Mönchengladbach Pianistisches Virtuosentum der Romantik im Konzert

Mönchengladbach · Giovanni Bellucci spielte Orchestertranskriptionen.

Bravourstücke in der Tradition der großen Klaviervirtuosen standen auf dem Programm des fünften Meisterkonzerts der Saison in der Kaiser-Friedrich-Halle. Auf dem Podium der italienische Pianist Giovanni Bellucci. Der Preisträger renommierter Wettbewerbe machte zuletzt durch die Interpretation selten gehörter, weil hoch diffiziler Transkriptionen aus der Feder des zu seinen Lebzeiten als enfant terrible der Klaviatur gefeierten Franz Liszt auf sich aufmerksam. Solche Übertragungen von Orchesterwerken auf sein eigenes Instrument hatte Bellucci für den ersten Teil des Rezitals ausgewählt: zwei Abschnitte des "Dies irae" aus Mozarts Requiem, die Schilderung der Hölle im "Confutatis maledictis" sowie die innige Klage des "Lacrimosa".

Liszts Transkription, als Reduktion vieler Stimmen auf nur ein Instrument mit nur einer Klangfarbe, ist ungewohnt, jedoch nicht gewöhnungsbedürftig, fasst sie doch den Charakter des Mozart'schen Geniestreichs effektvoll zusammen. Ein ideales Eröffnungsstück für den Soloabend, gab es doch gleich den Facettenreichtum preis, den ein Pianist, der der Klavier-Partitur gerecht werden will, beherrschen muss.

Der sich anschließende Programmpunkt war eine Verneigung Liszts vor dem als größtes Klaviertalent vor ihm gehandelten Ludwig van Beethoven. Doch nicht nur dessen pianistischen Fähigkeiten huldigte Liszt, sondern vor allem seiner Orchestermusik, als er alle neun Sinfonien des Meisters der Wiener Klassik auf sein "Orchester für zwei Hände" übertrug. Bellucci wählte die 5. Sinfonie, die vielleicht bekannteste. Die Popularität der Vorlage legte allerdings einige Schwächen des Italieners offen: Viele Temposchwankungen, übermäßiger Gebrauch des Pedals, ein großes Laut-leise-Gefälle sowie einige überhastete, verwischte Läufe bestätigten den Eindruck, dass Liszts Arrangement nicht grundlos den Ruf der Unspielbarkeit hat.

Die Brücke zum zweiten Konzertteil schlug ein "echter" Beethoven: seine Sonate in d-Moll op. 31/2, die "Sturm"-Sonate. Diese, wie die weiteren originalen Klavierwerke im Programm, gelangen Giovanni Bellucci bedeutend besser, hier offenbarte er auch seine lyrische Seite, insbesondere in Ferruccio Busonis Elégie Nr. 4. Die trägt den Untertitel "Turandots Frauengemach", nach seinem neun Jahre vor Puccinis Oper entstandenen Bühnenstück, und verarbeitet die englische Weise "Greensleeves".

In einem Rezital, das das Virtuosentum der Romantik ausstellt, darf ein weiterer Name nicht fehlen: Frédéric Chopin, der mit seiner "Heroischen Polonaise" op. 53 vertreten war. Großen Schlussapplaus erntete Bellucci nach Liszts "Ungarischer Rhapsodie" Nr. 2 in cis-Moll.

(chr)
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