Mönchengladbach NEW will ihre Autos teilen - teilweise

Mönchengladbach · Der Versorger öffnet einen Teil des Fuhrparks für ein Pilotprojekt zum Car-Sharing - vorerst aber nur für eigene Mitarbeiter, Studenten und Angestellte der Hochschule. Weitere Angebote gibt es von Santander und Ford Coenen.

 Jörg Lachmann, Projektverantwortlicher bei der NEW (v. li.), Andreas Allebrod, Geschäftsführer der Drive-CarSharing GmbH, und Frank Kindervatter, NEW-Vorstand, freuen sich über die neue Kooperation.

Jörg Lachmann, Projektverantwortlicher bei der NEW (v. li.), Andreas Allebrod, Geschäftsführer der Drive-CarSharing GmbH, und Frank Kindervatter, NEW-Vorstand, freuen sich über die neue Kooperation.

Foto: Detlef Ilgner

Car-Sharing ist so hip, dass es nicht einmal ein deutsches Wort dafür gibt. "Gemeinschaftliche Nutzung eines Automobils" kommt zumindest reichlich hölzern daher. Neu ist das Konzept natürlich nicht, auch in Mönchengladbach gab es schon vor über einem Jahrzehnt erste Versuche, aber flächendeckend hat sich Car-Sharing hier bisher nicht etabliert. Die NEW will das zumindest mittelfristig ändern. Sie öffnet für ein zweijähriges Pilotprojekt mit der Solinger Drive-CarSharing GmbH einen Teil ihres Fuhrparks - das allerdings wiederum nur für denkbar kleine Teile der Bevölkerung. Denn vorerst können ab Ende Juni lediglich NEW- und Hochschulmitarbeiter sowie Studenten der Hochschule Niederrhein auf 18 Fahrzeuge aus der Flotte des Unternehmens zurückgreifen.

"Im Rahmen dieses Pilotprojektes wollen wir Erfahrungen mit diesem Thema sammeln", sagt Projektbeauftragter Jörg Lachmann. Nach Ablauf der zwei Jahre werde entschieden, ob das Car-Sharing einerseits für eine breite Öffentlichkeit verfügbar sein wird - und andererseits, ob die NEW auch andere Fuhrparkbetreiber wie Kommunen, Banken oder Gewerbebetriebe in das System integriert. Die Wirtschaftlichkeit werde im Rahmen von Kosten-Nutzen-Analysen in Master- und Bachelorarbeiten untersucht, unterstützt vom Team des NEW-Stiftungsprofessors Ulrich Nissen. "Konkret geht es um die Frage, wie sinnvoll es ist, Poolfahrzeuge für ein Car-Sharing einzusetzen und wie der Nutzungsgrad an den unterschiedlichen Ausleihstationen sich darstellt. Auch die Frage nach der Akzeptanz von E-Mobilität ist ein Kriterium der Analyse", führt Lachmann weiter aus.

Das Thema Car-Sharing passe wunderbar zur NEW, "denn die Mobilität ist von jeher eines unserer Geschäftsfelder", sagt Vorstand Frank Kindervatter. "Zudem wollen wir unseren Fuhrpark effizienter einsetzen und mit den Elektro-Autos alternative Antriebe erlebbar machen." Die Autos sind als stationsbasiertes System auf vier Standorte in Gladbach, einen in Viersen und einen in Erkelenz verteilt. Unter den angebotenen Fahrzeugen sind auch zwei E-Autos.

"Durch die Kooperation mit der NEW können die registrierten Kunden sämtliche Fahrzeuge von Drive-CarSharing und dem Kooperationsverbund Flinkster in ganz Deutschland nutzen", sagt Andreas Allebrod, Geschäftsführer von Drive-CarSharing. Gemeinsam mit diesem Unternehmen hatte im Frühjahr bereits Düsseldorf seinen Elektro-Fuhrpark für Bürger geöffnet - als erste Stadt in ganz Deutschland.

Mit dem Marktführer Flinkster, der Car-Sharing-Gesellschaft der Bahn, ist auch das Car-Sharing-System des Autohauses Walter Coenen verbunden. Es ging im Dezember an den Start, mit vier Fahrzeugen (zwei Ford Focus, zwei Fiesta) an festen Standorten: Sittardstraße 56, Rheydter Straße 284 (Hochschule), Bahnhofstraße 99 (Rheydt Hbf) und Europaplatz. Bisher werde das Angebot "sehr positiv" angenommen, sagt Sprecherin Nadine Nandzik - am Gladbacher Hauptbahnhof am besten, in Rheydt hingegen bisher kaum. Die durchschnittliche Auslastung liege bei 11,6 Prozent, bisher wurden die Fahrzeuge insgesamt 11.630 Kilometer gefahren. "Zurzeit erstellen zwei Masterstudenten der Hochschule Nachforschungen über unser Car-Sharing-System. Ziel ist es unter anderem herauszufinden, ob und wie die Standorte noch optimiert werden können", sagt Nandzik. Erst nach Abschluss dieser Studien sei es sinnvoll, gegebenenfalls über weitere Fahrzeuge oder Standorte nachzudenken: "Wir können uns aber durchaus einen Ausbau des Netzes vorstellen."

Während große Anbieter wie DriveNow und Car2go weiter einen Bogen um Gladbach machen, bietet auch die Santander-Bank mittlerweile ein eigenes Car-Sharing-System an. Es ist ebenfalls noch im Pilotstadium und richtet sich an die breite Öffentlichkeit. "Künftig wird der Service unter dem Namen Movio Car-Sharing angeboten", sagt Sprecher Dennis Neelsen. Konkrete Nutzungszahlen gebe es noch nicht, da noch die erste Pilotphase ausgewertet werde. Anbieter sind lokale Autohändler, in Gladbach das Autohaus Dresen (das frühere Autozentrum West). Santander hat zudem den Kabinettsbeschluss zur Kaufprämie für Elektroautos gelobt und angekündigt, noch 2016 vor der Unternehmenszentrale sowie über Deutschland verteilt zwölf Ladesäulen für Elektroautos zu errichten und sie zur Nutzung anzubieten.

(RP)
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