Serie Der Jecke Einblick Prinz ohne Currywurst

Mönchengladbach · Prinz Norbert I. und Niersia Barbara lassen die RP-Leser an ihrer Session teilhaben: Im wöchentlichen Wechsel schreiben sie in einer närrischen Kolumne, was sie auf (und hinter) den Bühnen erleben.

Serie Der Jecke Einblick: Prinz ohne Currywurst
Foto: Ilgner Detlef

Jedes Prinzenpaar ist etwas ganz Besonderes. Das aktuelle, Norbert Bude und Barbara Gersmann, setzt noch einen drauf: ein Oberbürgermeister a. D. und eine Bezirksvorsteherin - das hat es noch nicht gegeben. Sie schunkeln sich selbstbewusst, humorvoll und mit der richtigen Portion Selbstironie durch die Session, in der sie rund 270 Termine absolvieren. Prinz Norbert und Niersia Barbara haben reichlich eigene Lieder im Repertoire und einen eigenen Blick auf die jecke Zeit. Den werden sie mit unseren Lesern teilen - abwechselnd in einer wöchentlichen Kolumne. Nach dem Start in der vergangenen Woche mit Prinzessin Niersia Barbara ist nun Prinz Norbert I. an der Reihe:

Wenn Du morgens in der Bäckerei mit einem freundlichen Halt Pohl begrüßt wirst, der Schlachtruf nachmittags durch die Reithalle schallt und die nette Kassiererin an der Kasse ein vernehmbares "De Prinz kütt" ausruft, dann spürst Du, dass der Karneval in unserer Stadt doch eine Rolle spielt. Dabei hatte ich in diesen Situationen weder die Federn auf dem Kopf noch die Strumpfhosen an. Dass meine "Schmucker-Prinz-Strumpfhosen" eine solche Bedeutung für die Menschen haben, hätte ich allerdings nicht geahnt. Doch dazu später mehr.

Widmen wir uns erst den Federn. Exakt 150 Zentimeter lang, und exakt fünf sind es. Wenn Du die auf dem Kopf hast, bist du in jedem noch so vollen Saal gut erkennbar. Ich persönlich glaube ja, dass dies der tiefere Sinn der Federn ist. Nicht verloren gehen und für Deine Adjutanten immer gut sichtbar. Ein Blick in die Höhe und schon hat er mich wieder. Ist ja auch sein Job, den er übrigens genau wie der Adjutant der Prinzessin und der Hofmarschall hervorragend macht. Er passt auf mich auf, führt mich durchs Gedränge und hat die ach so wichtigen Orden am Mann. Sogar das Essen holt er mir, damit nichts mit dem Ornat passiert. Ketchupflecken auf blauem Samt sind keine Farbtupfer. Die Besichtigung eines Buffets wird dann schon mal zu einer grausamen Tour des Verzichts. Und da ist mein Adjutant streng, sehr streng. Leckere Currywurst mit Sößchen, vergiss es. Das typische Frikadellenbrötchen mit Senf, denk gar nicht erst dran. Er hat ja recht. Bei der Borussen-Sitzung hätte ich ihn aber fast ausgetrickst. Die nette Bedienung kam mit der doch so leckeren Borussen-Currywurst vorbei. Jetzt war die Chance da, mein Adjutant gerade für mich unterwegs. Meine Hände griffen schon nach dem Schälchen mit dieser leckeren Wurst in dieser herrlichen Soße, das Wasser lief mir im Mund zusammen. Da sah ich sie. Nicht die Wurst, sondern diese Augen. Dieser Blick. Nein, nicht den meines Adjutanten, sondern den meiner Prinzessin. Ohne Worte verstand ich, was sie sagte: Das willst Du doch nicht wirklich. Sie war halt auch zwei Jahre Adjutant des Prinzen.

Gut, ich bin auch ohne Currywurst durch den Abend gekommen, der zu den "Magic Moments" der letzten Tage zählte. Alle Termine und Auftritte, die wir erleben, sind wunderschön. Manche sind ganz besonders. Unser Lied "Wenn du nit danze kanns" mit der Sängerin Nicki Kempermann von der Band "Kempes Finest" gemeinsam zu singen, das war ein solcher Moment. Im Original ist es von ihrer Band, sie hat den Text geschrieben. Eine tolle Überraschung für uns.

Bei der eigenen Garde zum Generalappell einzuziehen, ist auch so ein besonderer Moment. Aber letztendlich liegen uns alle Termine am Herzen, ob klein oder groß, ob Jubiläum oder Biwak, ob für die jungen Karnevalisten oder die Senioren, sie alle sind uns wichtig. Und ja, der Prinz immer in Strumpfhose. Und damit jetzt alle nicht weiter fragen müssen: Ja, ich trage sie gerne. Und ja, ich rasiere meine Beine. Sieht besser aus. Und mit den Goldfasanfedern auf dem Kopf ist man ja quasi zur Eitelkeit verdonnert. Halt Pohl!

(RP)
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