Mönchengladbach Note 1 für die Stadtplaner aus Klasse 11

Mönchengladbach · Jugendliche von der Gesamtschule Volksgarten präsentierten dem Baudezernenten Gregor Bonin ihre Ideen zur Stadtentwicklung. Daraus könnte sich sogar schnell ein konkretes Projekt ableiten - nämlich Außensportgeräte für Erwachsene im Bunten Garten.

 Die Schüler mit ihrem Lehrer Jan Oltersdorf (vordere Reihe, 8. v. l.) stellten Baudezernent Bonin ihre Erkenntnisse vor.

Die Schüler mit ihrem Lehrer Jan Oltersdorf (vordere Reihe, 8. v. l.) stellten Baudezernent Bonin ihre Erkenntnisse vor.

Foto: Kricke Sabine

Gregor Bonin ist hellauf begeistert - so sehr, dass er gleich seine Unterstützung signalisiert. Die Idee von Schülern der Gesamtschule Volksgarten, im Bunten Garten Außensportgeräte anbieten zu wollen, findet er nämlich sowohl richtig als auch konsequent. "Dort gibt es bereits gelebte, integrative Quartiersarbeit, aus der vieles entstanden ist, besonders für Kinder und junge Familien", sagt der städtische Bau- und Planungsdezernent. Um dem Gedanken der wachsenden Stadt für alle Bevölkerungsschichten Rechnung zu tragen, müsse man künftig auch noch mehr dafür sorgen, dass Ältere sich im Bunten Garten ebenfalls willkommen fühlten. Outdoor-Fitnessgeräte, vielerorts in Form von "Generationenspielplätzen" angeboten, hält er da für die passende Idee. "Wir machen das", sagt Bonin den Schülern zu. "Das ist ein Weg, den wir gemeinsam aktiv gehen können." Ob es nun darum gehe, Kontakte mit den entsprechenden Initiativen herzustellen oder die Anträge für eine Förderung aus dem Topf für bürgerschaftliches Engagement zu stellen.

Die Idee ist den Gesamtschülern jedoch nicht aus dem Nichts gekommen. Ihre Analysen und Handlungsvorschläge für drei verschiedene Themenbereiche - Wichtige Standortfaktoren für junge Menschen, Umgestaltung des Alten Markts und besagter Outdoor-Sport im Bunten Garten - entstanden in drei Sozialkunde-Kursen, die "MG + / Wachsende Stadt" zum Inhalt hatten. Auf Einladung der Schule hatte Stadtbaurätin Karoline Nolte den knapp 80 Schülern das Thema vorgestellt, anschließend gingen diese mit ihrem Lehrer Jan Oltersdorf ans Werk. In drei Gruppen befragten sie Passanten in Gladbach, außerdem Studenten in mehreren Städten - insgesamt fast 1000 Menschen - und entwickelten daraus konkrete Handlungsvorschläge, die Bonin gestern nun bei einer Abschlussveranstaltung vorgestellt wurden.

Standortfaktoren für junge Leute Hierhinter steckt die wichtige Frage: Wie gelingt es, junge Menschen in der Stadt zu halten? Hierzu haben die Schüler 327 Menschen befragt, 78 Prozent davon unter 30 Jahren, 66 Prozent waren Schüler oder Studenten. Eine Erkenntnis der Umfrage: Einkaufsmöglichkeiten und Innenstadtgestaltung sind nur für 15 Prozent der Befragten hinsichtlich ihrer Standortwahl ausschlaggebend, für 76 Prozent hingegen sind es die sozialen Kontakte. Das heißt im Umkehrschluss: Je mehr junge Menschen Gladbach halten kann, desto mehr in ihrem Umfeld bleiben ebenfalls. Für die persönliche Entscheidung wichtig sind auch das Bildungsangebot sowie berufliche Möglichkeiten - die Stadt muss also als Hochschul- und Wirtschaftsstandort noch besser werden. Zwei Drittel der Befragten schätzten Gladbach als Stadt mit eher hoher Lebensqualität ein - das Potenzial, junge Menschen zu halten, ist also definitiv vorhanden. "Die Ergebnisse bestätigen, was wir ansatzweise wissen", so Bonin, der darstellte, dass er die Stadt wie die "Benutzeroberfläche" eines PCs betrachte, auf der sich alle Bürger gleichermaßen zurechtfinden müssten. Er lud die Schüler ein, mit ihrer inneren und äußeren Einstellung aktiv dazu beizutragen, dass junge Menschen in der Stadt bleiben.

