Mönchengladbach Ohne Jörn Riewe wäre Fit für 10 nur halb so gut
Mönchengladbach · Seit mehr als zehn Jahren kümmert sich der 75-Jährige um die Laufgruppen der Aktion. Jörn Riewe organisiert, vermittelt, gibt Tipps und betreut die Teilnehmer - früher als Läufer, heute mit dem Rad.
Er hatte jüngst Geburtstag. Es war der 75. Abends klingelte eine zunächst kleine Gruppe vor seiner Tür am Hamerweg, und als Jörn Riewe öffnete, war er überrascht. "Was macht ihr denn hier? Kommt rein!", forderte er seine Gäste auf. Ihr - das waren Teilnehmer, die irgendwann einmal bei der Aktion "Fit für 10" mitgemacht hatten. Die Gruppe lehnte ab, und sie tat das nicht, weil sie den Gastgeber brüskieren wollte. Sondern weil sie wusste, dass sie nicht klein bleiben würde. Am Ende feierten mehr als 50 Ehemalige vor der Haustür mit Jörn Riewe dessen runden Geburtstag. Mit dieser Geste wollten die Ex-Teilnehmer danke sagen für einen Einsatz, den Riewe für sie und die Gemeinschaftsaktion von Rheinischer Post, NEW und Stadtsparkasse seit Jahren erbringt.
Ist Jörn Riewe die Seele des Ganzen? Das ist eine Formulierung, die der gebürtige Berliner vermutlich gar nicht so gerne hören mag. Das ist ihm vermutlich zu emotional, zu klischeehaft. Jörn Riewe ist einer, der Pflichten übernimmt und sie gewissenhaft und diszipliniert erledigt. Deshalb ist er für "Fit für 10" unersetzlich. Ohne ihn würde die Aktion vermutlich nicht so funktionieren wie sie funktioniert. Und vielleicht auch nicht mehr geben. Denn Riewe sorgt für die interne Kommunikation, er macht die unverzichtbare Verwaltungsarbeit und ist meist dabei, wenn sich die zukünftigen "Zehner" bei den Lauftreffs genau nach Trainingsplan fit machen. Früher begleitete er sie laufend, nach mehreren Verletzungen inzwischen auf einem Elektrorad. Und wenn Riewe mit einem kernigen "Sammeln!" Teilnehmer und Betreuer zusammentrommelt, klappt alles wie am Schnürchen. Sein Wort hat Gewicht - bei allen.
Sein Organisationsgeschick ist legendär, vor dem Hintergrund seiner früheren beruflichen Tätigkeit kommt es nicht von ungefähr. In der Nähe von Berlin auf dem Gebiet der ehemaligen DDR aufgewachsen, flüchtete Jörn Riewe 1961 in den Westen und trat zwei Jahre später als Offizieranwärter in die Bundeswehr ein. In der Truppe machte er schnell Karriere und war in führenden Positionen im Führungsstab der Luftwaffe im Verteidigungsministerium. Weil er sich in den 1990er Jahren für die Integration der Soldaten der ehemaligen Nationalen Volksarmee der DDR in die Bundeswehr verdient gemacht hatte, verlieh ihm der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker das Bundesverdienstkreuz. Bei allen beruflichen Erfolgen lief sein Leben aber alles andere als reibungslos. Die erste Ehefrau starb wenige Monate nach der Hochzeit bei einem Verkehrsunfall. Die zweite nach einer schweren Erkrankung. Tochter Daniela, Sohn Carsten und die fünfjährige Enkeltochter Juna gehören heute zum engen Familienkreis.
Und seit 2013 auch Barbara. Da wirkte die Aktion "Fit für 10" als Ehevermittler. Barbara Paulsen gehört einst selbst zu den Teilnehmern, die Riewe als Betreuer begleitete. Die beiden wurden ein Paar, heirateten. Und Barbara - inzwischen ebenfalls seit vielen Jahren Betreuerin bei "Fit für 10" - macht heute das, was Jörn Riewes früheres Hobby war: Sie läuft Marathon. Meist im Ausland, in Wien, Istanbul, Paris, Barcelona, Madrid, New York. Er ist immer dabei und denkt dann zurück an die Zeit, als er die 42,195 Kilometer laufend zurücklegte. Den schnellsten übrigens in 3:22 Stunden. Beim Seminar für die Laufgruppe von "Fit für 10" am Samstag ist Jörn Riewe natürlich dabei. Auch regelmäßig ab Mai, wenn die diversen Lauftreffs für die Teilnehmer starten. Und dann wird man es wieder hören, dieses: "Sammeln!"
