Mönchengladbach Oberbürgermeister umgibt sich mit Kunst

Mönchengladbach · Hans Wilhelm Reiners stellt drei Künstlern Räume im Rathaus zur Verfügung. Nach einem Jahr erfolgt ein Wechsel.

Seit ein paar Tagen steht im Büro des Oberbürgermeisters ein sonderbarer, mit schwarzem Fell bezogener Stiefel. Den Absatz an der Ferse bildet ein schmaler, roter Kunststoffring. Nein, es handelt sich nicht um Schuhwerk, sondern um ein Kunstwerk, geschaffen von der seit drei Jahren in Gladbach lebenden Künstlerin Petra Wittka. Die 1967 in Immenstadt (Allgäu) geborene Diplom-Ingenieurin und Produktdesignerin hat auch eine Kürschnerlehre absolviert. Daran gemahnt das schwarz gefärbte, zottelige Kunstfell, für das die Künstlerin das Fell eines Tibet-Lamas vor Augen hatte; vorne sind Krallen angedeutet. Das Objekt hatte der OB bei der c/o-Ausstellung "c/onflict" im Vorjahr im Museum Schloss Rheydt erblickt.

Hans Wilhelm Reiners (59) hatte die (übrigens auch in Korschenbroich realisierte) Idee, "Kunst ins Rathaus zu holen". Für bildende Kunst interessiert sich der OB seit langem. "Beim Parcours, dem Rundgang durch Künstlerateliers, habe ich mehrmals teilgenommen", sagt Reiners. Als er in seinem Büro bei Amtsantritt 2014 die vorhandenen grafischen Werke an der Wand sah, kam ihm die Idee, in ausgewählten Rathaus-Räumen künstlerische Leihgaben zu präsentieren.

Das zusammen mit dem Kulturbüro der Stadt (Dr. Thomas Hoeps, Johanna Fleischmann) entwickelte Konzept sieht vor, dass jeweils drei bis vier Künstler für ein Jahr die Möglichkeit erhalten, im OB-Büro und zwei Besprechungsräumen (Nr. 27 und 35) Arbeiten zu präsentieren.

Die Debüt-Schau gestalten die Designerin und Malerin Rita Wilmesmeier, Petra Wittka und der in Eicken lebende und arbeitende Japaner Koshi Takagi (54). Den quantitativ größten Anteil an der Präsentation - mit Materialbildern aus Gips, Rasterbildern, einer Serie Porträt-Collagen und dem Rasterporträt einer männlichen Person - hat die im Sauerland geborene Rita Wilmesmeier. Die mit Kontrastwirkung angeordneten Bildpaare "Draußen/Drinnen - Drinnen / Draußen" sowie "leuchtendes Weiß" und "leuchtendes Schwarz" hat sich der OB ins Büro hängen lassen. Im Besprechungsraum 35 sind ältere Porträtserien der Künstlerin zu sehen.

Der 1959 in Tokio geborene Zeichner und Maler Koshi Takagi hat sein Atelier in Eicken. Einer Anregung seines Mentors an der Kunstakademie Düsseldorf, Konrad Klapheck, folgend, hat Takagi neun Porträts von Professoren der Akademie geschaffen. In minutiöser Fleißarbeit allein mit dem Grafitstift entstanden überlebensgroße Ganz-Porträts. Sechs dieser Arbeiten - sie zeigen die Kunstprofessoren Rosemarie Trockel, Markus Lüpertz, Klaus Rinke, Gotthard Graubner, Tony Cragg und Fritz Schwegler - schmücken den Raum 27. Faszinierend die fotorealistische Präzision der gezeichneten Porträts, die den Betrachter beim Gang durch den Raum lebhaft mit den Augen zu verfolgen scheinen.

Wer die Kunstwerke sehen möchte, spreche spontan den Hausmeister an oder wende sich an das OB-Büro (Telefon 02161 25-2501).

(RP)
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