Mönchengladbach Post ohne Briefkasten

Mönchengladbach · Auch zwei Monate nach Eröffnung können an der neuen Hauptpost in der Oberstadt keine Briefe zum Versand eingeworfen werden.

Mönchengladbach: Post ohne Briefkasten
Foto: Andreas Gruhn

Die Zahl der Briefe nimmt jedes Jahr weiter ab, zuletzt um rund 700 Millionen auf nun bundesweit 18,6 Milliarden Schreiben, die von der Deutschen Post zugestellt werden. Das verwundert im digitalen Zeitalter auch kaum, erstaunlicher ist hingegen ein Umstand, der vielen RP-Lesern in Mönchengladbach auffiel und den sie im Bürgermonitor unserer Redaktion meldeten: Die neue Hauptpost im Postbank-Finanzzentrum an der oberen Hindenburgstraße hat keinen Briefkasten. "Das dürfte in Deutschland einmalig sein", schrieb ein Nutzer unserer Redaktion. Gestern Mittag ergab sich folgendes Bild: Menschen mit Briefen in der Hand gingen ratlos ums Gebäude herum und fanden nichts, den Brief konnten sie wegen einer Betriebsversammlung auch nicht am Schalter abgeben.

Eine Sprecherin der Post bestätigte unserer Redaktion, dass tatsächlich ein Briefkasten fehle. Allerdings sei durchaus an dieser Stelle einer geplant. "Dazu brauchen wir von der Stadt aber erst eine Genehmigung", sagte die Postsprecherin. Die wurde am Montag im Zuge unserer Recherchen nach Angaben der Stadt tatsächlich auch beantragt - zwei Monate nach Eröffnung der neuen Filiale. Betreiber des Standortes ist die Postbank, die aber im Auftrag der Post auch für alle Postdienstleistungen zuständig ist - um die Briefkästen aber muss die Deutsche Post AG sich kümmern. So weit, so kompliziert.

Die Dichte des Briefkasten-Netzes ist grundsätzlich gesetzlich geregelt: In bebauten Gebieten muss überall im Umkreis von 1000 Metern ein Briefkasten fußläufig erreichbar sein. "In unserem Netz sind es in bebauten Gebieten sogar nur 500 Meter, in Mönchengladbach liegen wir noch darunter", sagte die Postsprecherin. Bundesweit erhöhte das Unternehmen in den vergangenen Jahren sogar die Zahl der Briefkästen um 2000 auf jetzt 110.000. Für Mönchengladbach könne man keine Zahl nennen, diese werde man aber auf jeden Fall konstant halten, versicherte die Post. Sprich: Es sollen trotz sinkenden Briefaufkommens nicht weniger gelbe Postboxen geben.

Die Stadt hat in den vergangenen Jahren allerdings eine andere Beobachtung gemacht: "Die Zahl der Briefkästen, die abgebaut werden, steigt", sagte Stadtsprecher Wolfgang Speen. Die Stadt muss es wissen, denn alles rund um Briefkästen bedarf einer Genehmigung vom Ordnungsamt. Das betrifft auch den Abbau. Und wenn ein freistehender Kasten abgebaut werden soll, dann braucht der Postriese zusätzlich noch eine Genehmigung für Bodenaufbruch von der Stadt beziehungsweise der Stadttochter Mags.

Für ihr Briefkastennetz analysiere die Post immer die Fluktuation von Menschenströmen - und natürlich die Füllmengen in den Kästen. Letzteres hat auch dafür gesorgt, dass die beiden noch stehenden großen Briefkästen vor dem ehemaligen Postbank-Finanzzentrum am Bismarckplatz erhalten bleiben. Die dortige Filiale war mit der an der Lürriper Straße zusammengelegt und für die Neue aufgelöst worden. "Die Kästen werden sehr rege genutzt. Sie bleiben bestehen und werden auch weiter dreimal am Tag geleert", versicherte die Postsprecherin. So gibt es vorerst in der Oberstadt eine Postfiliale ohne Briefkästen und am Bismarckplatz Briefkästen ohne Post.

(RP)
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