Mönchengladbach Orkan: Viele Schäden, keine Verletzten

Mönchengladbach · Bei dem Unwetter stürzten Bäume auf Autos und Häuser. Trotzdem wurde bei dem Sturm, der mit 118 km/h über die Stadt fegte, kein Mensch verletzt. "Gladbach hat Glück gehabt", sagt die Feuerwehr. Die Schäden sind indes hoch.

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Die Folgen des Sturms waren auch am Morgen danach noch deutlich zu spüren: Auf den Autobahnen rund um Mönchengladbach gab es kilometerlange Staus, weil die Deutsche Bahn ihren Betrieb eingestellt hatte. Die Stadt schloss vorsorglich die Friedhöfe sowie drei Sportplätze, weil die Gefahr besteht, dass weitere Bäume umstürzen. Die Spiele auf dem Ascheplatz an der Jahnhalle, dem Rasenplatz an der Radrennbahn und dem Waldsportplatz Rönneter mussten aus diesem Grund abgesagt werden.

Das Unwetter war kurz, aber laut Feuerwehr eins der heftigsten der letzten Jahre. 118 Stundenkilometer erreichten die Sturmböen nach den Messungen der hydrologischer Station der NEW in Rheindahlen. Das ist ein ausgewachsener Orkan. "Das war schon ziemlich schlimm. Trotzdem hat Mönchengladbach Glück gehabt. Es gab keine Verletzten", sagt Feuerwehrsprecher Frank Nießen. Er war Montagabend und -nacht im Dauereinsatz und mit ihm weitere über 300 Berufsfeuerwehrleute und Freiwille Kräfte. Sie hatten alleine mehr als 330 Einsätze wegen umgestürzter Bäume, abgerissener Äste, umgefallener Zäune und abgedeckter Dächer.

Das sind die Sturmschäden in Mönchengladbach
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Foto: Theo Titz

"Finanzielle Folgen gehen in die Millionen"

Bis zum Mittag war noch immer nicht alles abgearbeitet. Laut Nießen war Holt besonders betroffen. An der Bahnstraße kippte ein riesengroßer Baum auf die Straße, an der Aachener Straße stürzte ein Baum auf ein Wohnmobil. "Wenn jemand darin gesessen hätte, hätte es garantiert Verletzte gegeben", sagt Nießen. Und obwohl im Stadtgebiet viele Bäume auf Autos krachten, blieb es auch es hier "nur" bei Sachschäden. Die sind allerdings enorm hoch. "Die finanziellen Folgen werden in Mönchengladbach und am mittleren Niederrhein in die Millionen gehen", sagt Horst Pawlik, erster Vorsitzender des Bezirksverbands Mittlerer Niederrhein im Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute.

Seit den frühen Morgenstunden telefonierten seine Berufskollegen ohne Unterlass mit von Sturmschäden betroffenen Kunden. Auch bei Dachdeckern standen die Telefone nicht still. Im Dachdecker- und Klempnerbetrieb Kunschke an der Süchtelner Straße meldeten sich ab 7 Uhr zahlreiche aufgelöste Kunden, bei denen der Sturm die Hausdächer abgedeckt hatte.

"Hier ist Land unter. Wir wissen gar nicht, wen wir zuerst bedienen sollen", hieß es aus dem Sekretariat. Allein bis gestern Mittag 12 Uhr waren 20 Aufträge eingegangen. Auch bei Dachdeckermeister Herbert Röders herrschte gestern Großkampftag. "Wir haben schon zehn Aufträge aufgrund des Sturms erhalten. Für unseren kleinen Betrieb ist das viel", bestätigte Röders. Auch die vielen gesperrten Autobahnen rund um Gladbach erschwerten die Arbeit: "Meine Jungs stecken überall im Stau fest", so Röders.

Wegen des Unwetters war es auch zu etlichen Stromausfällen in mehreren Stadtgebieten gekommen. Teilweise konnte die Versorgung durch Notstromaggregate wiederhergestellt werden. Aber weil es so viele Störungen gab, blieben einige Haushalte auch länger ohne Strom. Durch das Gewitter waren insgesamt 43 Signalanlagen in der Stadt ausgefallen. 31 haben sich nach wenigen Minuten selbst von wieder eingeschaltet, zwölf mussten gestern Vormittag per Hand wieder hochgefahren werden. Erst am Nachmittag liefen alle Ampelanlagen wieder.

Die Aufräumarbeiten werden wohl noch länger dauern. Die fünf städtischen Baumkontrolleure sind weiterhin unterwegs, um zu sehen, wo weitere Bäume gefällt werden müssen. Männer der Autobahnmeisterei waren gestern aus dem gleichen Grund unterwegs. "Das Besondere bei diesem Sturm ist, dass auffallend viele große und kräftige Bäume umgestürzt sind", sagt Feuerwehrsprecher Frank Nießen, "das liegt wohl daran, dass sie mit ihren vielen Blättern eine große Angriffsfläche boten."

Die Gerüchte, dass alle Schulkinder heute frei haben, stimmt übrigens nicht. Keine Schule sei beim Sturm so stark beschädigt worden, dass man sie schließen musste, sagt Stadtsprecher Dirk Rütten. Und: "Gibt es neue Unwetter, können die Eltern selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder zur Schule schicken."

(RP)
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