Mönchengladbach Oppositionsführer Oberem

Mönchengladbach · So viele bis in die letzte Faser angespannte Menschen auf einen Schlag trifft man sonst nur vor Abiturprüfungen. "Gib ihnen Weisheit und Tatkraft”, betet Superintendent Hermann Schenck beim ökumenischen Gottesdienst im Münster vor.

 Vor der ersten Ratssitzung trafen sich die neuen Ratsmitglieder mit Oberbürgermeister Norbert Bude (vorne, Mitte) und den Dezernenten (vorne. v.l.) Dr. Gert Fischer, der spät am Abend wieder gewählte Stadtdirektor Bernd Kuckels, Dr. Michael Schmitz und Peter Holzenleuchter im Museum Abteiberg für ein

Vor der ersten Ratssitzung trafen sich die neuen Ratsmitglieder mit Oberbürgermeister Norbert Bude (vorne, Mitte) und den Dezernenten (vorne. v.l.) Dr. Gert Fischer, der spät am Abend wieder gewählte Stadtdirektor Bernd Kuckels, Dr. Michael Schmitz und Peter Holzenleuchter im Museum Abteiberg für ein

Foto: RP, Detlef Ilgner

Leider hört‘s nur gut die Hälfte der Ratsmitglieder. Der Rest verzichtet auf Gottes Segen. Vor allem die neue Ampel-Mehrheit ist schwach vertreten. Den Wettbewerb, wer am spätesten zum Gruppenbild kommt ­ und damit den größten Auftritt hat ­ gewinnt Dr. Anno Jansen-Winkeln knapp vor Karl Sasserath.

Und dann geht‘s endlich los. Und zwar recht unspektakulär, Klaus Schäfer (SPD) und Renate Zimmermanns (CDU) werden in geheimer Wahl zu Bürgermeistern gewählt ­ und zwar wahrscheinlich genau mit den Stimmen ihrer Lager. Nach und nach werden die Ausschüsse besetzt. Und dann, ganz plötzlich, kommt Leben in die bis dahin unspektakuläre Sitzung. Der Anlass ist vergleichsweise unwichtig: die Besetzung des Theaterkuratoriums. SPD, Grüne und FDP stellen als gemeinsame Liste Kandidaten auf und merken dabei zu spät, dass ihnen das gemeinsame Abstimmen in diesem Fall einen Sitz kostet. In letzter Minute korrigieren sie das.

Viele Sitzungsunterbrechungen

"Rechtswidrig” sei das, wettert Oberem, sorgt für Sitzungsunterbrechungen und weckt die CDU. Die wittert plötzlich die Chance, die Ampel am eigenen Anspruch zu packen. Dr. Hans Peter Schlegelmilch zitiert genüsslich aus dem Kooperationsvertrag, nach dem die Ampel immer gemeinsam votieren will. "Wenn es opportun ist, wenn es um Pöstchen geht, halten Sie das also anders”, sagt Schlegelmilch. Oberem stellt fest: "Das Vertrauen, das Sie durch die Veröffentlichung des Vertrags gewinnen wollten, haben Sie schon wieder kaputt gemacht.” Die CDU feixt. Auffallend ist, dass Schlegelmilch in den zahlreichen Sitzungsunterbrechungen immer wieder möglichst viele der CDU-Fraktion einbindet, aber auch immer wieder den Rat von Rolf Besten sucht.

Die Anwürfe zeigen Wirkung. Jansen-Winkeln argumentiert, früher sei das schließlich auch immer so gemacht worden. Nicole Finger, Kreisparteivorsitzende der FDP, sieht aus, als habe sie in größere Mengen Zitronen gebissen. Der gewissenhafte Lothar Beine (SPD) hadert sichtlich mit sich, dass ihm der Fehler nicht rechtzeitig aufgefallen ist. Am Ende muss gar um das Mandat gelost werden ­ übrigens auch, weil die Vertreter von Zentrum und NPD mit CDU und FWG stimmen. Das heizt die Stimmung weiter auf. Der Oberbürgermeister grantelt. Per Los gewinnt die FDP.

Die Opposition hat zum ersten Mal Oberwasser. Das steife Wort "Gestaltungsmehrheit”, das auch OB Bude bei fast jedem Antrag bemüht, wird von Erich Oberem immer wieder genüsslich zitiert. Seinen Ratskollegen Karl Sasserath spricht er als "Herrn Gestaltungsratsmitglied” an. Doch dann will die CDU, dass Bernd Kuckels geheim gewählt wird ­ und hat die eigenen Stimmen nicht beisammen. Manfred Langen (Zentrum) erlebt all das nicht mehr mit. Nach knapp vier von gut acht Stunden ist er weg.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort