Mönchengladbach Blütenkätzchen sorgen fürs erste Niesen

Mönchengladbach · Immer mehr Menschen leiden unter Allergien, weil zunehmend Pflanzen aus dem Mittelmeerraum hier heimisch werden. Der in der Stadt ansässige Deutsche Allergie- und Asthmabund ist eine wichtige Kontaktstelle für Betroffene.

Irgendwas blüht immer: Das wissen leidgeprüfte Allergiker zur Genüge. Bereits im Dezember kann der Haselstrauch seine Blütenkätzchen öffnen. Sobald deren Pollen ihren Flug durch die Luft angetreten haben, verspüren viele Menschen ein unangenehmes Kratzen im Hals oder reagieren mit Atemnot.

"Die Pollenzeit hat sich infolge der Klimaveränderung verschoben", weiß die Diplom-Oecotrophologin Sonja Lämmel. Seit 20 Jahren berät sie Betroffene mit dem Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) über Pollen- und Kreuzallergien. Bis Ende November können Gräser, Beifußgewächse und das exotische Ambrosia Pollen ausschütten, danach kann es bei milder Witterung ohne Pause mit dem Hasel-Pollenflug weitergehen, erklärt Lämmel. "Unsere klassischen Frühblüher sind Hasel, Erle und Weide, die je nach Witterung ab Ende Februar dazukommen, darauf folgen Pappel und Birke."

Vor allem Birkenpollen machen vielen von März bis Mai schwer zu schaffen. Weniger verbreitet sei das Allergen von Pappel oder Esche, da gibt es also Abstufungen bei der Intensität. Es komme immer auf die Art der "Exposition" an, also darauf, wie massiv der Allergiker dem Auslöser ausgesetzt ist.

In den letzten Jahren habe die Zahl der Allergiker und Allergie-Auslöser zugenommen, informiert Lämmel. "Wir verzeichnen von Jahr zu Jahr einen Anstieg der Zahlen, neu sind zum Beispiel Ambrosia-Pollen." Dadurch, dass zunehmend Pflanzen des Mittelmeerraums bei uns heimisch werden - Lämmel erwähnt "ganze Olivenhaine in Köln" - wachse zugleich die Zahl der Auslöser von Unverträglichkeiten.

Allergien sind nach wie vor ein Dauerproblem. Immerhin, stellt die Oecotrophologin fest, habe sich in den letzten zehn Jahren die Diagnostik spürbar verbessert: "Welcher Allergieauslöser in der Polle für die Allergie verantwortlich ist - dabei handelt es sich um Mikro-Eiweißstrukturen - ist heute genauer erforscht." Für verschärfte Krankheitsbilder sei mit ursächlich, dass sich in der Luft zunehmend Feinstaub oder Ozon mit Pollen verbinden. Daten über Pollenflug erhält der DAAB indirekt auch von den Kliniken Maria Hilf, die über ihre Klinik für Pneumologie am Krankenhaus St. Franziskus eine Pollenmessstation betreiben. "Wir melden an den Polleninformationsdienst mit Sitz in Berlin. Von hier werden die Daten an den Deutschen Wetterdienst weitergeleitet und auch veröffentlicht", erklärt der Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Privatdozent Andreas Meyer. Flächendeckende Informationen über Pollenbeschwerden der Betroffenen in der Region erhält der DAAB über die Internetseite www.pollentrend.de, wo Allergiker Pollen und Beschwerden aus der Region melden können, erklärt Lämmel. So erfährt der DAAB aktuelle Pollenflugvorhersagen in der Region. "Aufstellung und Betrieb eigener Pollenfallen können wir uns nicht leisten."

Kompetenzschwerpunkt in der Gladbacher Klinik für Pneumologie am Franziskus-Krankenhaus ist die Allergologie, dabei stehen Prävention, Diagnostik und Behandlung von Allergien im Mittelpunkt. Je nach Art der Allergie erfolgt die Diagnose durch Allergietestung am Patienten oder durch Laboruntersuchungen. Der zweite Schritt nach der Ermittlung der Allergene ist in vielen Fällen die Hyposensibilisierung. Sie erhöht die Toleranz des Patienten gegenüber den Allergie auslösenden Stoffen, erklärt Chefarzt Meyer.

(RP)
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