Mönchengladbach Potenzialanalyse für alle Achtklässler

Mönchengladbach · Im neuen Schuljahr wird die Berufsorientierung an Schulen ausgebaut. 2440 Achtklässler und 1790 Schüler aus den neunten Klassen werden in unterschiedlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten getestet, um ihr berufliches Potenzial auszuloten.

 Was kann ich? Wo liegen meine Stärken? Das soll eine Potenzialanalyse bei Schülern ermitteln.

Was kann ich? Wo liegen meine Stärken? Das soll eine Potenzialanalyse bei Schülern ermitteln.

Foto: diagentur

"Kein Abschluss ohne Anschluss" heißt das Landesprogramm. Ziel ist es, dass alle Schüler nach ihrem Schulabschluss eine Ausbildung oder ein Studium beginnen und niemand ohne Perspektive bleibt. Mönchengladbach ist bereits seit zwei Jahren dabei. Und das aus gutem Grund. 381 Schulabgänger haben aktuell keine Anschlussperspektive. Sie hatten bis zum 31. Juli keinen Ausbildungsvertrag und sich auch bei keiner anderen Schule für einen höheren Schulabschluss angemeldet. An den Zahlen kann sich zwar noch einiges ändern, aber es ist nicht auszuschließen, dass ein Anteil nie eine Ausbildung machen wird.

Eine ausgebaute, flächendeckende Berufs- und Studienorientierung an allen weiterführenden Schulen soll abhelfen. Ab kommenden Schuljahr nehmen in Mönchengladbach insgesamt 28 Schulen mit rund 2440 Schülern aus der Jahrgangsstufe 8 und 1790 aus den neunten Klassen am Programm "Kein Abschluss ohne Anschluss" teil.

Konkret heißt das: Jeder Schüler unterzieht sich einer stärken- und handlungsorientierten eintägigen Potenzialanalyse. Getestet werden unterschiedliche Fertigkeiten und Fähigkeiten, um zu erkennen, für welchen Beruf der jeweilige Schüler am besten geeignet ist. Mit den individuellen und persönlichen Ergebnissen kann der Jugendliche sich dann bei folgenden Berufsfelderkundungstagen gezielt Tätigkeiten vor Ort auswählen und kennenlernen. "Das schon lange praktizierte Schülerberufspraktikum hat weiterhin Bestand", sagt Harald Weuthen, "hinzu kommen aber weitere Praktika." Für die Berufsfelderkundung sei eigens eine Online-Datenbank "www.fachkräfte-für-morgen.de" entwickelt worden. Dabei sei die Stadt Mönchengladbach durch die IHK, die Kreishandwerkerschaft, die Arbeitsagentur und die Regionalagentur Mittlerer Niederrhein unterstützt worden. Unternehmen stellen ihre Praktikums-Angebote dort ein. Schüler können sich in der Datenbank eine gewünschte Stelle auswählen. Die wird dann dem betreuenden Lehrer gemeldet. Der wiederum schaut, ob die gewählte Berufsfelderkundung zu dem Schüler passt und schaltet das Angebot dann frei.

Die Termine für die Berufsfelderkundung stehen ebenfalls schon fest: in der zweiten Woche nach den Osterferien vom 2. bis 5. Mai und in der dritten Woche vor den Sommerferien vom 26. bis 30. Juni.

Selbstverständlich, so Weuthen, könnten die Schulen auch weiterhin mit ihren Kooperationspartnern aus der Wirtschaft zusammenarbeiten und die Praktikumsplätze dort nutzen.

Für das Landesprojekt gibt es Fördermittel aus dem Europäischen Sozialfonds. Einen weiteren Förderantrag hat die Stadt beim Bund gestellt. Denn in Mönchengladbach möchte man nähere Erkenntnisse darüber gewinnen, wie man die Übergänge von Schule in Beruf verbessern kann, ob es bestimmte Gebiete in der Stadt gibt, in denen besonders viele Schüler ohne Zukunftsperspektive bleiben, ob es bestimmte Schichten betrifft, wo die Hemmnisse liegen und wie man sie beseitigen kann.

Wer nach dem Schulabschluss noch keine 18 Jahre ist, muss bis zur Volljährigkeit zur Berufsschule gehen, auch wenn er keine Ausbildungsstelle hat. Auf Schule haben aber einige überhaupt keine Lust mehr, und sie bleiben trotz Pflicht fern. "Das sind dann die Fälle fürs Jugend- oder Sozialamt", sagt Schulamtsleiter Harald Weuthen. Nun soll eine Änderung die Berufsschulpflicht für diese Schüler attraktiver machen. Zum zweitägigen Berufsschulunterricht soll ein dreitätiges gelenktes Berufspraktikum kommen, in der Hoffnung, dass die Schüler so die berufliche Wirklichkeit kennenlernen.

(RP)
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