Mönchengladbach Pflegetraining für Angehörige

Mönchengladbach · Krankenhäuser bieten kostenlose Beratung und Schulung für betroffene Familien an.

 Sie helfen pflegenden Angehörigen: Sandra Rose (l.) und Marita Thönnissen in Ihrem Büro

Sie helfen pflegenden Angehörigen: Sandra Rose (l.) und Marita Thönnissen in Ihrem Büro

Foto: Kliniken Maria Hilf

Der schwerkranke Gregor S. wird aus dem Krankenhaus nach Hause entlassen. Seine Frau Marina, vom dramatischen Krankheitsverlauf ihres Mannes tief getroffen, lässt sich von den Pflegeexpertinnen der Kliniken Maria Hilf schulen: Sie lernt, wie man einen Kranken am besten lagert und umbettet, wie man ein Wundliegen des Patienten verhindert, wie die Ernährungssonde funktioniert. Sie durchläuft das Training für pflegende Angehörige, das im Franziskushaus wie in den anderen Gladbacher Krankenhäusern kostenlos angeboten wird. Und das, obwohl sich ein Pflegedienst 24 Stunden am Tag um ihren Mann kümmern wird. "Ich muss verstehen, was passiert", erklärt sie. "Ich will auch Übersicht über die Arbeit des Pflegedienstes haben."

"Die Situation, den Partner, die Partnerin oder einen Familienangehörigen zu Hause zu pflegen, ist natürlich sehr belastend", weiß Sandra Rose, Krankenschwester und Pflegeexpertin an den Kliniken Maria Hilf. "Im Training können wir Tipps geben, vor allem aber wird durch die Schulung die Unsicherheit genommen." Viele Angehörige hätten Angst, etwas falsch zu machen.

Das Pflegetraining, das Sandra Rose gemeinsam mit ihrer Kollegin Marita Thönnissen anbietet, wendet sich an pflegende Angehörige. Finanziert wird das Angebot durch die AOK, egal welcher Kasse der Patient angehört. Es umfasst nicht nur praktische Übungen, sondern auch Beratung mit dem Sozialdienst des Krankenhauses. Der Umgang mit Rollstühlen oder Rollatoren wird genauso erklärt wie die Ernährung per Sonde. "Manchmal lehnen Patienten oder Angehörige Hilfsmittel ab, weil sie glauben, beispielsweise einen Toilettenstuhl nicht zu benötigen", sagt Marita Thönnissen. Im Training aber stelle sich oft heraus, wie nützlich bestimmte Dinge seien. "Wir können das dann immer noch nachbestellen", erklärt sie.

Die Pflegeexpertinnen kommen auch zu den Patienten nach Hause, wenn das gewünscht und nötig ist. Sechs Wochen lang und bis zu zwanzig Mal. Manchmal erhöht sich der Pflegebedarf schleichend über viele Monate und Jahre wie bei vielen dementiell veränderten Patienten, manchmal aber auch plötzlich wie bei Schlaganfallpatienten oder nach schweren Operationen. Zu den Patienten mit Pflegebedarf gehören auch oft solche mit onkologischen oder neurologischen Erkrankungen. "Die Angehörigen sind häufig mit den Patienten allein zu Hause", sagt Marita Thönnissen. "Deshalb sollten sie auch lernen, wie man rückenschonend einem Menschen aufhilft oder ihn beim Gehen unterstützt."

Genauso wichtig sei die Selbstpflege. "Die pflegenden Angehörigen müssen auch ohne schlechtes Gewissen mal an sich denken können", meint die Pflegeexpertin. Deshalb wird auch versucht, zur Entlastung andere Familienangehörige, Freunde oder Nachbarn in ein Netzwerk der Hilfe einzubinden. "Neulich ist es geglückt, die Tochter mit ins Boot zu holen, um die Mutter bei der Pflege des alten Vaters zu entlasten", erzählt Thönnissen. "Es ist schön, wenn man merkt, dass man etwas bewegen kann."

(RP)
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