Mönchengladbach "Pro Bahn" will mehr ICE

Mönchengladbach · Der Fahrgastverband begrüßt die Entscheidung für einen ICE-Halt in Gladbach, sähe aber gerne noch eine tägliche Schnell-Verbindung Richtung Süden. Derweil laufen versteckt die Sanierungsarbeiten am Hauptbahnhof.

Mönchengladbach: "Pro Bahn" will mehr ICE
Foto: Julian Omonsky

Sofern sich eine Stadt über ihre Verkehrsanbindung definiert, dann war Mönchengladbach jahrelang tiefste niederrheinische Provinz. Nur Nahverkehrszüge, ein schmuddeliger Hauptbahnhof und ein Flughafen ohne Fluglinien.

Zumindest am Bahnhof ändert sich nun eine Menge, weshalb der Fahrgastverband "Pro Bahn" derzeit äußerst gute Laune hat: Die Sanierungsarbeiten sind in vollem Gang. Derzeit werden Brandschutzmaßnahmen getroffen, was der Besucher nur noch nicht sieht. Bis 2012 soll der Bahnhof für insgesamt sechs Millionen Euro vollständig saniert sein. Was den Bahnhof aber noch mehr aufwertet, ist die ab kommenden Dezember angekündigte Schnellverbindung per ICE nach Berlin und zurück.

"Da ist Bedarf"

Nun legte der Fahrgastverband "Pro Bahn" nach und brachte eine weitere Fernverkehrsstrecke ins Gespräch. "Wir könnten uns eine tägliche Verbindung von Mönchengladbach aus Richtung Süden bis nach München vorstellen", sagte "Pro Bahn"-Sprecher Detlef Deuß. Er ist sicher: "Da ist Bedarf." Dass es dazu kommen könnte, ist ungewiss. "Wir werden erstmal sehen, wie die Verbindung nach Berlin angenommen wird", sagte ein Bahnsprecher in Düsseldorf auf Anfrage.

Soll heißen: Wenn zu wenig Fahrgäste mitfahren, könnte diese Verbindung recht schnell wieder aus dem Fahrplan verschwinden. Die Bahn hat sich für den ICE nach und ab Gladbach aufgrund von Umfragen und Untersuchungen der Marketingabteilung entschieden. Nur: Eine wirkliche Zeiteinsparung ergibt sich für den Berlin-Reisenden dadurch nicht, sagt Deuß. "Ob man in Düsseldorf umsteigt oder von Mönchengladbach aus fährt — beides dauert fünf Stunden."

Dass Mönchengladbach eine solche Anbindung braucht, steht für Detlef Deuß allerdings außer Frage: "Wir sind sehr froh darüber, dass wir jetzt wieder Fernverkehr haben. Das wertet den Mönchengladbacher Bahnhof auf von einem Nahverkehrs-Halt zu einem Fernverkehrssystem-Halt."

Zudem gibt es viele Fürsprecher für eine internationale Schnell-Verbindung von Düsseldorf nach Eindhoven, die über Mönchengladbach führen soll. Die soll über das Projekt "Connecting Knowledge by rail" (Rock) realisiert werden. Der niederländische Verkehrsminister Camiel Eurlings hatte seine deutschen Kollegen bereits unter Druck gesetzt mit der Zusage, er werde die nötigen Maßnahmen finanzieren — auf niederländischer Seite.

In der nun eingerichteten Schnellverkehrsverbindung sieht Deuß vor allem eine Prestigefrage für die Stadt. Denn eines hat die neue ICE-Verbindung sicher erreicht: Mönchengladbach ist nicht mehr die größte deutsche Stadt ohne Fernverkehr auf den Schienen.

(RP)
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