Mönchengladbach Ponys helfen Kindern bei der Integration

Mönchengladbach · Für jeweils zwei Kinder der Flüchtlingsunterkunft in Rheindahlen steht einmal pro Woche etwas Tolles auf dem Programm: Sie dürfen bei Elke Schulz in Hehler reiten und ihr Selbstvertrauen stärken.

 Norweger-Mix Sonny (22 Jahre) ist der Held der Kinder. Mit ihm arbeiten die Flüchtlingskinder hauptsächlich, weil er der ruhigste und gelassenste unter den Ponys ist. Elke Schulz (re.) gibt dabei Hilfestellung.

Norweger-Mix Sonny (22 Jahre) ist der Held der Kinder. Mit ihm arbeiten die Flüchtlingskinder hauptsächlich, weil er der ruhigste und gelassenste unter den Ponys ist. Elke Schulz (re.) gibt dabei Hilfestellung.

Foto: Jörg Knappe

Mit weit ausgestreckten Armen sitzt Esma auf dem Rücken von Pony Sonny und lässt sich von Reitpädagogin Elke Schulz über den Sandplatz führen. Der Wallach ist für die Achtjährige ein Held. Denn mit seiner Hilfe hat sie eine Menge Selbstvertrauen entwickelt. Noch vor wenigen Wochen wäre es undenkbar für Esma gewesen, freihändig auf dem Pony zu reiten. Obwohl sie noch so jung ist, hat sie schon eine Menge erlebt.

Esma ist mit ihrer Familie aus dem Kosovo nach Deutschland geflüchtet. Jetzt ist die Flüchtlingsunterkunft an der Hardter Straße in Rheindahlen ihr neues Zuhause. Doch dank des Einsatzes von Peter Richter und Reitpädagogin Elke Schulz dürfen die Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren im Wechsel einmal pro Woche reiten gehen und Abwechslung erleben.

"Für die Kleinen ist das Reitangebot ein Sechser im Lotto", sagt Peter Richter (69), der 20 Jahre als Seelsorger in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Viersen tätig war. Seit fünf Jahren engagiert sich der ehemalige Pastoralreferent für die Flüchtlingskinder an der Hardter Straße in Rheindahlen.

Vor drei Monaten kam Elke Schulz auf ihn zu und machte ihm das Angebot, dass er einmal pro Woche mit zwei Kindern kostenlos zum Reiten in den Stall nach Hehler in Schwalmtal kommen könne. Dankend hat Peter Richter das Angebot der gelernten Reitpädagogin angenommen.

Seitdem heißt es für Esma (8), Fabiola (9), Denis (7) und weitere Flüchtlingskinder, Ponys putzen, satteln, führen, reiten und mit ihnen im Hardter Wald kleine Abenteuer erleben. Ihre Erfahrungen hält Peter Richter für die Kinder mit vielen Fotos fest. "So haben die Kleinen immer schöne Erinnerungen bei sich und die Eltern können sehen, was ihre Kinder mithilfe der Ponys gelernt haben", sagt der 69-Jährige.

Jedes Kind macht dabei seine ganz individuellen Erfahrungen: Fabiola zum Beispiel liebt es, den Wallach Sonny ausgiebig zu striegeln. Esma hingegen lässt sich gerne auf seinem Rücken tragen, um kleine Kunststücke auf ihm zu üben. Denis wiederum führt den 22 Jahre alten Norweger-Mix am liebsten über den Platz. "Das Tolle an der Arbeit mit den Pferden ist, dass ich die Kinder immer erreiche - und das ganz ohne Sprache", sagt Elke Schulz über ihre Arbeit.

Regelmäßig nimmt die 54-Jährige auch zwei Flüchtlingskinder zu Gruppenaktionen mit. "Das ist besonders schön, da die Kleinen dabei auch mit deutschen Kindern in Kontakt kommen und integriert werden", sagt Peter Richter. Und so stehen mit dem Erwerb des "Pony-Passes" am Sonntag, 21. Juni, und dem Feriencamp zum Thema "Zirkus" vom 6. bis zum 10. Juli auch schon die nächsten Gruppenaktionen für die Flüchtlingskinder an.

Esma ist das vorerst nicht wichtig. Für sie zählt nur das Hier und Jetzt. Und so ist es für die Achtjährige auch selbstverständlich ihren Held auf vier Hufen nach getaner Arbeit in den Stall zu bringen und liebevoll zu versorgen. "Tschüss Sonny", sagt sie und streichelt dem Wallach zum Abschied noch einmal über die Flanke.

(sibr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort