Mönchengladbach Pfarrer Riethdorf nimmt fünf Störer ins Gebet

Mönchengladbach · Pfarrer Manfred Riethdorf will mit den Eltern der Kinder sprechen, die am Heiligen Abend die Krippenfeier in St. Marien massiv störten. Wurden die Kinder angestachelt? Und wenn ja, von wem?

 Die Pfarre St. Marien in Rheydt: Fünf junge Unruhestifter störten hier Heiligabend die Krippenfeier.

Die Pfarre St. Marien in Rheydt: Fünf junge Unruhestifter störten hier Heiligabend die Krippenfeier.

Foto: Ilgner

Manfred Riethdorf zaubert für Kinder und Jugendliche. Der 70-Jährige hat sogar einen Fanclub, der aus ehemaligen Schülern des Gymnasiums am Geroweiher besteht. Der Studienrat im Ruhestand, der Religion, Philosophie und Pädagogik unterrichtete, hatte im Internet-Portal Schüler VZ bis zu 200 Fans, und er galt als "bester" und "coolster" Lehrer. Der Seelsorger von St. Marien hat großes Verständnis für junge Menschen - auch dann, wenn sie sich daneben benehmen und dumme Streiche machen.

Aber am Heiligen Abend war seine Toleranzgrenze erreicht: Da störten vier Kinder und ein Jugendlicher, alle offenbar muslimischen Glaubens, derart massiv seine Krippenfeier in der Pfarrkirche St. Marien, dass die Pfarre Anzeige erstattete. Auch deshalb, weil die Störenfriede "Scheiß Christen" in die Kirche gerufen haben sollen, in der Familien mit Kindern die Geschichte von der Geburt Jesu hörten. Weil der Küster zwei Störer festhalten konnte, bis die Polizei eintraf, ist ihre Identität geklärt: Es sind Brüder aus Rheydt. Über sie ermittelte die Polizei die anderen Beteiligten.

Gestern war Riethdorf nach der Aufregung am Heiligen Abend wieder ganz der Pädagoge, den seine Schüler so schätzten: Er will noch heute mit den Eltern der Störer Kontakt aufnehmen, um ihnen und ihrem Nachwuchs den Ernst des Vorfalls klar zu machen. Und er hofft darauf, dass sie ihm signalisieren, dass dies ein grobes Fehlverhalten war. Als er kurz nach dem Vorfall mit den Brüder gesprochen hat, baten sie ihn bereits um Entschuldigung.

"Ich will aber auch wissen, wie die Eltern darauf reagieren. Und was die Kinder zu dieser Reaktion veranlasst hat. Haben sie sich zum Beispiel instrumentalisieren lassen? Und wenn ja, von wem? Religion darf nicht zu einem Feindbild werden. Das müssen Eltern ihren Kindern vermitteln", sagt der Pädagoge Riethdorf. Er will nach den Ferien Kontakt mit der Schule aufnehmen, die die Unruhestifter besuchen: "Wenn man jetzt nicht beherzt gegensteuert, dann will ich nicht wissen, was sie machen, wenn sie einige Jahre älter sind."

Deshalb hat die Pfarre gehandelt und Anzeige gegen das Quintett erstattet. Riethdorf und sein Kollege Klaus Hurtz wollen damit Grenzen setzen. Während vier Störer nicht strafmündig sind, wird der Vorfall für einen 14-Jährigen schlimmere Folgen haben. Riethdorf denkt schon weiter. "Wir sollten den Vorfall nutzen, um zu einer neuen Gesprächskultur zu finden", sagt er.

Eine Fürsprecherin findet er dabei in der SPD-Bundestagsabgeordneten Gülistan Yüksel, die selbst Muslima ist. "Dieser Vorfall ist nicht zu tolerieren. Wir haben bereits einen Dialog der Religionen gehabt. Wir müssen die Ergebnisse noch mehr nach außen vermitteln." Sie fordert die Eltern der Störer auf, Grenzen zu setzen und dafür zu sorgen, dass diese auch eingehalten werden.

(RP)
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