Mönchengladbach Neuwerker Nachbarn klönen beim Jakobbrunnenfest

Mönchengladbach · Das Atbierglas, das Benno Renette am Sonntagmittag in der Hand hielt, zeigte die Kirche St. Mariä Himmelfahrt im Miniaturformat. "Es ist von 2004", sagte der Geschäftsführer des Karnevalsverbandes Linker Niederrhein und betrachtete das Motiv. Das ist noch gar nichts: "Mein Glas ist von 1990", schaltete sich Frank Wellers ein, der ganz in der Nähe auf dem von Hunderten Neuwerkern übersäten Peter-Schumacher-Platz stand. Die beiden kannten sich nicht, aber was soll's: Beim Jakobbrunnenfest plaudert eben jeder mit jedem.

 Mit dem Jakobbrunnenfest wird die Nachbarschaft gepflegt: Im Blickpunkt steht jedes Jahr ein Motivglas, es wird für den guten Zweck verkauft.

Mit dem Jakobbrunnenfest wird die Nachbarschaft gepflegt: Im Blickpunkt steht jedes Jahr ein Motivglas, es wird für den guten Zweck verkauft.

Foto: Jörg Knappe

Zum 48. Mal feierten die Neuwerker am Sonntag zwei Stunden lang ihr Nachbarschaftsfest, bei dem die Besucher für drei Euro Motiv-Gläser kaufen und sie an der Theke so oft sie wollen mit Alt-, Malzbier oder Wasser füllen lassen können. Gastgeber waren die Volksbank, Bezirksvorsteher Hermann-Josef Krichel- Mäurer und das "House of Beer/SchankWerk", dessen Helfer des Neuwerker Jägerzugs Hallali pro Jahr rund neun Hektoliter Altbier zapfen. "Das ist immer ein schöner Morgen, an dem ich viele Bekannte treffe", sagte Benno Renette. Und manchmal schließt er auch mal eine neue Bekanntschaft - wie mit Polizist Frank Wellers. "Wenn ich frei habe, komme ich immer gerne her", erzählte der. Sein Glas von 1990 zeigt übrigens die Webersiedlung.

Der Neuwerker Künstler Willi Wirtz hat mittlerweile knapp 40 Motive für knapp 40 Festjahre entworfen. 2014 gibt es kein neues Motiv, diesmal sollten Restbestände alter Jahrgänge verkauft werden, erläuterte Volksbank-Chef Lothar Erbers. Er hat die komplette Sammlung der Motivgläser zu Hause, schon als Kind besuchte er mit seinem Vater das Jakobbrunnenfest. "Das ist einfach Tradition", sagte Erbers. "Hier kann man klönen und bekommt mit, was in Neuwerk läuft", ergänzte Krichel-Mäurer. Frauke Bruckes vom "House of Beer/SchankWerk" schätzt das Gemeinschaftsgefühl, das sie auf dem Peter-Schumacher-Platz erlebt: "Mit diesem Fest können wir auf einfache, liebevolle Weise etwas erreichen", sagte sie. Denn der Erlös aus dem Verkauf der Gläser fließt in ein gemeinnütziges Projekt - diesmal werden 1500 Euro dafür eingesetzt, die Kapelle in Engelbleck zu renovieren.

(naf)
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