Mönchengladbach Notfallproben auf der Überholspur

Mönchengladbach · Auf der neuen Laborstraße der Kliniken Maria Hilf werden täglich 2500 Blutproben analysiert. Die neue Technik übernimmt auch die Aufgaben, für die der Mensch überqualifiziert ist. Eine Million Euro hat sie gekostet.

 Beate Zimmermann ist seit 34 Jahren als medizinisch-technische Assistentin tätig. Durch die neue Technik gibt es viele Vorteile, unter anderem ist die Infektionsgefahr für die Mitarbeiter geringer.

Beate Zimmermann ist seit 34 Jahren als medizinisch-technische Assistentin tätig. Durch die neue Technik gibt es viele Vorteile, unter anderem ist die Infektionsgefahr für die Mitarbeiter geringer.

Foto: Maria Hilf

Was kann die moderne Analysetechnik nicht alles im Blut nachweisen: Proteine, die auf einen Herzinfarkt schließen lassen, Marker, die Krebs anzeigen, Leber- oder Nierenerkrankungen und noch vieles mehr. Blutproben liefern den behandelnden Ärzten wichtige Belege für die Diagnose und die darauf fußende Therapie. In vielen Krankenhäusern wurden die aufwendigen Laborarbeiten inzwischen ausgelagert. Nicht so im Maria Hilf, das gerade eine neue, eine Million Euro teure Laborstraße in Betrieb genommen hat.

"So haben wir kurze Wege und auch die Möglichkeit des persönlichen Kontakts zwischen Labor und Station", sagt Reinhard Müller, Bereichsleiter Medizintechnik im Maria Hilf. Auf der Laborstraße, die eher an ein gut abgeschirmtes Fließband erinnert, werden die Analysen automatisch durchgeführt. Auf der Station gibt der Arzt an, welche Werte er braucht. Die mit einem Code versehene Blutprobe kommt ins Labor und durchläuft die Laborstraße. Scanner lesen den Code aus, die Probe wird an den richtigen Stellen in die entsprechenden automatischen Analysevorrichtungen geschleust: Die Elektrolytwerte werden gemessen, die Gerinnungsfaktoren bestimmt oder die Tumormarker identifiziert. "Die Laborstraße übernimmt auch die Arbeiten, für die die MTAs überqualifiziert sind", erklärt Beate Zimmermann, die leitende medizinisch-technische Assistentin. Dadurch, dass beispielsweise das Entkorken der Proben maschinell geschieht, wird die Infektionsgefahr für die Mitarbeiterinnen entscheidend minimiert. Auch das Archivieren der Proben passiert automatisch. "So können wir immer wieder auf die Probe zugreifen", beschreibt Zimmermann einen Vorteil. "Wenn der Arzt weitere Laboruntersuchungen braucht, muss dem Patienten nicht noch einmal eine Blutprobe entnommen werden."

Die Laborstraße arbeitet schnell und zuverlässig, aber für die letzten Entscheidungen sind Menschen zuständig. "Die MTAs überprüfen immer die Plausibilität der Ergebnisse", betont die Leiterin. Alle zwölf Stunden durchlaufen Testproben den Analysezyklus, um das ordnungsgemäße Funktionieren der Anlage sicherzustellen. Mit den standardisierten und automatisierten Verfahren ist es möglich, genau zu definieren, wie lange der Arzt auf die Ergebnisse warten muss. "Die Zeiten haben sich sehr verkürzt", sagt Zimmermann, seit 34 Jahren als MTA tätig. "Früher haben selbst Notfälle zwei Stunden gedauert, heute wird nach 17 Minuten schon nachgefragt." Für Notfälle hält die Laborstraße übrigens eine Überholspur bereit. "Menschen sind immer noch schneller als Maschinen", stellt die leitende MTA fest. Deshalb werden bei Notfällen die menschlichen Mitarbeiter bei der Analyse eingesetzt. "Hinter jedem Röhrchen steckt ja ein Patient mit seinen Sorgen und Schmerzen", sagt Zimmermann.

Insgesamt 1,8 Millionen Analysen werden jährlich im Labor des Maria Hilf angefertigt, Analysen, die ihren Teil dazu beitragen, dass Patienten das Krankenhaus gesund wieder verlassen können.

(RP)
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