Mönchengladbach Odenkirchener Schüler inszenieren Hölle

Mönchengladbach · Theater-Gruppe aus Odenkirchen führt morgen erstmals eine schwarze Komödie auf. Ein Besuch bei der Generalprobe.

Die Aufführung ist in wenigen Tagen. Da geht's bei jeder Probe darum, an den letzten Feinheiten zu feilen. Gerade bei der letzten, der entscheidenden, bei der oft so manches schief geht. Und so werden bei der Theater-Gruppe des Gymnasiums Odenkirchen im ungebremsten Spieleifer Sätze formuliert, die in keinem Regiebuch stehen. Da sagt die Mutter unvermittelt: "Das ist aber krass!" Lehrer Wolfgang Klug blickt auf, schaut Nancy Mnich irritiert an und sagt tadelnd: "Nancy, eine Mutter über 40 benutzt doch nicht das Wort "krass"!" Die Nachwuchsschauspielerin ist überrascht: "Nee, ehrlich?"

So kurz vor der Premiere am Dienstag, 9. Juni, steigt das Lampenfieber, und im Text geht es teils bewusst und teils unbewusst drunter und drüber. "Die Hölle - das sind die Anderen" - so heißt die Komödie von Sandra Lill. Das ist ein Zitat aus dem Stück "Geschlossene Gesellschaft" von Jean- Paul Sartre, an das sich die Autorin anlehnt. Die Schülerinnen und Schüler der Theater- Arbeitsgemeinschaft des Gymnasiums Odenkirchen haben unter der Regie von Lehrer Wolfgang Klug (37) und der ehemaligen Schülerin Sina Müller mit viel Witz, raffinierten technischen Lösungen und einer guten schauspielerischen Leistung die schwarze Komödie auf die Bühne gebracht. Am 9.und 10. Juni, jeweils 19.30 Uhr, Eintritt drei Euro, feiern die Schüler in der Aula des Gymnasiums ihre Premiere.

Am teuflisch auffälligen Datum 6.6.2006 sterben sechs Menschen und wachen gemeinsam in einem seltsamen, isolierten und unbestimmbaren Raum wieder auf. Ihnen wird schnell klar, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Denn statt Ruhe und Erlösung erwarten die sechs "Untoten" viele ungeklärte Fragen: Ist dies wirklich die Hölle? Wer ist dieser seltsame Professor, der gar nicht tot ist, sondern nur "zu Besuch"? Wer zieht im Hintergrund die Fäden? Und wieso müssen alle immer wieder und wieder Papierschiffchen basteln?

Das Liebespaar (Rebecca Lünendonk, Simon Kamps), der Geschäftsmann (Johannes Kartmann), die Schizophrene (Maike Müller, Susann Warkentin), das Model (Nancy Mnich, Annika Sperling), Flora (Svenja Engels, Leonie Scheeren) und der Professor (Maik Oellers) - sieben völlig unterschiedliche Menschen. Teufelskreis eben! Nach erster Orientierung erzählen sie in Rückblenden, wie sie dorthin gekommen sind. Bei den "Flashbacks" bauen die Schüler die Bühne kurzerhand um, dieses Mal müssen die Mensastühle aushelfen, da die eigentliche Bühne in der Aula heute für Nachprüflinge unter den Abiturienten reserviert ist.

Einige Anlaufschwierigkeiten hat das Liebespaar in den romantischen Szenen. "Oh, danke . . .", nuschelt der Schüler Simon Kamps. "Mehr Gefühl! Du musst dahinschmelzen, Simon", betont Wolfgang Klug. Die Hauptproben sind stressig, alle werden hibbelig. Das "Baby", der kreierte Helm des Professors aus Alu-Folie, verrutscht immer wieder. Einige haben vor lauter Nervosität die Requisiten vergessen. An diesem kalten Ort voller mysteriöser Papierschiffchen, welche die Schauspieler mit voller Eifer falten, hätten die Verstorbenen die Chance, ihre Fehler zu revidieren.

Seit Oktober 2014 proben die Schüler einmal die Woche für das Stück. Doch in den letzten Wochen kurz vor der Premiere gehen auch die geliebten Samstage drauf. Denn am kommenden Dienstag und Mittwoch wird's ernst: Kostüme, Maske und Ton müssen sitzen, um das Publikum zu begeistern.

(RP)
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