Mönchengladbach Neun Schüler überqueren vier Grenzen

Mönchengladbach · 13- bis 15-jährige Gymnasiasten vom Geroweiher machen sich auf eine 70-Kilometer-Tour für den guten Zweck.

Mönchengladbach: Neun Schüler überqueren vier Grenzen
Foto: Privat: Lehrer Felix Nattermann

In der Kirche übernachten, Kühe melken, beim Bürgermeister residieren oder eine Mitfahrgelegenheit

auf dem Traktor nutzen? Das erlebt man nur, wenn man einfach mal loszieht, ohne große Planung - wie die Schüler des Gymnasiums Am Geroweiher. Nachdem sie vergangenes Jahr bei ihrer Tour "Lauf der Menschlichkeit" so viel Spannendes erlebt haben, stellen sie sich auch dieses Jahr der Herausforderung. In neuer Besetzung starten neun Jungs im Alter zwischen 13 und 15 Jahren den 70 Kilometer langen "Haik" durch die Berge. Als "Grenzgänger" haben sie sich das Ziel gesetzt, in einer Woche vier Landesgrenzen zu überqueren.

 Start ist im Süden Deutschlands, am Bodensee in Lindau, weiter geht die Route durch Österreich, ein Schlenker führt in die Schweiz bis nach Vaduz in Liechtenstein.

Start ist im Süden Deutschlands, am Bodensee in Lindau, weiter geht die Route durch Österreich, ein Schlenker führt in die Schweiz bis nach Vaduz in Liechtenstein.

Foto: Felix Nattermann

Start ist im Süden Deutschlands, am Bodensee in Lindau, weiter geht die Route durch Österreich, ein Schlenker führt in die Schweiz bis nach Vaduz in Liechtenstein. Hinter dem Projekt steht ein guter Zweck: "Wir möchten Spendengelder erlaufen für die Flüchtlingsklasse unserer Schule", erklärt der 14-jährige Jan Lukas Liesen, der Teamleiter der Grenzgänger. "Dort fehlt noch dringend die technische Ausstattung, wie Beamer, PCs oder Laptops." Daher suchen die Schüler noch Sponsoren für ihr Projekt.

Sollte nach der Anschaffung der Technik noch etwas übrig bleiben, möchten sie damit ihre eigenen Kosten decken. Erstmal wird aus eigener Kasse gezahlt, aber das ist es jedem wert, denn es gibt noch einen anderen Beweggrund für die Haiking-Woche. "Es geht uns auch darum, ein Stück weit den Weg der Flüchtlinge selbst zu erfahren", sagt Sebastian Beyers, der zum zweiten Mal dabei ist. "Wir werden auch Grenzen überqueren, sind auf Züge angewiesen und müssen Unterkünfte finden, wenn es regnet."

Begleitet werden die Schüler von ihrem Lehrer Felix Nattermann und einem weiteren Betreuer. Diese laufen allerdings nur passiv mit; Planung und Durchführung liegen vollständig in der Eigenregie der Schüler. So treffen sie sich die Grenzgänger seit einem halben Jahr einmal wöchentlich, um das Projekt vorzubereiten. Dabei wurden Jobs verteilt, so dass jeder für eine Sache verantwortlich ist: Teamleiter, Streckenplaner, Pressewart, Organisation der Team-Shirts sowie ein Zuständiger für Verpflegung und Material. "Alle müssen sich an ihre Jobs halten. Ohne Regeln und gegenseitiges Vertrauen würde das nicht funktionieren", weiß der 15-jährige Jona Bolten.

Damit die Kommunikation stimmt, nutzen die Schüler interaktive Medien wie Whatsapp oder eine Plattform, auf der jeder Aufgaben eintragen und einsehen kann. Da der Haik auch durch das Ausland geht, bleibt das Smartphone aus, so dass auch Google Maps im Notfall nicht helfen kann. Nur mit Kompass, Karte und einem Rucksack bepackt geht es dann los. Die untere Hälfte des Rucksacks können die Schüler für sich nutzen, die obere Hälfte ist für Gruppenmaterialien, wie das Zelt oder das Kochequipment, reserviert.

Für vieles ist es der erste Haik: Elf-Mann-Zelt aufbauen, den Touren-Rucksack sinnvoll packen und auch noch kochen? Kein Problem für die Jungstruppe. Bei einer Übernachtung in den heimischen Wäldern wurde alles schon erprobt. "Aus der Sicht der Erlebnispädagogik war das Teil der dritten Phase des Projekts", so Lehrer Nattermann. Denn neben der gesamten Planung sind es noch andere Kompetenzen, die die Schüler bei ihrem gemeinsamen Trip erlernen. "Phase eins ist das Kennenlernen, in Phase zwei geht es um Vertrauen, mit der dritten Phase beginnt die Interaktion, und das Projekt bildet die letzte Phase."

Es geht also auch um Zusammenhalt, gegenseitiges Unterstützen, Problemlösung - und darum, mit gebündelter Energie ein Ziel zu erreichen. Damit die Willkommensklasse für Flüchtlinge technisch ausgestattet werden kann, suchen die Schüler noch Sponsoren, die das Projekt unterstützen. Interessierte können sich unter haik@gag-if.de bei den Schülern melden.

(RP)
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