Mönchengladbach Pauken für die neue Heimat

Mönchengladbach · Said Gourram lebt seit sechs Jahren in Deutschland. Jetzt möchte er auch einen deutschen Pass haben. Für den Einbürgerungstest hat der gebürtige Marokkaner die letzten Monate schwer gebüffelt – Geschichte, Politik und deutsche Grammatik.

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Said Gourram lebt seit sechs Jahren in Deutschland. Jetzt möchte er auch einen deutschen Pass haben. Für den Einbürgerungstest hat der gebürtige Marokkaner die letzten Monate schwer gebüffelt — Geschichte, Politik und deutsche Grammatik.

Said Gourram möchte gern Deutscher werden. Vor sechs Jahren kam er von Marokko nach Mönchengladbach — der Liebe wegen. "Meine Frau hat schon viele Jahre in Deutschland gelebt. Nach der Hochzeit habe ich mich dann auch dafür entschieden." Warum? "Weil ich mich hier heimisch fühle." Seine Frau ist ebenfalls gebürtige Marokkanerin, hat inzwischen aber einen deutschen Pass. Anfang 2011 hat Said Gourram den Antrag auf Einbürgerung bei der Stadt Mönchengladbach gestellt. Bis dahin musste der 32-Jährige viele Formulare ausfüllen und den ein oder anderen Test machen.

Zwischen 600 und 650 Anträge auf Einbürgerung werden jährlich in Mönchengladbach gestellt. Die Voraussetzungen für den Erhalt eines deutschen Passes sind im Staatsangehörigkeitsgesetz (StAG) geregelt. Wer mindestens acht Jahre in der Bundesrepublik gelebt hat, in der Lage ist, seinen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten und nicht straffällig geworden ist, wird mit seinem Antrag Erfolg haben. Von diesem Grundtatbestand gibt es Ausnahmen. Zum Beispiel kann sich die Dauer des Mindestaufenthalts verkürzen, wenn der Bewerber bestimmte Voraussetzungen erfüllt, er zum Beispiel das Abitur an einer deutschen Schule gemacht hat. "Das ist aber vom Einzelfall abhängig und kann ausnahmslos von der Ausländerbehörde entschieden werden", sagt Cleopatra Altanis von der VHS Mönchengladbach. Seit 2006 betreut sie integrationswillige Migranten in Deutschland. Hilft bei der Prüfungsvorbereitung, den Amtsgängen und steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite.

Alle Teilnehmer müssen außerdem Kenntnisse der deutschen Sprache nachweisen. Als Said Gourram 2005 nach Mönchengladbach kam, konnte er nicht einmal "Guten Tag" sagen. "Als ich zum ersten Mal das Wort "Entschuldigung" gehört habe, dachte ich, ich lerne diese Sprache nie", erzählt der 32-Jährige und lacht. Vor kurzem hat er den Sprachtest ohne Probleme bestanden. "Die Grammatik ist manchmal etwas knifflig, aber wenn man sich konzentriert, geht das schon". Zur Zeit ist er als Fahrer angestellt. Die Tests für seine Kraftfahrerlizenz hat er ebenfalls in der deutschen Sprache abgelegt. Obwohl er dies auch in seiner Muttersprache hätte tun dürfen. "Ich will doch hier arbeiten und leben. Dann kann ich auch die Prüfung auf Deutsch machen."

Seit September 2008 müssen Einbürgerungswillige zusätzlich den sogenannten Einbürgerungstest absolvieren. 33 Fragen, 30 betreffen den Bund, drei das jeweilige Bundesland. Bei 17 richtigen Antworten gilt der Test als bestanden. Anfangs wurde er heftig kritisiert. Die Fragen verfehlten ihr Ziel, der Test wirke abschreckend auf die Einbürgerungswilligen, hieß es aus den Reihen der Politik. Die Fakten sprechen eine ganz andere Sprache. "Die Zahl der Anträge ist seit Einführung des Einbürgerungstests nicht zurückgegangen", sagt Klaus Schmitz, Integrationsbeauftragter der Stadt. Auch Cleopatra Altanis sieht in dem Test kein Hindernis, das den Migranten bei der Einbürgerung Steine in den Weg legen könnte. "Die Quoten sprechen für sich. Knapp 99 Prozent bestehen den Test." Woher das kommt? "Die Menschen beschäftigen sich intensiv mit dem Thema. Lernen fleißig mit den dafür vorgesehenen Internetprogrammen und Büchern", sagt sie.

Auch Said Gourram hat sich bei Cleopatra Altanis die nötigen Informationen und Tipps abgeholt. "Damit konnte ich mich gut vorbereiten. Die von der VHS empfohlenen Programme sind wirklich hilfreich." Den Test schaffte er dann locker. 30 der 33 Fragen hat er richtig beantwortet. Die Kritik am Einbürgerungsverfahren versteht er nicht. "Ich habe mich gut vorbereitet und dabei nicht nur für den Test gelernt, sondern wirklich viel über Deutschland erfahren." Die Aufgabe sei in jedem Fall machbar. Said Gourram hat alle nötigen Formulare ausgefüllt, Anträge gestellt, und sämtliche Nachweise erbracht. Jetzt ist es also nur noch eine Frage der Zeit, bis er seinen deutschen Pass in den Händen halten kann.

(RP)
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