jahren wird hier regelmäßig einen ganzen Monat lang Shakespeare gespielt. Zur Jubiläums-Spielzeit bestreiten 13 Compagnien aus England, Deutschland, Spanien, Österreich und Brasilien 34 Vorstellungen. Neben der Premiere von "Maß für Maß" gibt es drei Deutsche Erstaufführungen und Beiprogramm. So wird das Münchner Impro-Oper-Ensemble "La Triviata" auf Zuruf Shakespeare-Stoffe in Musiktheater verwandeln (10. Juni); eine neue Facette ist der WDR-Rundfunkchor, der ein A-cappella-Programm auf Shakespeare-Texte im Gepäck hat (23. Juni); wieder ist die auf Alte Musik spezialisierte "Lautten Compagney" zu Gast, die den Schauspieler Dominique Horwitz bei einer "Shakespeare-Revue" begleitet. (22. Juni).

Das Neusser Shakespeare-Festival ist polyglott. Die Compagnien aus England spielen auf Englisch, diesmal kommt eine ganz junge "Romeo und Julia" aus Bristol, ein "Macbeth" aus Bristol, die Mountview Productions aus London verlegen "Love's Labour's Lost" (Verlorene Liebesmüh) nach Harvard. Unter den deutschsprachigen Ensembles ist wieder mal die bremer shakespeare company mit dabei, diesmal mit einem Parforceritt durch sämtliche Königsdramen. In "Wie es Euch gefällt" stellt die Truppe von "Shakespeare und Partner" die liebestolle Story gendermäßig auf den Kopf. Die Salzburger "theaterachse" bringt eine musikalische Fassung von "Die lustigen Weiber von Windsor" mit aufs Festival, wo das freie Theater schon 1991 bei der ersten Spielzeit begeistern konnte.

Auf wackeligem Bühnenbretterboden kommt "Der Widerspenstigen Zähmung" aus Graz an den Rhein. Bleiben die exotischen Highlights des Jubiläums-Festivalprogramms in der Nachbarstadt Mönchengladbachs: Auf Portugiesisch versetzt eine Compagnie aus Brasilien den "Hamlet" in die Favelas von Rio de Janeiro. Und erstmals wird in Neuss Shakespeare auch einmal auf Katalanisch gespielt - "Was ihr wollt" heißt in Barcelona "Nit de Reis".

(ark)
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