Mönchengladbach Preis für Denkmalschutz an Glasforscher

Mönchengladbach · Annette und Ernst Jansen-Winkeln haben 100.000 Glasfenster inventarisiert. Alle Daten werden in ihrer Europäischen Akademie für Glasmalerei verwahrt. Im Lager sind 650 Fenster untergebracht, die sie vor der Zerstörung gerettet haben.

 Annette Jansen-Winkeln im Obergeschoss des Hauses, das sie mit ihrem Mann Ernst Jansen-Winkeln bewohnt. Ein großer Teil des Gebäudes dient als Bibliothek, Archiv und Forschungszentrum. Mehr als 100.000 Glasfenster haben die beiden bereits inventarisiert.

Annette Jansen-Winkeln im Obergeschoss des Hauses, das sie mit ihrem Mann Ernst Jansen-Winkeln bewohnt. Ein großer Teil des Gebäudes dient als Bibliothek, Archiv und Forschungszentrum. Mehr als 100.000 Glasfenster haben die beiden bereits inventarisiert.

Foto: Detlef Ilgner

Es ist eine Herzensangelegenheit. "Wir stehen in aller Frühe auf und machen uns an die Arbeit - sieben Tage die Woche", sagt Ernst Jansen-Winkeln. Seine Frau Annette und er haben nach jahrelanger Vorarbeit im vergangenen Jahr in ihrem Haus die Europäische Akademie für Glasmalerei eröffnet. Für ihre unermüdliche Forschungsarbeit bekommen die beiden am Montag den "Deutschen Preis für Denkmalschutz 2017" in Basel überreicht. Im Obergeschoss ihres Wohnhauses stehen Regal an Regal und Schubladenschrank an Schubladenschrank. Überall Bücher und Ordner - der Raum erinnert tatsächlich an ein wissenschaftliches Forschungsinstitut. In 10.000 Mappen sind 100.000 Fenster inventarisiert - geordnet nach Städten und Gebäuden, versehen mit Fotos, Angaben zum Künstler, handgezeichneten Grundrissen und mehr.

All das haben die Jansen-Winkels digitalisieren lassen. Auf der Seite www.glasmalerei-ev.net findet man sie. "Seitdem bekommen wir immer wieder Informationen aus der Bevölkerung", sagt Annette Jansen-Winkeln. Beispielsweise über den drohenden Abriss eines Gebäudes. "Dann werden wir sofort tätig." Im Laufe der Jahre haben die beiden mehr als 650 Fenster aus Gebäuden, die zum Abriss freigegeben waren, auf eigene Kosten ausbauen und in ihr Lager bringen lassen. "Aber leider kommt es immer häufiger vor, dass Gebäude, und mit ihnen die Fenster, vernichtet werden." Das fühlt sich für den Architekten Ernst Jansen-Winkeln und seine Frau, die Kunsthistorikerin Annette Jansen-Winkeln, jedes Mal an wie ein persönlicher Verlust - wie eine herbe Niederlage.

Begonnen hatte Annette Jansen-Winkeln mit Monografien von Glaskünstlern. Dabei stellte sie schnell fest, dass es unzählige bekannte und weniger bekannte Glaskünstler gab und gibt. "Oft sind es regionale Glaskünstler, die von den Städten und Gemeinden beauftragt werden - und die Menschen hängen an den gläsernen Kunstwerken." Die Suche wurde ausgeweitet und orientiert sich seitdem an allen Gebäuden mit Glaskunst in Deutschland (mit Schwerpunkt Nordrhein-Westfalen), Luxemburg und den Niederlanden. "Meine Frau fährt 50.000 bis 60.000 Kilometer im Jahr, um die Glaskunst aufzunehmen", sagt Ernst Jansen-Winkeln. Er ist immer dabei und zeichnet die Grundrisse mit den Angaben, an welchen Stellen sich die Glasfenster befinden.

Heute machen sie sich wieder auf den Weg. Es geht nach Speyer und Worms - dort werden weitere Fenster fotografiert und inventarisiert. Dann fahren die beiden weiter - über München nach Basel. Dort bekommen sie die den diesjährigen Deutschen Preis für Denkmalschutz verliehen. 1977 wurde dieser vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz gestiftet. Er gilt Persönlichkeiten und Personengruppen, die sich ehrenamtlich dem Schutz, der Pflege und der dauerhaften Erhaltung des baukulturellen und archäologischen Erbes widmen. Wie Annette und Ernst Jansen-Winkeln. Die beiden haben ihn ohne Zweifel ganz besonders verdienst.

(isch)
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