Mönchengladbach Problemhaus: Stadt seit einem Jahr untätig?

Mönchengladbach · Bezirksvorsteher Karl Sasserath informierte die Stadtspitze bereits im Sommer 2013 über die Zustände an der Limitenstraße. Abends sollen zudem vermeintliche Schwarzarbeiter im Problemhaus illegal Unterschlupf finden.

 Schimmel an den Wänden, grüne Pfützen auf dem Boden: Das Haus an der Wilhelm-Strauss-Straße ist kaum bewohnbar.

Schimmel an den Wänden, grüne Pfützen auf dem Boden: Das Haus an der Wilhelm-Strauss-Straße ist kaum bewohnbar.

Foto: Reichartz,Hans-Peter

Der Brief ist an Oberbürgermeister Norbert Bude adressiert, Durchschriften gingen an die Fachbereiche Ordnung, Bauen, Gesundheit und Kämmerer Bernd Kuckels - quasi die gesamte Stadtspitze. Karl Sasserath berichtet in seinem Schreiben von unhaltbaren Zuständen in Häusern an der Limitenstraße/ Ecke Wilhelm-Strauß-Straße. Der Bezirksvorsteher bringt seine "tiefe Sorge" zum Ausdruck und fordert eine Intervention durch die Stadt. Der Brief trägt das Datum 3. Juni 2013. Sasserath hat ihn vor beinahe einem Jahr verschickt.

Die Lage hat sich seitdem nicht verbessert - im Gegenteil. Am vergangenen Mittwoch stellte der Versorger NEW den Mietern das Wasser ab, weil der Eigentümer der Immobilien rund Schulden von rund 30 000 Euro angehäuft hatte. Wasserschäden haben die Wände schimmeln lassen, große Teile der Gebäude sind praktisch unbewohnbar.

 Obwohl es im Haus kein Wasser mehr gibt, leben immer noch zahlreiche Menschen dort, wie die Briefkästen zeigen.

Obwohl es im Haus kein Wasser mehr gibt, leben immer noch zahlreiche Menschen dort, wie die Briefkästen zeigen.

Foto: Reichartz,Hans-Peter

Kleinbusse liefern Illegale

Und doch scheinen in den Wohnungen noch immer Menschen zu leben. An den Briefkästen im Hauseingang sind zahlreiche Namensschilder befestigt. Karl Sasserath spricht in seinem Schreiben an die Stadt zudem von Gerüchten, dass illegal Menschen aus Bulgarien und Rumänien ohne Anmeldung in den Häusern leben. "Übereinstimmend schildern Menschen aus dem Umfeld, dass regelmäßig in den Abendstunden zwei Kleinbusse kommen, denen Beschäftigte entsteigen, die dann in der Immobilie Obdach und Schlafstätte finden", schreibt er.

Dabei bestanden schon damals gravierende Zweifel am baulichen Zustand. Denn die Wasserschäden im Inneren, die durch das Herausreißen von Wasser- und Abwasserrohren entstanden sein sollen, hatten auch die Wände so stark angegriffen, dass der Putz an der Fassade begann, abzubröckeln. Das Bauordnungsamt hatte daraufhin nach Angaben von Karl Sasserath die Straße mit einem Gerüst gesichert. "Das Bauordnungsamt ist nicht durch Aktivismus aufgefallen", sagt Karl Sasserath verärgert. Immer wieder hätten sich Bürger an ihn gewandt, immer wieder habe er das Gespräch mit den zuständigen Stellen gesucht. Die Stadt habe lange Zeit jedoch nicht genug unternommen: "Es hätte soweit nicht kommen müssen."

Den Bezirksvorsteher beschäftigen nicht nur die Menschen, die noch immer in den Gebäuden leben. Er fürchtete auch negative Auswirkungen auf das Umfeld in Rheydt. Immerhin liegen die Häuser nicht nur in unmittelbarer Nachbarschaft der Evangelischen Hauptkirche und des gerade renovierten Marktplatzes - sondern auch im Bereich der Sozialen Stadt. Mit dem Projekt "Soziale Stadt" wurde eigentlich der Versuch unternommen, die Innenstadt zu stabilisieren. "Die Situation an der Limitenstraße birgt die Gefahr, dass buchstäblich auf der anderen Straßenseite des schicken neuen Marktes sozialer Brennstoff liegt, der den gewünschten Erfolg der Umfeldarbeit schnell gefährden könnte."

Im März dieses Jahres wandte er sich daher erneut schriftlich an die Stadtverwaltung, die sich gestern zu dem Thema nicht äußern wollte. Die Zustände hätten sich bedrohlich verschlechtert, schreibt er. Der Grünen-Politiker schlägt daher vor, dass die Stadt die Gebäude ersteigert. "Diese Zustände müssen von öffentlicher Seite behoben werden."

(RP)
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