Mönchengladbach Niedrige "Abgangsquote": In Gladbach bleiben Wohnungen Wohnungen

Mönchengladbach · In der Stadt werden kaum Objekte abgerissen oder umgenutzt. Experten werten das als Beleg für eine verhältnismäßig gesunde Marktstruktur.

Hinter dem viel zu selten gebrauchten schönen Wort "Wohnungsabgangsquote" verbirgt das Statistische Landesamt IT NRW die Zahl der Wohnungen, die, etwa durch Umnutzung oder Abriss, vom Wohnungsmarkt verschwinden. 6096 Wohnungen, ein halbes Prozent mehr als im Jahr zuvor, gingen in Nordrhein-Westfalen 2014 auf diese Weise verlustig. Im Zeitraum der letzten fünf Jahre (2010 bis 2014) wurden durchschnittlich 6,6 Abgänge je 10 000 bestehenden Wohnungen gezählt. Die meisten in Münster, mit 31,0 je 10 000. In Mönchengladbach aber nur 1,7. Das ist nach Solingen (0,5) der niedrigste Wert im ganzen Land. Das lässt sich auf den einfachen Nenner bringen: In Mönchengladbach bleiben Wohnungen Wohnungen.

Warum in Münster - aber auch im Kreis Steinfurt und in Duisburg - so viel Bewegung im Markt ist und in Mönchengladbach so wenig, darüber geben die Zahlen allerdings keinen Aufschluss. "Ursächlich dürfte das Ersetzen von Studentenwohnheimen durch Neubauten sein", spekuliert das Landesamt zumindest über die Münsteraner Zahlen. Und in Gladbach? Für den Immobilienexperten Norbert Bienen, der das Abschneiden in diesem Ranking positiv sieht, ist die plausibelste Erklärung diese: Die Stadt hat sich an den baulichen "Todsünden" der 60er und 70er nur bedingt beteiligt - und der Wohnungsbau hat eine relativ gesunde Struktur, die eher saniert statt abreißt. "Der Römerbrunnen ist eigentlich das Einzige, was sinnvollerweise plattgemacht gehört", sagt Bienen. "Damit täte man der Stadt einen Gefallen." Allerdings sei besagte Hochhaussiedlung Spekulationseigentum.

In der Statistik der Bauabgänge werden neben Abbrüchen von Gebäuden (etwa wenn ein Gebäude komplett abgerissen, durch ein neues ersetzt oder umgebaut wird) jedenfalls auch genehmigungspflichtige Nutzungsänderungen (Wohnraum wird zu Gewerbefläche oder umgekehrt) und Zusammenlegungen von Wohnungen betrachtet. Außerdem fließen in die Statistik schadensbedingte Abgänge (etwa bei Brand, Überschwemmung oder Einsturz) sowie bauaufsichtliche Maßnahmen (zum Beispiel Schließungen wegen Einsturzgefahr) ein.

(RP)
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