Umgestaltung Alter Markt Auch in diesem Bereich sind die Ergebnisse der Schüler wegweisend. Sie haben in ihren Befragungen von 313 überwiegend jungen Menschen am Alten Markt, im Innenstadtbereich und am Hauptbahnhof festgestellt, dass die Besucherfrequenz seit der Eröffnung des Minto gefallen ist und dass dieser prinzipiell attraktive Bereich baulich teilweise sehr unansehnlich ist. Und außerdem abends sehr dunkel. Das alles führt zu einem subjektiven Gefühl des Unwohlseins. Mehr als ein Drittel der befragten jungen Männer fühlt sich in Altstadt und an Altem Markt nachts mindestens verunsichert, bei den Frauen zwei Drittel - jede Fünfte bezeichnet sich dort sogar als "verängstigt". Gut jeweils ein Drittel der Befragten würde dem entweder mit hellerer Beleuchtung oder höherer Polizeipräsenz begegnen wollen. Um die Optik zu verbessern, sollten Fassaden verschönert, zusätzliche Grünflächen geschaffen und die Sauberkeit verbessert werden. Ein Schüler berichtete, dass er das Umfeld des Hauptbahnhofs als besonders unsicher wahrnehme - während die Polizeiwache am Alten Markt sehr zugänglich sei, müsse man die Bundespolizei am Bahnhof mühsam herausklingeln. Bonin lobte die Ausführungen der Schüler. Er sprach von den mobilen Urinalen, die an Karneval zum Einsatz kommen sollen, um Wildpinklern zu begegnen, und skizzierte den Einsatz der Mags, der auch ein "erziehendes Moment" beinhalte: "Wenn die Leute sehen, da kümmert sich jemand, halten sie die Stadt vielleicht zunehmend auch selber sauberer." Zeiten, Umfänge und Dienste von Polizei und Ordnungsdienst müssten in der Tat noch besser aufeinander abgestimmt werden, er rate jedoch auch von einer "Überpräsenz" ab. In Sachen Alter Markt sei man nach wie vor im Gespräch mit möglichen Betreibern einer festen Markthalle, um den Bereich aufzuwerten.

 Gregor Bonin zeigte sich von der Arbeit der Schüler angetan.

Gregor Bonin zeigte sich von der Arbeit der Schüler angetan.

Foto: Kricke

Outdoor-Sportgeräte Die Jugendlichen haben sie als idealen Treffpunkt für Jung und Alt identifiziert: Jugendliche könnten hier Kurse für Senioren anbieten, Schulen könnten sie ebenfalls nutzen, Migranten darüber integriert und der Stadtsportbund mit ins Boot geholt werden. Die Kosten für die Geräte lägen (ohne Baukosten) bei 13.000 bis 35.000 Euro. 80 Prozent der von den Schülern Befragten fanden die Idee gut, mehr als die Hälfte wäre bereit, sich bei der Umsetzung mit einzubringen.

Mönchengladbach: Note 1 für die Stadtplaner aus Klasse 11
Foto: Lammertz Thomas
 Die Schüler haben in Sachen Outdoor-Spielgeräte Positivbeispiele aus Städten wie New York, Los Angeles und Tokio zusammengetragen. So weit muss man aber gar nicht schauen: Auch in Krefeld beispielsweise gibt es seit gut zwei Jahren einen "Trimm-dich-Park" für Erwachsene im Stadtwald. RP-Journalistenschülerin Saskia Nothofer hat ihn ausprobiert.

Die Schüler haben in Sachen Outdoor-Spielgeräte Positivbeispiele aus Städten wie New York, Los Angeles und Tokio zusammengetragen. So weit muss man aber gar nicht schauen: Auch in Krefeld beispielsweise gibt es seit gut zwei Jahren einen "Trimm-dich-Park" für Erwachsene im Stadtwald. RP-Journalistenschülerin Saskia Nothofer hat ihn ausprobiert.

Foto: Thomas Lammertz

Fazit "Es wäre toll, wenn es solchen Einsatz in allem Schulen gäbe", lobte der Bau- und Planungsdezernent. Nicht nur, um gute Ideen von den Jugendlichen zu bekommen, sondern auch, um in dieser extrem wichtigen Zielgruppe die bisher oftmals fehlenden Multiplikatoren zu gewinnen.

(RP)
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