Mönchengladbach NEW-Chef unter Mordverdacht - im Krimi

Mönchengladbach · Markus Palic war Geschäftsführer von Tochterfirmen der NEW. Seit er im Ruhestand ist, schreibt er Krimis. Die Fälle spielen in der Energiebranche. Im jüngsten Buch "Windtod" wird es für den NEW-Vorstandsvorsitzenden brenzlig.

 Viel Wind um die Windräder macht Krimi-Autor Markus Palic. Sein Krimi spielt in der Energiebranche.

Viel Wind um die Windräder macht Krimi-Autor Markus Palic. Sein Krimi spielt in der Energiebranche.

Foto: Daniel Vieser

Gelogen ist in diesem Buch ein einziger Satz. Und der steht ganz vorne auf Seite 4. "Jegliche Übereinstimmung mit lebenden realen Personen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt." Wer einen Krimi über Windkraft in Mönchengladbach schreibt und den Vorstandsvorsitzenden der NEW AG Friedrich Helm nennt, der zwinkert mit mehr als einem Auge. Zumal der Mann als Jurist mit sportlicher Statur beschrieben wird, der kurz vor der Pensionierung steht. Passt! Genau wie sein Vorstandskollege Kilian Vetter, den Markus Palic in seinem Buch so beschreibt: "Der groß gewachsene, dunkelblonde und athletische Endvierziger, der mit Vorliebe Hornbrillen mit kreisrunden Gläsern und auffällige, teure Uhren trug, war für seine provokante und gleichzeitig pragmatische Art bekannt."

Vor drei Jahren schied Palic mit 60 Jahren in den Ruhestand aus. Vorher war er Geschäftsführer der NEW Re, der NEW Netz und der West Energie und Verkehr. Wenn man dann im Klappentext liest, dass der NEW-Vorstandsvorsitzende unter Mordverdacht gerät, könnte man messerscharf folgern: Da will jemand gegen die früheren Chefs nachtreten. Tatsächlich stichelt Palic in seinem Buch allenfalls ganz sanft. Und versichert: "Alle kritischen Passagen habe ich mir von den Hauptakteuren im Buch vorab freigeben lassen." Palic führt anderes im Schilde: Sein Buch nutzt das Krimi-Genre eigentlich nur als trojanisches Pferd und will in Wahrheit über den Markt nach der Energiewende aufklären. Da kommt deutlich der Dozent in Palic durch, der über zehn Jahre Lehrbeauftragter der Energiewirtschaft am Jülicher Campus der Fachhochschule Aachen war. Dass es gar nicht so einfach ist, mehr Strom regenerativ zu erzeugen, kann Palic in "Windtod" mit vielen Fakten und einem süffigen Plot deutlich machen.

Denn wenn ein Versorger laut Bebauungsplan Windräder errichten kann und einige private Grundstückseigentümer ihren Grund und Boden dafür gegen gutes Geld zur Verfügung stellen, kann ein einzelner alles zum Platzen bringen. Das durchkreuzt dann nicht nur die Pläne des Versorgers, sondern auch die der Nachbarn. In "Windtod" gibt es am Ende gleich drei Tote: Zwei sterben in den Flammen eines Bauernhofs im Kreis Heinsberg. Und einige hundert Kilometer weiter wird die Chefin des größten Verbandes der Energie- und Wasserwirtschaft raffiniert vergiftet. In beide Fälle ist der NEW-Vorstandsvorsitzende unmittelbar verwickelt. Mit der ermordeten Verbandschefin hat er sich kurz zuvor bei einer Tagung öffentlich gestritten, weil er von dem Verband die Interessen der mittelgroßen Versorger nicht ausreichend berücksichtigt fand. Und eines der Brandopfer ist sein Cousin. Also ermitteln Berliner und niederrheinische Kommissare gemeinsam. Und zwar hier: "Der elegante, mit rötlichen Backsteinen verklinkerte, viergeschossige und an den Schmalseiten terrassenartig angelegte Bau aus den neunzehnhundertachtziger Jahren stand im Mönchengladbacher Ortsteil Rheydt. Dort saß der dreiköpfige Vorstand des Energie- und Verkehrskonzerns."

Palic lebt inzwischen wieder, wie vor seiner Zeit in Heinsberg, in der Nähe von Karlsruhe. Dort betreibt er eine Tagungsgesellschaft, die Fachtagungen für die Energiebranche unter anderem zu Netzbau und -betrieb sowie regenerativer Energieerzeugung veranstaltet. In Mönchengladbach werden sich noch viele an Palic erinnern können. Er focht für die Biogasanlage in Wanlo, die zu Ampel-Zeiten scheiterte. Auch die Windräder, die ursprünglich im Rheindahlener Land wischen dem Hardter Wald, Herdt, Hehn, Heiligenpesch und Wolfsittard sowie nördlich des Buchholzer Waldes zwischen Hilderath, Baum, Wickrathhahn, Griesbarth und Mennrath geplant waren, sollten von Palic ungesetzt werden. Die Bürgersolargenossenschaft brachte er auf den Weg.

"Windtod" ist nicht Palic erster Krimi. Bereits 2013 erschien "Stromtod". Der Stoff rund um die Energiebranche geht Markus Palic nicht aus. "Ich habe angefangen, für mein drittes Buch zu recherchieren", erzählt er. Im Winter soll es fertig werden. Darin geht es um die großen Stromtrassen, die als Folge der Energiewende von Nord nach Süd gelegt werden sollen. Auch das dürfte wieder nur über einige Leichen gehen.

Markus Palic, Windtod, 200 Seiten, ISBN 978-3-00-053446-1, Preis: 9,90 Euro.

(RP)
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