Mönchengladbach Opfer: Muss ich sterben?

Mönchengladbach · Rashid Khan (27) hat Mittwochnacht den lebensgefährlich verletzten Radfahrer an der Gladbacher Straße gefunden und die Rettungskräfte alarmiert. Der Krefelder sprach noch mit dem Unfallopfer, das später in der Klinik starb.

Es war am Mittwoch kurz vor 1 Uhr, als Rashid Khan seine Freundin nach Hause brachte. "Wir fuhren von Rheydt über Voosen nach Dorthausen, da sahen wir plötzlich den Radfahrer am Straßenrand liegen", erzählt der 27-Jährige. Der Krefelder hielt sofort an, um zu helfen. Er alarmierte die Rettungskräfte und zog dem Radfahrer den Helm ab. Zu diesem Zeitpunkt war der 26-Jährige noch ansprechbar. Rashid Khan sprach mit dem Gestürzten: "Ich fragte ihn, wie lange er dort schon liege, und er antwortete mir: Vier bis fünf Minuten."

Ob diese Zeitangabe tatsächlich stimmt, kann bis heute niemand sagen. "Vielleicht war der Mann bewusstlos, bevor wir ihn fanden", sagt der Krefelder. Sicher ist nur: Der 26 Jahre alte Radfahrer aus Aachen ist Mittwochnacht auf der Gladbacher Straße zwischen Dorthausen und Kothausen mit einem Fahrzeug kollidiert. Der Fahrer des Wagens fuhr weiter und ließ den Mann hilflos am Straßenrand liegen. Mittlerweile weiß die Polizei, dass es sich bei dem Unfallauto um einen Mercedes "Sprinter" oder einen nahezu baugleichen VW "Crafter" handelt. Beim Unfall war ein Außenspiegel abgebrochen.

Es dauerte nicht lange, bis in der Unfallnacht der von Rashid Khan angeforderte Rettungswagen kam. Aber ein paar Sätze konnte der Krefelder noch mit dem Unfallopfer wechseln. "Der Mann sagte, dass er kein Gefühl im Arm habe und sein Bein nicht mehr spüre", erzählt Rashid Khan. Dann habe das Unfallopfer gefragt, ob noch alles dran sei. Der Helfer beruhigte ihn und antwortete mit Ja. "Äußerlich waren keine schweren Verletzungen zu erkennen", sagt der Krefelder. Und dann kam ein Satz, der dem 27-Jährigen heute noch nachgeht. Der Radfahrer fragte: "Muss ich jetzt sterben?" Rashid Khan antwortete mit Nein. Und: "Alles wird gut. Gleich kommt Hilfe."

Dass der 26 Jahre alte Radfahrer doch seinen Verletzungen erliegen sollte, konnte der Helfer zu diesem Zeitpunkt nicht wissen. Trotzdem plagt ihn, "dass ich ihn irgendwie angelogen habe".

Das Unfallopfer starb kurz vor 5 Uhr in einem Mönchengladbacher Krankenhaus an seinen schweren inneren Verletzungen und multiplem Organversagen. Das hat die Obduktion mittlerweile ergeben. Auch die Notoperationen der Ärzte hatten den jungen Mann nicht retten können.

Die Polizei, die mittlerweile eine 14-köpfige Ermittlungskommission gebildet hat, an der auch Beamte der Mordkommission beteiligt sind, sucht weiterhin Zeugen. Gesucht werden nicht nur Passanten oder Verkehrsteilnehmer, die den Unfall gesehen haben, sondern auch solche, denen Mittwochnacht in der Nähe des Unfallortes etwas Verdächtiges aufgefallen ist. Auch Rashid Khan und seine Freundin hoffen, dass der Unfallverursacher bald gefunden wird. "Dass so etwas passiert, ist schon schockierend", sagt der 27-Jährige.

(RP)
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